Der Rapsanbau hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Zum einen durch den Wegfall der Rapsbeizung, die uns im Herbst vor Rapserdfloh und der kleinen Kohlfliege bewahrt hat. Desweiteren führt die Klimaveränderung dazu, dass sich der Schädlingsbefall verändert hat.
Zum anderen ist der intensive Zwischenfruchtanbau zu nennen. Hier setzen viele Landwirte auf Brassicaceae-Arten wie Senf und Ölrettich, die als Wirtspflanzen für Rapsschädlinge dienen können – und auch zum Teil selbst massiv unter den Schäden zu leiden haben.
Die Pflanzenzüchtung bringt uns aber auch immer positive Lichtblicke, erwähnenswert sind hier die Resistenzen gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus, das durch die grüne Pfirsichblattlaus übertragen wird, sowie Kohlhernie-resistente Sorten.
AusgangssituationHerbst 2020
Der Rapserdfloh und seine Schäden sind jedem bereits bekannt. Allerdings ist es wichtig, der Kohlfliege und dem schwarzen Kohltriebrüssler in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu schenken:
Kleine Kohlfliege
Die kleine Kohlfliege kannten wir früher nur in den wärmsten Regionen Bayerns – mittlerweile ist sie fast in jedem Rapsanbaugebiet zu finden.
- Zyklus: Das Insekt schlüpft in der Zeit von Mitte April bis Anfang Mai – entscheidend dafür ist die Temperatur – und beginnt dann eine Woche später mit der Eiablage. Vor allem bei Vorsommertrockenheit kann die erste Generation Schaden im Mai/Juni an den Rapspflanzen verursachen. Die zweite Generation schlüpft im Juli/August und die dritte Generation – also die, die für den Schaden im kommenden Herbst verantwortlich ist – schlüpft im September/Oktober.
- Aussehen: Die Kohlfliege ähnelt der Stubenfliege und ist etwa 5 – 6 mm lang mit einem roten Fleck auf der silbrig-weißen Stirn. Das Männchen ist schwarzgrau, das Weibchen braungrau. Die gelbweiße Larve/Made ist 6 – 8 mm lang und befällt den Wurzelhals und den oberen Teil der Wurzel.
- Schaden: Die Rapswurzeln weisen braune Verfärbungen der Faulstellen auf. Man findet Fraßgänge und abgestorbenes Gewebe im Wurzelhals. Stark befallene Pflanzen bleiben im Wachstum stark eingeschränkt zurück und können sogar absterben. Bei milden Wintern und ausreichend Niederschlag im Frühjahr kann der Raps durch die Bildung von Seitenwurzeln den Schaden einigermaßen kompensieren. Bei starken Kahlfrösten und rauchen Winden kann es aber zur Auswinterung kommen.
Schwarzer Kohltriebrüssler
Der Schwarze Kohltriebrüssler ist bisher nur sehr vereinzelt in Bayern zu finden.
- Zyklus: Der Lebenszyklus ist dem der Kohlfliege sehr ähnlich.
- Aussehen: Der 2,5 - 3,5 mm rotfüßige Rüsselkäfer ist schwarz, glänzend und an der Rumpfunterseite hell geschuppt. Er fliegt die Rapsfelder Anfang September an und beginnt 4 Wochen später mit der Eiablage. Die Larven sind 4 – 5 mm groß.
- Schaden: Die Larven bohren sich von der Sprossspitze zum „Herz“ der Rapspflanze und fressen dort bis ins Frühjahr. Die Folgen sind Kümmerwuchs und die Bildung von mehreren Seitentrieben anstelle des Haupttriebes.
Aus der Lebensweise der beiden Schädlinge lässt sich ein Fazit ableiten: Das Schadpotenzial lässt sich reduzieren – und zwar indem Ausfallraps in allen Kulturen gezielt ausgeschaltet wird.
Gleiches gilt für Unkräuter, die als Wirtspflanze für Kohlfliege und Rapserdfloh dienen – beispielsweise Ackerhellerkraut und Hederich. Als Zwischenfrüchte sollten keine mit Raps verwandten Pflanzen (Senf, Ölrettch, Rübsen) verwendet werden.
