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Pflanzenschutz

Maisherbizide zielgenau anwenden

Mais_Herbizid
Bernhard Meyer, Arbeitsgemeinschaft der Berater der Pflanzenschutzindustrie Bayern
am Donnerstag, 08.04.2021 - 17:01

Maisherbizide: Die Mittelwahl hängt vom Unkraut- und Ungrasspektrum, dem Standort, der Witterung und dem Behandlungszeitraum ab. Aber auch die mittelabhängigen Auflagen sind Teil der Abwägungen.

Auf einen Blick

  • Aufgrund der nur geringen Konkurrenzkraft ist in Mais eine frühzeitige und effektive Unkrautbekämpfung notwendig.
  • Das Zusammenspiel von blatt- und bodenwirksamen Wirkstoffen sorgt für gute und ausdauernde Wirkungsgrade.
  • Mit einem gezielten Wirkstoffwechsel über die Fruchtfolge werden Resistenzentwicklungen vermindert.
  • Wichtig für den Umweltschutz ist das exakte Einhalten der Abstandsauflagen gegenüber Nicht-Ziel-Flächen.

Mais ist empfindlich in den frühen Entwicklungsstadien

So kraftvoll eine Maispflanze scheint, so empfindlich ist sie gegenüber Ungräsern und Unkräutern – insbesondere in den frühen Entwicklungsstadien. Mais zählt zusammen mit der Zuckerrübe zu den Ackerkulturen, die ohne Unkrautbekämpfung nur sehr selten erfolgreich angebaut werden können. Daher ist in der Regel eine Unkrautbekämpfung schon bei schwacher Verunkrautung wirtschaftlich. Dies trifft vor allem für die Zeit vom Zwei- bis zum Achtblattstadium der Maispflanze zu.

Zur vorbeugenden Bekämpfung von Unkräutern sind unter anderem mechanische Methoden, Bodenbearbeitung und alle Maßnahmen, die eine zügige Jugendentwicklung fördern, zu favorisieren. Ebenso ist es wichtig, optimale Bedingungen für die Saat zu schaffen – dazu müssen Ausfallgetreide und alte Unkräuter beseitigt werden. Dies kann über die Bodenbearbeitung oder chemisch mit der Applikation eines Roundup-Produktes erreicht werden.

Drei Grundprinzipien der Unkrautbekämpfung

Eine folgende, flache Bodenbearbeitung schafft optimale Bedingungen für die Aussaat und die dann folgende Unkrautbekämpfung im Mais – hier lassen sich drei Grundprinzipien unterscheiden:

