Krautabtötung ohne Deiquat – 2020 wurden in ganz Deutschland alternative Spritzfolgen geprüft, um die Krautregulierung in Kartoffeln je nach Anwendungszweck erfolgreich durchzuführen. Kartoffelbauern bleiben noch drei Wirkstoffe zur chemischen Krautabtötung:
- Pyraflufen (Quickdown + Netzmittel Toil),
- Carfentrazone (Shark)
- und Pelargonsäure (Beloukha). Allerdings zeigt Beloukha gegenüber Quickdown und Shark eine schwächeren Leistung und Wirksamkeit auf das „alte Kartoffelblatt“.
Gute Wirkung gegen Wiederaustrieb
Das Augenmerk liegt also auf Quickdown und Shark. Sie zeichnen sich vor allem durch eine im Vergeleich mit Reglone langsamere und mehr an die natürliche Abreife angepasste Wirkung aus. Im Durchschnitt aller Versuche des Jahres 2020 dauerte es mindestens 3 Wochen bis zur Schalenfestigkeit – zum Vergleich: Bei Reglone waren die Bestände im Schnitt nach 1,5 bis 2 Wochen rodefäfig.
Es zeigte sich aber eine gute Wirkung der beiden Mittel auf den Stängel, was den Wiederaustrieb verringern kann. Wiederaustrieb führt zu Qualitätseinbußen im Hinblick auf Schalenfestigkeit und kann zu Viruserkrankungen führen.
Vor der größten Herausforderung bei der Krautregulierung stehen die Betriebe mit Pflanzgutvermehrung. Denn Pflanzgutbestände werden schon ab BBCH 70 abgereift. Zu diesem Zeitpunkt ist das Blätterdach noch vital, grün und wüchsig – und ist somit schwierigier zu sikkieren als ein Konsumbestand, welcher zum Zeitpunkt der Anwendung schon in die natürliche Abreife übergeht (Blattapparat verfärbt sich von sattgrün in hellgrün/gelb).
Auch späte Sorten, gesunde Sorten, Stärkesorten und Sorten mit robusten, mastigem Laub und enormen Blattapparat stellten 2020 eine Herausforderung dar und mussten meist phasen- oder stufenweise sikkiert werden. Bereits in der Abreife befindliche Bestände konnten meist mit einer Maßnahme zur Ernte gebracht werden.
Aber was bedeutet das jetzt für die Praxis? Je nachdem, ob das Beseitigen der Blätter oder das Abtöten des Stängels im Vordergrund stehen, müssen die Produkte in mehrphasigen Strategien nach ihren Leistungsschwerpunkten gewählt werden. Für das Öffnen des Blätterdaches kommt das blattaktivere Produkt Quickdown mit zweimaligem Einsatz in voller Aufwandmenge (AWM) in Frage. Zum Abtöten des Stängels und zur Unterbindung des Wiederaustriebes eigenen sich Quickdown und Shark.
Gute Benetzung und ausreichend UV-Strahlung
Da es sich bei allen Produkten um Kontaktwirkstoffe handelt, ist eine gute Benetzung Voraussetzung für eine optimale Wirkung. Dies lässt sich über hohe und an den Pflanzen- und Blattapparat angepasste Wassermengen (200 – 350 l/ha) und/oder entsprechende Düsen erreichen. Mit Doppelflachstrahldüsen lassen sich die Benetzungsgrade und damit die Wirksamkeit deutlich verbessern. Anders als bei Reglone wird die Konzentration von Quickdown und Shark erhöht, je weniger Wasser verwendet wird.
Behandlungen in den Vormittagsstunden und auf taufeuchte (aber nicht nasse) Bestände fördern den Benetzungsgrad. Bei taunassen Beständen empfiehlt es sich, etwas abzuwarten, sodass die Mittel nicht abtropfen.
Die Produkte sind für eine gute Wirkung auf Licht (UV-Strahlung) angewiesen: Umso stärker und länger die Sonneneinstrahlung am Tag der Applikation und auch an den darauffolgenden Tagen ist, desto besser und schneller die Wirkung. Nach der
Sikkation sollten noch mindestens 5 Stunden Tageslicht herrschen.
Die Versuche haben gezeigt, dass wir ohne den Wirkstoff Deiquat in Reglone mehr Zeit brauchen. Im Schnitt sind das drei Wochen bis zur Schalenfestigkeit – je nach Verwendungszweck und Sorte sogar bis zu fünf Wochen. Zwischen den Maßnahmen sollte genug Abstand gelassen werden. Die Mittel brauchen Zeit, um die vollständige Wirkung zu erreichen. Zwischen den Behandlungen sollten (falls mehrere nötig sind) daher mindestens sieben – besser zehn Tage – Abstand sein.
Additive können die Wirkung beeinflussen
Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass wir durch Zugabe von Additiven eine Wirkungsverstärkung und auch ein schnelleres Eintreten der Wirkung von Sikkationsmitteln erreichen können. Die Wirkung kann zum einen verstärkt werden, indem die Formulierung und der Verteileffekt von RanmanTop ausgenutzt wird. Aufgrund der längeren Sikkationszeit ist es außerdem ratsam, ein Sporizid zu verwenden, um ein Einwaschen von Sporen zu minimieren. Bei allen Applikationen konnte ein herkömmliches Agrar-Öl (auch auf Paraffinölbasis) zu der vollen AWM Quickdown + Toil die Wirkung beschleunigen und verstärken. Bei hohen Temperaturen und gestressten Beständen sollten Öle im Hinblick auf Gefäßbündelverbräunungen und Nabelendnekrosen nicht dazugemischt werden.
Ziel muss es weiterhin sein, die Bestände so zu führen, dass sie das Stadium der natürlichen Abreife erreichen. Bei Pflanzkartoffeln gelingt das nur mit gezieltem Anbau und engerem Pflanzabstand sowie deutlich reduzierter N-Düngung. So können die Bestände mit den derzeit verfügbaren Sikkativen ausreichend abgetötet werden.
In den letzten drei Jahren war die Sikkation von herausfordernden Beständen mit viel Geduld und oft dreimaliger Applikation möglich. In Jahren mit späten Niederschlägen und einer späten Mineralisation wird es in einigen Fällen ohne eine Kombination aus mechanischen und chemischen Verfahren wohl nicht immer möglich sein. Corinna Fuchs