Auf einen Blick
- Aufgrund der nur geringen Konkurrenzkraft ist in Mais eine frühzeitige und effektive Unkrautbekämpfung notwendig.
- Das Zusammenspiel von blatt- und bodenwirksamen Wirkstoffen sorgt für gute und ausdauernde Wirkungsgrade.
- Mit einem gezielten Wirkstoffwechsel über die Fruchtfolge werden Resistenzentwicklungen vermindert.
- Wichtig für den Umweltschutz ist das exakte Einhalten der Abstandsauflagen gegenüber Nicht-Ziel-Flächen.
Mais ist empfindlich in den frühen Entwicklungsstadien
So kraftvoll eine Maispflanze scheint, so empfindlich ist sie gegenüber Ungräsern und Unkräutern – insbesondere in den frühen Entwicklungsstadien. Mais zählt zusammen mit der Zuckerrübe zu den Ackerkulturen, die ohne Unkrautbekämpfung nur sehr selten erfolgreich angebaut werden können. Daher ist in der Regel eine Unkrautbekämpfung schon bei schwacher Verunkrautung wirtschaftlich. Dies trifft vor allem für die Zeit vom Zwei- bis zum Achtblattstadium der Maispflanze zu.
Drei Grundprinzipien der Unkrautbekämpfung
Eine folgende, flache Bodenbearbeitung schafft optimale Bedingungen für die Aussaat und die dann folgende Unkrautbekämpfung im Mais – hier lassen sich drei Grundprinzipien unterscheiden:
- Mechanische Bekämpfung: Voraussetzung für eine erfolgreiche mechanische Unkrautbekämpfung ist ein ebenes, trockenes, gut rückverfestigtes und fein krümeliges Saatbett. Je nach Witterung kann schon kurz nach der Maissaat ein Blindstriegeln erfolgen, eine zweite Anwendung ist nach fünf bis zehn Tagen sinnvoll, um durch das erste Striegeln neu zum Keimen angeregte Samen zu bekämpfen. Sobald der Mais das Zweiblattstadium erreicht hat, kann bis zum Achtblattstadium das Hackgerät eingesetzt werden. Um hier das Unkraut zwischen den Maispflanzen zu bekämpfen, sind die Schare der Hacke so einzustellen, dass diese innerhalb der Maisreihe Erde anhäufen, um Unkräuter zu verschütten. Um beim Hacken keine Maispflanzen zu beschädigen, gibt es inzwischen kameragesteuerte Modelle, welche die Hackaggregate auf dem Rahmen verschieben und damit exakt zwischen den Maispflanzen halten.
- Kombinierte Verfahren: Neben einer rein mechanische Unkrautkontrolle sind auch kombinierte Verfahren zur Unkrautregulierung im Mais denkbar. Bei diesem Verfahren erfolgt im Zwei- bis Vierblattstadium eine blattwirksame Herbizid-Applikation. Kurz vor Reihenschluss folgt dann eine mechanische Bearbeitung mit der Hacke. Alternativ kann gestriegelt werden und bei Bedarf eine teilflächenspezifische Streifenbehandlung mit einem Herbizid direkt in der Reihe durchgeführt werden.
- Chemische Bekämpfung: Für jeden Standort sollte nach Zusammensetzung und Umfang der Verunkrautung eine individuelle Herbizidstrategie in der Unkrautbekämpfung entwickelt werden. Hier gilt es, neben Mittelwahl, Kosten und Wirkungsspektrum, auch die Wirkungsweise (Blatt/Boden) bzw. Wirkmechanismen zu beachten.
Der Schwerpunkt ist der frühe Nachauflauf
Der Schwerpunkt der Behandlungen findet jedoch im frühen Nachauflauf statt, also im Zwei- bis Fünfblattstadium des Maises. In dieser Entwicklungsphase ist der Mais unempfindlicher als im Sechs- bis Achtblattstadium. Zudem stellen die kleinen Unkräuter und Ungräser zu diesem Zeitpunkt kaum eine Konkurrenz für den Mais dar, sind aber gleichzeitig gut bekämpfbar.
- Standorte mit starkem Hirsebesatz: Auf Standorten mit starkem Hirsebesatz ist in der Regel die Kombination aus einem bodenwirksamen und einem blattaktiven Präparat mit jeweils ausreichender Hirsewirkung erforderlich. Eine gute Bodenwirkung gegen Hirsearten haben vor allem die Wirkstoffe Dimethenamid-P, Flufenacet, Pethoxamid, S-Metolachlor und Thiencarbazone. Als vorwiegend blattaktive Partner kommen Produkte aus der Gruppe der Triketone (Mesotrione, Tembotrione) zum Einsatz. Diese Wirkstoff- Kombinationen sind als Packs beispielsweise unter den Markennamen Botiga Go-Pack, Laudis Aspect-Pack, Successor Top 3.0, Zingis und Zintan Gold-Pack im Handel erhältlich. Auch Eigenmischungen mit einem der Triketon-Produkte und Spectrum Gold als Bodenpartner sind hier möglich. Diese Kombinationen bestechen alle durch eine breite Dikotyle- und eine gute Hirsewirkung. Des weiteren sind diese Kombinationen Sulfonylharnstoff-frei und deshalb für den Mais sehr gut verträglich.