  • Mechanische Bekämpfung: Voraussetzung für eine erfolgreiche mechanische Unkrautbekämpfung ist ein ebenes, trockenes, gut rückverfestigtes und fein krümeliges Saatbett. Je nach Witterung kann schon kurz nach der Maissaat ein Blindstriegeln erfolgen, eine zweite Anwendung ist nach fünf bis zehn Tagen sinnvoll, um durch das erste Striegeln neu zum Keimen angeregte Samen zu bekämpfen. Sobald der Mais das Zweiblattstadium erreicht hat, kann bis zum Achtblattstadium das Hackgerät eingesetzt werden. Um hier das Unkraut zwischen den Maispflanzen zu bekämpfen, sind die Schare der Hacke so einzustellen, dass diese innerhalb der Maisreihe Erde anhäufen, um Unkräuter zu verschütten. Um beim Hacken keine Maispflanzen zu beschädigen, gibt es inzwischen kameragesteuerte Modelle, welche die Hackaggregate auf dem Rahmen verschieben und damit exakt zwischen den Maispflanzen halten.
  • Kombinierte Verfahren: Neben einer rein mechanische Unkrautkontrolle sind auch kombinierte Verfahren zur Unkrautregulierung im Mais denkbar. Bei diesem Verfahren erfolgt im Zwei- bis Vierblattstadium eine blattwirksame Herbizid-Applikation. Kurz vor Reihenschluss folgt dann eine mechanische Bearbeitung mit der Hacke. Alternativ kann gestriegelt werden und bei Bedarf eine teilflächenspezifische Streifenbehandlung mit einem Herbizid direkt in der Reihe durchgeführt werden.
  • Chemische Bekämpfung: Für jeden Standort sollte nach Zusammensetzung und Umfang der Verunkrautung eine individuelle Herbizidstrategie in der Unkrautbekämpfung entwickelt werden. Hier gilt es, neben Mittelwahl, Kosten und Wirkungsspektrum, auch die Wirkungsweise (Blatt/Boden) bzw. Wirkmechanismen zu beachten.
Bevor man sich jedoch Gedanken über spezielle Produkte macht, muss die Bekämpfungsstrategie anhand der verschiedenen Behandlungszeitpunkte angepasst werden. Wir unterscheiden hier zwischen Vorauflaufbehandlung (VA), früher Nachauflaufbehandlung (Zwei- bis Fünfblattstadium) und später Nachauflaufbehandlung (Sechs- bis Achtblattstadium).
Bei feinkrümeligen Böden und entsprechenden Niederschlägen ist es empfehlenswert, einen Teil der Unkrautbekämpfung in Mais im Vorauflauf durchzuführen. Vor allem wenn viel Mais angebaut wird, ist dies eine gute Möglichkeit Arbeitsspitzen zu entzerren, da nicht die komplette Maisfläche innerhalb von ein paar Tagen behandelt werden muss.
Auch für Schlepper, die aufgrund ihrer Spurbreite nicht zwischen die Maisreihe passen, ist der Termin vor dem Auflaufen eine interessante Alternative. Ein weiterer Vorteil der VA- Anwendung ist die gute Verträglichkeit, da der Mais nicht direkt mit dem Herbizid in Berührung kommt. Einzig zu beachten ist, dass direkt nach der Herbizid-Applikation keine großen Niederschläge fallen, damit die Bodenwirkstoffe nicht in die Wurzelzone des Maises gespült werden.
Mögliche Herbizide für den Vorauflauf sind beispielsweise Adengo, Dual Gold, Gardo Gold oder Spectrum Plus. Da es sich bei diesen Produkten um überwiegend über den Boden wirksame Substanzen handelt, ist eine ausreichende Bodenfeuchte vor und nach der Anwendung für den Bekämpfungserfolg essenziell. Sollte aufgrund fehlender Niederschläge die Wirkung nicht ausreichen, so muss mit einer gezielten Nachbehandlung die Restverunkrautung kontrolliert werden.

Der Schwerpunkt ist der frühe Nachauflauf

Der Schwerpunkt der Behandlungen findet jedoch im frühen Nachauflauf statt, also im Zwei- bis Fünfblattstadium des Maises. In dieser Entwicklungsphase ist der Mais unempfindlicher als im Sechs- bis Achtblattstadium. Zudem stellen die kleinen Unkräuter und Ungräser zu diesem Zeitpunkt kaum eine Konkurrenz für den Mais dar, sind aber gleichzeitig gut bekämpfbar.

