Andere Regionen Deutschlands klagen schon über teils anhaltende Trockenheit. Doch nach Bayern brachten mehrere Tiefausläufer einige Regenschauer und lokal auch heftigere Gewitter. Im Mittel aller LfL-Stationen fielen von Donnerstag letzter Woche bis Dienstagmittag bayernweit 11 mm Regen – bei einer Spanne von 0 bis 50 mm. Weitgehend trocken blieb es in vielen fränkischen Anbaugebieten. Ohne weiteren Regen und bei gleichzeitig sommerlichen Temperaturen rückt auch dort die Trockenheit wieder in den Fokus.
So kleinräumig unterschiedlich, wie der Regen fiel, entwickelt sich auch das Infektionsrisiko in den Getreidebeständen. Neben der für viele Schadpilze nötigen Feuchte spielen hier allerdings auch die Sorteneigenschaften und der aktuelle Befall eine entscheidende Rolle, um daraus Behandlungsempfehlungen abzuleiten.
Weizen: Septoria-Schwelle örtlich überschritten
Bei der Mehrzahl der Winterweizenbestände spitzte zu Wochenbeginn das Fahnenblatt (BBCH 37), sodass sich dort im Laufe der Woche der Blattapparat vollständig entfalten wird (BBCH 39). Bei späteren Sorten, Saatterminen oder in kühleren Lagen wird dies in der kommenden Woche der Fall sein.
Wie erwartet wird auf den unteren Blattetagen nun verstärkt Septoria tritici sichtbar, Neuinfektionen wurden zuletzt ausgelöst durch die Regenphasen Ende April. Dort, wo in der ersten Maiwoche genügend Regen für weitere Neuinfektionen fiel, werden diese Ende dieser Woche spätestens Anfang nächster Woche zu sehen sein. Befall finden Weizenerzeuger aktuell auf dem Blatt F-4, teils auch auf der vorderen Hälfte von F-3. Die Bekämpfungsschwelle ist erreicht, wenn vier von zehn Pflanzen Befall auf F-4 (oder darüber) aufweisen. In der Vorwoche traf dies im gesamten Monitoring nur für einen Schlag im Landkreis Cham zu, mit der Sorte KWS Keitum bei allerdings sehr früher Saat Ende September.
Sechs weitere Schläge mit den Sorten Asory, Chevignon, Elixer und Patras, dies durchaus auch bei normalen Saatterminen bis Mitte Oktober, standen kurz vor der Schwellenüberschreitung. Letzteres war auch unter den ersten Proben vom Montag dieser Woche zu beobachten, so etwa bei den mittelanfälligen Sorten KWS Emerick und Patras aus den Landkreisen Ansbach und Deggendorf.
Wann gegenSeptoria behandeln?
Ob eine Behandlung sinnvoll ist, lässt sich verlässlich nur anhand von Kontrollen der eigenen Bestände in Verbindung mit den lokalen Niederschlagsmengen entscheiden. Empfohlen wird dies bei einem Septoriabefall über der Schwelle von 40 Prozent Befallshäufigkeit auf F-4 und Regen, der für mindestens 36 Stunden Blattnässe sorgt, denn erst dann gelingen dem Erreger Neuinfektionen. Letzteres traf für große Teile Südbayerns bereits am letzten Freitag zu. Kurze Regenschauer, wie vielerorts zu Beginn der Woche, wo Sonne und Wind den Bestand nach wenigen Stunden wieder abtrockneten, haben dagegen für Septoria nicht ausgereicht. Das zeigen auch die SEPTRI-Prognosen unter www.isip.de.
Mit den für das Wochenende vorhergesagten Regenfällen ist die Situation erneut zu prüfen. Zu beachten ist dabei, dass selbst die besten Mittel in hohen Aufwandmengen nur etwa eine Woche zurückliegende Infektionen sicher bekämpfen können. Mit reduzierten Aufwandmengen verkürzt sich diese kurative Wirkung.
- Bestände ohne Fusariumrisiko lassen sich ab BBCH 39 mit einer Behandlung ausreichend schützen. Dazu werden Regelaufwandmengen breitwirksamer Carboxamid/ Picolinamid-Azol-Präparate oder -Mischungen empfohlen, zum Beispiel (je ha) 1,5 l Ascra Xpro, 1,0 l Elatus Era, 1,0 l Gigant, 1,5 l Jordi, 1,5 l Revytrex, 1,25 l Skyway Xpro, 2,0 l Vastimo, ab BBCH 41 auch 2,0 l Univoq.