- Ungrasstandorte: Auf Standorten, auf denen neben breitblättrigen Unkräutern und Schadhirsen noch weitere Gräser wie Weidelgras, Flughafer, Quecke und Ausfallgetreide zu bekämpfen sind, eignen sich besonders Sulfonylharnstoff-haltige (Nicosulfuron, Rimsulfuron, Foramsulfuron, Iodosulfuron) Blatt-Bodenkombinationen, z. B. Elumis Gold-Pack, Elumis P Dual-Pack, Maister Power Aspect-Pack, Motivell Komplett-Pack, Principal S-Pack, Zeagran Clean Combo u. a. Zur Bekämpfung der Quecke sind dabei die vollen Aufwandmengen der Produkte nötig.
- Sulfonylharnstoffe und Ackerfuchsschwanz: Der Fuchsschwanz tritt vor allem in wintergetreidebetonten Fruchtfolgen auf. Dieses dominante Ungras ist mittlerweile aber auch auf vielen Maisflächen im Frühjahr bekämpfungswürdig. Theoretisch wäre das gut mit den genannten Sulfonylharnstoff-Kombinationen möglich – jedoch sollte im Sinne des Resistenzmanagements auf den Einsatz dieser Wirkstoffgruppe im Mais zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz nach Möglichkeit verzichtet werden. In den Versuchen des Fachzentrums für Pflanzenbau Ansbach zeigte die Kombination aus 2,0 l/ha Laudis und 1,5 l/ha Aspect oder 3,0 l/ha Successor T meist ausreichende Wirkungen. Mit dieser Sulfonylharnstoff-freien Kombination kann somit der steigenden Resistenzentwicklung bei einer einseitigen Ackerfuchsschwanzbekämpfung entgegengewirkt werden.
- Gewässerschutz: Auf grundwassersensiblen Standorten sollte auf die Wirkstoffe Terbuthylazin und S-Metolachlor verzichtet werden. Als grundwassersensibel gelten beispielsweise Gebiete mit belastetem Grundwasserkörper sowie der gesamte Bereich des Jura-Karst. Auch Wasserschutz- und Wassereinzugsgebiete gelten als grundwassersensibel. Aber auch auf sorptionsschwachen, flachgründigen Böden mit geringer Humusauflage, oder auf steinreichen Böden sollte auf diese Wirkstoffe verzichtet werden. Ziel dabei ist es, unser wichtigstes Gut – das Trinkwasser – von diesen Wirkstoffen frei zu halten.
Spezialbehandlungen im späten Nachauflauf
Die Auflagen beachten
Beim Einsatz von Herbiziden sind umfangreiche Abstandsauflagen zu angrenzenden Gewässern und Nicht-Ziel-Flächen zu beachten. Eine Möglichkeit, bestimmte Auflagen zu umgehen, ist die Ausbringung mit abdriftmindernder Düsentechnik. Je nach Präparat und Abdriftminderungsklasse können damit die Abstände zu Oberflächengewässern oder Nicht-Ziel-Flächen bis auf Null reduziert werden.
Stark zugenommen haben Abstandsauflagen gegenüber schutzwürdigen Nicht-Zielflächen (z. B. Feldgehölzen). Neben dem Einsatz moderner, driftreduzierter Düsentechnik ist hier vor allem die Frage entscheidend, ob die zu behandelnde Fläche in einem Gebiet mit einem ausreichenden Anteil an Kleinstrukturen liegt. Ist dies der Fall, fallen bei vielen Mitteln die NT-Auflagen weg. Fehlt hingegen ein ausreichender Anteil an Kleinstrukturen, sind mittlerweile so gut wie alle Mittel vom Komplex der NT-Auflagen betroffen und können nur mit der entsprechenden abdriftreduzierenden Düsentechnik bzw. unter Einhaltung der vorgeschriebenen Abstände eingesetzt werden.
Der dritte Auflagenkomplex betrifft die Behandlung von Flächen, die gegenüber Gewässern eine Hangneigung aufweisen. Bei Mitteln, die eine solche Auflage aufweisen, muss bereits bei einer geringen Hangneigung (2 %) der Anbaufläche gegenüber einem Gewässer ein mit einer geschlossenen Pflanzendecke bewachsener Schutzstreifen mit einer je nach Auflage unterschiedlichen Breite von 5 bis 20 m vorhanden sein. Dieser Schutzstreifen ist nur dann nicht erforderlich, wenn entweder im Mulch- bzw. Direktsaatverfahren gearbeitet wird oder wenn Auffangsysteme vorhanden sind, die eine Verlagerung von abfließendem Wirkstoff in die Oberflächengewässer verhindern. Die Hangneigungsauflagen lassen sich auch nicht durch den Einsatz von driftreduzierenden Düsen vermeiden.