Klein und unscheinbar – aber sehr gefräßig: Der Maiszünsler vernichtet laut FAO jedes Jahr rund 4 % der weltweiten Maisernte. Das entspricht dem Nahrungsbedarf von rund 60 Mio. Menschen. Ende der 1970er Jahre trat er das erste Mal in Bayern auf, seit 2005 ist er auf nahezu jeder Maisfläche zu finden – und macht damit immer mehr Maisanbauern zu schaffen.
Bei den Nachbarn in Österreich ist das nicht anders, wie Marion Seiter von der Landwirtschaftskammer (LK) Oberösterreich beim Praktikertag des Deutschen Maiskomitees (DMK) in Neuhaus am Inn erklärte. In Österreich – und wohl auch in Deutschland – gibt es mittlerweile sogar Individuen, die eine zweite Generation anlegen, erklärte sie weiter.
Um so wichtiger ist seine konsequente Bekämpfung, denn selbst wenn er keine zweite Generation anlegt, hat der Maiszünsler ein hohes Vermehrungspotenzial: Ist ein Maisbestand zu 50 % befallen und liegt die Besatzdichte bei einer Larve pro Pflanze, entspricht das etwa 50 000 Larven je Hektar. Überleben nur 10 % davon das nächste Frühjahr, bleiben trotzdem noch 5000 übrig – und ein Weibchen legt zwischen 300 und 1000 Eier ab. Herrschen dann noch günstige Bedingungen, kann leicht wieder derselbe Befall wie im Vorjahr entstehen.
Zünsler wandert nach unten

Grundsätzlich lässt sich sagen, je später geerntet wird, desto weiter unten im Maisstängel sitzen die Zünslerlarven. „Laut einer Studie befinden sich zur Ernte rund 50 Prozent von ihnen unter dem dritten Internodium“, erklärte Seiter. Eine Studie des DMK nennt ähnliche Zahlen – demnach befinden sich zur Ernte 70 % der Larven unterhalb des zweiten Knotens. Ganz gleich welche Zahl nun eher die Verhältnisse in der Praxis widerspiegelt – unbestritten ist, dass sich die Zünslerlarven zum Vegetationsende in den unteren Stängelabschnitt fressen, denn dort wollen sie überwintern.
„Tiefes Abschneiden alleine reicht aber nicht aus um den Zünsler zu bekämpfen“, wie Seiter betonte. Denn die Larven, die eine Bearbeitung überleben, können zwischen den Stoppelresten auf dem Feld hin- und herwandern und sich dort ein geeignetes Winterquartier suchen. Es müssen also alle Stoppel- und Strohreste so bearbeitet werden, dass sie nicht mehr als Winterquartier für den Zünsler dienen können. Aber was genau bedeutet das? Im Grunde ist das ganz einfach: Sie müssen, so gut es geht, zerstört werden – im Idealfall würde das bedeuten, dass die Ernterückstände völlig aufgefasert sind.
Der Pflug hat den höchsten Wirkungsgrad
Aber ein Gerät, das die gesamten Erntereste so stark zerstört, gibt es nicht. Das zeigt auch ein Versuch aus Österreich, den Marion Seiter vorstellte: Ob Schlegelmulcher, Zünslerschreck oder Messerwalze – im Schnitt blieben nach der Bearbeitung zwischen 8 und 11 % zünslerfähiger Rest auf dem Feld übrig – und das ist zu viel. „Darum muss das Material nach dem Zerkleinern sorgfältig untergepflügt werden“, schlussfolgert Seiter.
So sei es möglich die Zünslerpopulation um bis zu 98 % zu dezimieren. Auch die LfL sagt „nur tiefes (25 cm), sauberes Unterpflügen der Maisstoppeln und des Maisstrohs ist eine langfristig Erfolg versprechende Bekämpfungsmethode“. Denn dadurch werden auch die Individuen, die den Winter überlebt haben bekämpft. Wenn die Falter nämlich im Frühjahr schlüpfen, können sie nicht ausfliegen, weil sie zu tief im Boden sind. Außerdem ist es unerlässlich, dass alle Maisanbauer einer Region sauber arbeiten, um den Zünsler gemeinsam zu bekämpfen.