Desweiteren sind Frühsaaten in gefährdeten Regionen, wenn möglich zu vermeiden – und dafür etwas höhere Aussaatstärken empfehlenswert.
Gelbschalen sind Pflicht, sie müssen zeitig raus
Früher war der Rapsglanzkäfer Schädling Nummer 1 im Raps. Und die Stängelschädlinge waren meist mit einer gezielten Behandlung zum Zeitpunkt des Hauptzufluges leicht zu kontrollieren.
In den Letzen Jahren hat sich dieses Bild deutlich geändert – denn es gibt keinen Hauptzuflug mehr. Durch das Aufstellen der Gelbschalen ist das sehr gut sichtbar geworden.
Die Insektizidbehandlung kann nur zum Erfolg führen, wenn jeder Landwirt selbst Gelbschalen aufstellt – und zwar 2 Gelbschalen pro Feld, immer in Richtung des Altrapses oder an geschützten Lagen.
Großer Rapsstängelrüssler
Der große Rapsstängelrüssler ist der erste Schädling nach dem Winter und erwacht aus der vorjährigen Rapsfläche bei einer Bodentemperatur ab 5 °C. Je mehr Altraps in der Nähe ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit und die Anzahl des großen Rapsstängelrüsslers.
Der Einflug beginnt ab etwa 8 bis 10 °C Lufttemperatur. Für warme Lagen in Bayern war dies im Vorjahr bereits Mitte Februar der Fall. Für die Oberpfalz in den Landkreisen Regensburg, Schwandorf, Neumarkt, Amberg Sulzbach, sowie der südliche Teil von Weiden und der westliche Teil von Cham war das im Jahr 2019 und 2020 bereits Ende Februar bis Anfang März der Fall.
In den kühleren und Höhenlagen dementsprechend 7 bis 10 (12) Tage später.
Gleichzeitig wurde in dieser Zeit auch die Schadschwelle (siehe Tabelle) durch den sehr kurzen Reifungsfraß vor der Eiablage erreicht und eine Behandlung hätte stattfinden müssen. Leider wurde das in vielen Gebieten und von vielen Berufskollegen maßlos unterschätzt, weil es ja noch so „früh“ und „kalt“ war.
- Aussehen: Der Käfer ist 3 – 4 mm lang und schiefergrau. Die Larven sind anfangs gelblich, später mit einer dunkelbraunen Kopfkapsel etwa 7 mm lang und im inneren des Stängels zu finden.
- Schaden: Der Schaden wird beim Längenwachstum deutlich sichtbar. Das Aufplatzen der Stängel und die S-förmigen Stängelverformungen, genauso wie die weißlich umrandeten Einstichlöcher, häufig unter der Triebspitze und die Larven im Haupttrieb der Pflanzen sind die typischen Schadbilder. Es können dadurch zusätzlich Pilze in die Rapspflanze eintreten und somit Ertragsverluste von bis zu 50 % entstehen.
Gefleckter Kohltriebrüssler
Der Gefleckte Kohltriebrüssler startet bei ähnlichen Temperaturen wie der große Rapsstängelrüssler – aber etwas später.
- Aussehen: Die Käfer sind 2,5 – 3,5 mm lang und wirken „fleckig“ durch schuppenartige Behaarung. Typisch ist der weiße Fleck am vorderen Rücken. Außerdem besitzt er rötliche bis rostbraune Füße.
- Schaden: Eine sichtbare Schädigung der Rapspflanze ist auf den ersten Blick nur schwer erkennbar. Eine vernarbte Eiablagestelle in den Unterseiten der Blattstiele kann ein Hinweis auf Befall sein. Die Larven, die sich dann bereits im Stängelinneren befinden, sind ungefähr 4mm lang. In allen 3 Larvenstadien weisen diese eine gelblich-braune Kopfkapsel auf – ganz im Gegensatz zum großen Rapsstängelrüssler. Außerdem ist die Kutikula der Larven glatt und glänzend. Bei starkem Befall ist das Wachstum gehemmt und die Stängel können einknicken. Außerdem entsteht eine Sekundärinfektion durch Phoma und Verticillium.
Rapsglanzkäfer
Aussehen: Er ist 1,5 – 2,5 mm lang und oval geformt. Wie der Name schon vermuten lässt, hat dieser Käfer einen schwarz-grün glänzenden Rücken.