In der Regel werden Tankmischungen aus mehreren Wirkstoffen eingesetzt. Generell wird der Einsatz einer Kombination aus blatt- und bodenwirksamen Komponenten empfohlen. Dies ist vor allem bei den in mehreren Wellen auflaufenden Hirsearten sowie bei erst nach der Behandlung keimenden Unkräutern wichtig. Im frühen Nachauflauf muss ganz besonders auf Wetter und Temperatur geachtet werden – dies gilt vor allem beim Einsatz von Sulfonylharnstoff-Produkten (z. B. Arigo, Cato, Diniro, Elumis, Maister Power, Motivell Forte, Principal, Task).
Konkret bedeutet das: Anwendungen während einer Kältephase oder bei starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht können zu Verträglichkeitsprobleme beim Mais führen. Sichtbar wird das dann an folgenden Symptomem: Blattaufhellungen, Stauchungen der Maispflanzen oder Einrollen der Maisblätter. Abgeraten wird ebenfalls von Spritzungen in eine bevorstehende Kältephase hinein. Da der Großteil der Herbizid-Applikationen im frühen Nachauflauf durchgeführt wird, ist hier die Mittelpalette am größten. Auch das Angebot an Herbizid-Packs ist groß.
Bei normaler Verunkrautung mit Amarant, Gänsefuß, Melde oder Knöterich-Arten sind alle gängigen Packs gut geeignet und die Mittelwahl kann abhängig von Auflagensituation oder Kosten je Hektar erfolgen. Zur Kontrolle der Ungräser im Mais müssen diese gezielt bestimmt werden, um die Herbizid- Kombination darauf abstimmen zu können. Hier einige Hinweise zur Mittel-/Wirkstoffwahl:
  1. Standorte mit starkem Hirsebesatz: Auf Standorten mit starkem Hirsebesatz ist in der Regel die Kombination aus einem bodenwirksamen und einem blattaktiven Präparat mit jeweils ausreichender Hirsewirkung erforderlich. Eine gute Bodenwirkung gegen Hirsearten haben vor allem die Wirkstoffe Dimethenamid-P, Flufenacet, Pethoxamid, S-Metolachlor und Thiencarbazone. Als vorwiegend blattaktive Partner kommen Produkte aus der Gruppe der Triketone (Mesotrione, Tembotrione) zum Einsatz. Diese Wirkstoff- Kombinationen sind als Packs beispielsweise unter den Markennamen Botiga Go-Pack, Laudis Aspect-Pack, Successor Top 3.0, Zingis und Zintan Gold-Pack im Handel erhältlich. Auch Eigenmischungen mit einem der Triketon-Produkte und Spectrum Gold als Bodenpartner sind hier möglich. Diese Kombinationen bestechen alle durch eine breite Dikotyle- und eine gute Hirsewirkung. Des weiteren sind diese Kombinationen Sulfonylharnstoff-frei und deshalb für den Mais sehr gut verträglich.
  2. Ungrasstandorte: Auf Standorten, auf denen neben breitblättrigen Unkräutern und Schadhirsen noch weitere Gräser wie Weidelgras, Flughafer, Quecke und Ausfallgetreide zu bekämpfen sind, eignen sich besonders Sulfonylharnstoff-haltige (Nicosulfuron, Rimsulfuron, Foramsulfuron, Iodosulfuron) Blatt-Bodenkombinationen, z. B. Elumis Gold-Pack, Elumis P Dual-Pack, Maister Power Aspect-Pack, Motivell Komplett-Pack, Principal S-Pack, Zeagran Clean Combo u. a. Zur Bekämpfung der Quecke sind dabei die vollen Aufwandmengen der Produkte nötig.
  3. Sulfonylharnstoffe und Ackerfuchsschwanz: Der Fuchsschwanz tritt vor allem in wintergetreidebetonten Fruchtfolgen auf. Dieses dominante Ungras ist mittlerweile aber auch auf vielen Maisflächen im Frühjahr bekämpfungswürdig. Theoretisch wäre das gut mit den genannten Sulfonylharnstoff-Kombinationen möglich – jedoch sollte im Sinne des Resistenzmanagements auf den Einsatz dieser Wirkstoffgruppe im Mais zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz nach Möglichkeit verzichtet werden. In den Versuchen des Fachzentrums für Pflanzenbau Ansbach zeigte die Kombination aus 2,0 l/ha Laudis und 1,5 l/ha Aspect oder 3,0 l/ha Successor T meist ausreichende Wirkungen. Mit dieser Sulfonylharnstoff-freien Kombination kann somit der steigenden Resistenzentwicklung bei einer einseitigen Ackerfuchsschwanzbekämpfung entgegengewirkt werden.
  4. Gewässerschutz: Auf grundwassersensiblen Standorten sollte auf die Wirkstoffe Terbuthylazin und S-Metolachlor verzichtet werden. Als grundwassersensibel gelten beispielsweise Gebiete mit belastetem Grundwasserkörper sowie der gesamte Bereich des Jura-Karst. Auch Wasserschutz- und Wassereinzugsgebiete gelten als grundwassersensibel. Aber auch auf sorptionsschwachen, flachgründigen Böden mit geringer Humusauflage, oder auf steinreichen Böden sollte auf diese Wirkstoffe verzichtet werden. Ziel dabei ist es, unser wichtigstes Gut – das Trinkwasser – von diesen Wirkstoffen frei zu halten.
Als grundwasserschonende Komplettlösung eignen sich z. B. Arigo Spectrum Plus-Pack, Arrat & Elumis-Pack, Elumis P-Pack, Maister Power und Spectrum Aqua-Pack. Zu beachten ist die meist stärkere blattaktive Wirkung bei vielen dieser Kombinationen. Deshalb sollten sie nicht zu früh (Ausnahme Spectrum Aqua-Pack), nach dem überwiegenden Auflauf der Unkräuter appliziert werden.