- Wo der Weizen zur Behandlung BBCH 37/39 noch nicht erreicht hat, kann ebenso ein Spritzstart mit den oben aufgeführten Mittel erfolgen, allenfalls moderat reduziert, mit etwa 80 % Aufwandmenge. Nach etwa zwei bis drei Wochen ist hier, je nach weiteren Infektionsbedingungen und abhängig von den Resistenzeigenschaften der Sorte, eine Abschlussbehandlung mit einem Azolpräparat zum Schutz von Fahnenblatt und Ähre einzuplanen. Eine solche Strategie eignet sich auch bei bestehendem Fusariumrisiko.
Weitere Krankheiten sind bislang von untergeordneter Bedeutung, sollten aber bei einer möglichen Behandlung gegen Septoria auch bei Befall unterhalb der Schwellen mitberücksichtigt werden. So tritt Mehltau weiterhin nur sehr vereinzelt auf, im Monitoring bislang bei den Sorten Apostel, Asory, Campesino, Elixer, KWS Keitum, Patras und RGT Reform sowie in Dinkel in der Sorte Badensonne. Lediglich auf einem Standort im Landkreis Forchheim mit der Sorte Foxx war in der Vorwoche die Schwelle überschritten (sechs von zehn Pflanzen mit ersten Pusteln). Durch das insgesamt hohe Resistenzniveau im Weizensortiment und die aktuell langen intensiven Strahlungsperioden zwischen den kurzen Regenschauern ist bayernweit auch mit keiner deutlichen Ausbreitung zu rechnen. Kontrollen sind bei dichteren Beständen und stärker anfälligen Sorten, wie Elixer oder Kerubino, dennoch ratsam.
Auch für den Gelbrost bleibt es im bayerischen Monitoring bislang bei wenigen Einzelfunden bei der Sorte Patras. Meist war dabei nur ein Blatt der gesamten Probe betroffen und im unbehandelten Bestand oder im Versuch keine Nesterbildung zu beobachten. Gleiches gilt für Triticale, wo es bei Einzelfunden in den Sorten Cedrico, Lombardo oder Ramdam blieb. Auch dort, wo der Befall teils schon vor mehreren Wochen auftrat, verharrte dieser meist bei sehr geringen Befallsstärken und breitete sich auch regional nicht weiter aus. Aufmerksame Kontrollen sind dennoch weiter ratsam, da mit neuen Gelbrostrassen zu rechnen ist und zudem die aktuelle Witterung Neuinfektionen grundsätzlich begünstigt.
Letzteres gilt angesichts der deutlich gestiegenen Temperaturen nun auch für die DTR-Blattdürre, mit dem besonderen Risiko auf Stoppelweizenflächen, und den Braunrost, besonders für stärker anfällige Sorten wie Foxx, LG Initial oder Pep. DTR tritt im Monitoring, wo allerdings kein Weizen nach Weizen enthalten ist, bislang nur mit unbedeutenden Einzelfunden auf, Braunrost noch gar nicht.
Sommergerste: Kontrollen jetzt verstärken
Während in der Wintergerste mit der Blüte der Fungizideinsatz und damit das Monitoring endet, starten nun die Kontrollen in der Sommergerste. Je nach Saattermin und Lage haben die meisten Bestände das Ein- bis Drei-Knoten-Stadium (BBCH 31-33) erreicht. Die ersten Monitoringproben vom Dienstag zeigen – bis auf vereinzelt geringen Befall mit Netzflecken, Rhynchosporium-Blattflecken oder Zwergrost – weiterhin gesunde Bestände.
Auf frühen Mehltau ist vor allem bei anfälligeren Sorten zu achten. Eine frühe Maßnahme wird jedoch erst empfohlen, wenn jede zweite Pflanze erste Pusteln aufweist. Wie im Vorjahr zeigt die Sorte Accordine vereinzelt erste harmlose, rein physiologische Symptome der „mlo-Blattflecken“: Um ein kleines, dunkles Zentrum bilden sich grau-braune Ringe („Zielscheiben-Blattflecke“). Diese Flecken sind ohne Ertragsbedeutung. Fungizide haben darauf keinen Einfluss und sind daher unnötig.
Im Laufe der Vegetation werden die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und die Landesanstalt für Landwirtschaft insgesamt 70 Winterweizen-, 14 Wintertriticale- und 21 Sommergersten- sowie vier Dinkelschläge mehrmals auf Pilzkrankheiten untersuchen. Über www.LfL.bayern.de kann die Befallssituation aller Standorte abgerufen werden. Die Proben werden hierbei von Praxisschlägen entnommen. Die Ergebnisse können jedoch nicht die Befallserhebung auf dem Einzelschlag ersetzen.
Außerdem kann über die Informationsplattform ISIP zusätzlich eine Prognose der Infektionswahrscheinlichkeit aller wichtigen Blattkrankheiten abgerufen werden, die zugrunde liegenden bayernweiten Wetterdaten und zahlreiche Zusatzinformation unter www.wetter-by.de.