Zyklus: Der Käfer überwintert in gut durchlüfteten Böden und in der Nähe von Wäldern und Gebüschen. Er verlässt das Winterquartier ab etwa 10 °C und fliegt ab etwa 15 °C in den Rapsbestand ein.
Schaden: Der Hauptschaden entsteht durch Fraß an den Blütenknospen. Wichtig ist, dass mit Beginn der Blüte kein nennenswerter Schaden entstehen kann.
Wassermenge: Effektivität vor Flächenleistung
Sollte bei den Rapsstängelschädlingen schon früh die Schadschwelle überschritten werden, ist es wahrscheinlich, dass mindestens eine weitere Maßnahme gegen Stängelschädlinge erforderlich wird. Dann empfiehlt es sich beim ersten Mal ein Pyrethroid der Klasse II, zum Beispiel Karate Zeon (siehe Grafik unten) zu wählen – und für die Zweitbehandlung, das gegen Rapsglanzkäfer sehr gut wirksame Mittel Trebon.
Effektivität und Wirkung vor Flächenleistung
Eine sinnvolle Insektizidbehandlung setzt eine gewisse Wasseraufwandmenge pro Hektar voraus. Hier gilt der Grundsatz: Effektivität und Wirkung vor Flächenleistung. Es gibt bei den Insektiziden generell begrenzte Ressourcen was Mittel und Wirkungsgrade anbelangt. Deswegen ist es für jeden Landwirte absolute Pflicht und auch im Sinne des integrierten Pflanzenbaus die Anwendungsbedingungen und die gezielte Applikation so wirksam wie möglich zu machen.
Das heißt beim Raps, der viel Blattmasse und Bodenbedeckung hat, zum optimalen Termin zu behandeln. „Kein“ Wind und Wasseraufwandmengen von 220 – 300 l Wasser pro Hektar je nach Düse, Fahrgeschwindigkeit und Abtriftminderungsklasse des jeweiligen Insektizids. Grundsatz: Je weniger Wasser desto weniger „mögliche“ Treffer.
Zusätzlich darf bei einer Anwendung auf keinen Fall die Aufwandmenge reduziert werden, um weiteren Resistenzen entgegen zu wirken.
Schädlinge in der Blüte
- Der Kohlschotenrüssler ist 2 – 3 mm groß, schwarz und durch seine starke Behaarung grau erscheinend. Klares Unterscheidungsmerkmal zu den anderen Rüsselkäferarten ist sein gedrungener Körper und der nach innen gebogenen Kopf, der rüsselförmig verlängert ist. Der Käfer beginnt mit dem Zuflug bei etwa 13 °C, der Hauptzuflug setzt bei über 20 °C und Beginn der Hauptblüte ein. Die Schädigung ist äußerlich erst zu erkennen, wenn die Larven die Schoten verlassen. Der Rüssler verursacht aber normalerweise keine großen Schäden, dafür fungiert er als Wegbereiter der Kohlschotenmücke.
- Die Kohlschotenmücke kann hingegen beträchtliche Schäden anrichten. Sie wandert als Puppe im Frühjahr aus dem Boden der vorjährigen Rapsfläche. Sie ist 1 – 1,5 mm groß, die Oberseite ist braunschwarz und weiß behaart. Außerdem hat sie lange Beine und lange Fühler. Die Larven sind 0,5 – 1,5mm lang, glasig und später gelblichweiß – sie haben keine Kopfkapsel und keine Füße. Klares Anzeichen für einen Schaden sind vorzeitig aufgeplatzte, geschrumpfte, verkrümmte und angeschwollene Schoten.
- Herbst 2020: Regional starker Befall der Kohlfliege, genaue Differenzierung des Schadbildes des jeweiligen Schädlings.
- Ausfallraps und andere Kreuzblütler müssen konsequent bekämpft werden, da sie als Wirtspflanzen für Rapsschädlinge dienen.
- In Rapsfruchtfolgen sollten keine mit Raps verwandten Zwischenfrüchte angebaut werden.
- Eine Behandlung gegen den großen Rapsstängelrüssler muss unmittelbar nach Erreichen der Schadschwelle erfolgen – und das kann mitunter schon sehr früh im Jahr der Fall sein.