Chemische Bekämpfung als Teil der Strategie

Die chemischen Bekämpfung des Zünslers ist nicht als Lösung, sondern nur als Teil einer Bekämpfungsstrategie zu sehen. Wesentliches Problem hierbei ist, dass sich der Zünsler die meiste Zeit in der Pflanze befindet. Mit einem Insektizideinsatz sollen die frisch geschlüpften Larven getroffen werden – nur wenn die Behandlung richtig terminiert ist, sind hohe Wirkungsgrade zu erwarten. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt? In der Regel etwa zehn Tage nach der Hauptflugzeit des Zünslers, erklärte Seiter.
Bleibt noch die Frage nach dem richtigen Produkt. Unter den Mitteln, die zur Auswahl stehen, habe Coragen bei Versuchen der LK Oberösterreich die besten Ergebnisse gebracht. Das deckt sich mit Versuchsergebnissen des Fachzentrums für Pflanzenbau am AELF Ansbach. Auch hier schnitt Coragen mit Abstand am besten ab – es erreichte mehrjährig einen Wirkungsgrad von über 90 %.
In den Versuchen in Österreich hat der Einsatz von 125 ml/ha Coragen im Jahr 2018 sogar einen Mehrerlös von 95 €/ha gebracht. „Damit kein falscher Eindruck entsteht, will ich betonen, dass der Einsatz von Coragen im mehrjährigen Schnitt unserer Versuche nicht rentabel war“, erklärte Seiter weiter.
Drohnetechnik zur biologischen Bekämpfung
Durch die Entwicklungen der Drohnentechnik erfährt auch die biologische Zünslerbekämpfung mit Trichogramma-Schlupfwespen einen Aufschwung. Mussten die Kügelchen früher per Hand ausgebracht werden, kann das heute eine Drohne übernehmen. Das spart Zeit und Kosten. Für möglichst hohe Wirkungsgrade müssen die Trichogramma-Schlupfwespen zwei Mal ausgebracht werden: Das erste Mal zum Flugbeginn des Zünslers und das zweite Mal etwa acht bis zehn Tage später.
Wirkungsschwankungen bei Trichogramma
Allerdings zeigen einige Versuche, dass der Wirkungsgrad der Trichogramma-Methode niedriger ist als der der chemischen Behandlung – und dass die Wirkung der Trichogramma-Schlupfwespen deutlichen jährlichen Schwankungen unterliegt. Regnet es beispielsweise nach der Trichogramma-Ausbringung, sinkt der Wirkungsgrad. Das belegen auch die Versuche des Fachzentrums in Ansbach: So konnte die Larvenanzahl 2016 mit den Schlupfwespen um über 80 % reduziert werden. Dagegen führten die ungünstige Witterung und ein konzentrierter Zünslerzuflug 2017 zu einem Wirkungsgrad von unter 50 %. Im mehrjährigen Schnitt zeigt die Trichogramma-Ausbringung in den Versuchen des Fachzentrums einen Wirkungsgrad von 60 bis 70 %.
In Versuchen der LfL hingegen wurde die Zahl der Raupen im mehrjährigen Durchschnitt nur um etwa 55 % reduziert – was laut LfL aber bei mittlerem Befallsdruck ausreicht, um Ertragsausfälle zu vermeiden. Seit die Trichogramma-Kugeln mit der Drohne ausgebracht werden können, sind auch die Kosten mit einer Insektizidausbringung vergleichbar. Marion Seiter kalkulierte mit rund 31 €/ha (ohne Mwst.).
Kein Patentrezept
Was der Praktikertag deutlich machte, ist, dass es beim Stroh- und Stoppelmanagement nach Mais kein Patentrezept gibt. Hat man die Zünslerbekämpfung als Ziel, bringt der Pflug nach einer vorausgehenden Zerkleinerung die sicherste Wirkung. Geht es darum, das Fusariumriskio im nachfolgenden Weizen niedrig zu halten, bietet ebenfalls der Pflug die beste Wirkung.
Aber was machen die Maisanbauer in Hanglagen – oder die, die aus Überzeugung auf den Pflug verzichten? Dann prallen Schaderregerabwehr mit Erosions- und Bodenschutz zusammen – und schon ist die Sachlage nicht mehr so klar. Umso wichtiger ist es dann, seinen betriebsspezifischen Weg zu finden – und dazu leisten Veranstaltungen wie der DMK-Praktikertag einen wertvollen Beitrag.