Spezialbehandlungen im späten Nachauflauf

Meist handelt es sich bei gezielten Spätbehandlungen um Sonderbehandlungen zur Bekämpfung von Problemunkräutern. Zu diesen zählen Ampfer, Disteln und Acker- bzw. Zaunwinde. Teilweise handelt es sich aber auch um Nachläufer, etwa bei einer Vorlage mit geringer Bodenwirkung, oder um eine Nachbehandlung nach einer Vorauflaufanwendung. Ein weiterer Anlass für gezielte Spätanwendungen ist nach milden Wintern die gezielte Bekämpfung von Ausfallkartoffeln. Durch eine Spätanwendung beispielsweise mit Triketonen (z. B. Botiga, Calisto, Laudis) können auch die spät auflaufenden Kartoffeln bekämpft werden.
Ist eine reine Distelnachbehandlung erforderlich, so ist dies unter anderem mit Effigo möglich. Sind hingegen Wurzelunkräuter wie Ampfer, Distel oder Ackerwinde der Grund für Spätanwendungen, so wird die Bekämpfung überwiegend mit Arrat+Dash oder Mais Banvel WG durchgeführt. Hiermit können auch schwer bekämpfbare Unkräuter wie Schönmalve, Stechapfel, Ziest, Rauken, Zweizahn oder Land-Wasser-Knöterich bekämpft werden. Zur Vermeidung von Kulturschäden sollte nicht bei kühler Witterung behandelt werden. Bei neu auftretenden Schadpflanzen oder Problemunkräutern sollte bereits beim Erkennen erster Befallsherde gehandelt werden. Ansonsten breiten sich unerwünschte Neulinge leicht und rasch aus.

Die Auflagen beachten

Beim Einsatz von Herbiziden sind umfangreiche Abstandsauflagen zu angrenzenden Gewässern und Nicht-Ziel-Flächen zu beachten. Eine Möglichkeit, bestimmte Auflagen zu umgehen, ist die Ausbringung mit abdriftmindernder Düsentechnik. Je nach Präparat und Abdriftminderungsklasse können damit die Abstände zu Oberflächengewässern oder Nicht-Ziel-Flächen bis auf Null reduziert werden.

Stark zugenommen haben Abstandsauflagen gegenüber schutzwürdigen Nicht-Zielflächen (z. B. Feldgehölzen). Neben dem Einsatz moderner, driftreduzierter Düsentechnik ist hier vor allem die Frage entscheidend, ob die zu behandelnde Fläche in einem Gebiet mit einem ausreichenden Anteil an Kleinstrukturen liegt. Ist dies der Fall, fallen bei vielen Mitteln die NT-Auflagen weg. Fehlt hingegen ein ausreichender Anteil an Kleinstrukturen, sind mittlerweile so gut wie alle Mittel vom Komplex der NT-Auflagen betroffen und können nur mit der entsprechenden abdriftreduzierenden Düsentechnik bzw. unter Einhaltung der vorgeschriebenen Abstände eingesetzt werden.

Der dritte Auflagenkomplex betrifft die Behandlung von Flächen, die gegenüber Gewässern eine Hangneigung aufweisen. Bei Mitteln, die eine solche Auflage aufweisen, muss bereits bei einer geringen Hangneigung (2 %) der Anbaufläche gegenüber einem Gewässer ein mit einer geschlossenen Pflanzendecke bewachsener Schutzstreifen mit einer je nach Auflage unterschiedlichen Breite von 5 bis 20 m vorhanden sein. Dieser Schutzstreifen ist nur dann nicht erforderlich, wenn entweder im Mulch- bzw. Direktsaatverfahren gearbeitet wird oder wenn Auffangsysteme vorhanden sind, die eine Verlagerung von abfließendem Wirkstoff in die Oberflächengewässer verhindern. Die Hangneigungsauflagen lassen sich auch nicht durch den Einsatz von driftreduzierenden Düsen vermeiden.