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Pflanzenbau

Der Hans Dampf in allen Böden

Lorenz Märtl
am Mittwoch, 29.09.2021 - 09:09

Was kann Pflanzenkohle? Eine kontrovers diskutierte Frage. Langzeitversuche fehlen bisher – mit dem Projekt TerraBayt soll sich das ändern.

Pflanzenkohle

Bessere Bodenfruchtbarkeit, Aufbau von Bodenkohlenstoff/Dauerhumus, erhöhte Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit, Ertragsstabilisierung (klima-stabiler Pflanzenbau) und weniger Ammoniak- und Lachgas-Emissionen sowie Nitratauswaschung: An Pflanzenkohle sind eine Menge Hoffnungen geknüpft. Dabei ist vieles noch unklar.

Es stellt sich die Frage: Was ist Pflanzenkohle – Hokuspokus oder der Blockbuster für Klima, Boden und Umwelt? Antworten darauf soll aber das Forschungsprojekt „Nutzungspotenziale von Pflanzenkohle und Terra Preta in der Bayerischen Landwirtschaft – Beitrag zu Klimaschutz und Klimaanpassung (TerraBayt)“ der TU München geben.

Geplanter Projektbeginn ist laut Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen der 1. Januar 2022. Projektpartner sind neben der TU München C.A.R.M.E.-N. Straubing, die Ernst-Pelz-Stiftung Geretsried, das Kuratorium Bayerischer Maschinen- und Betriebshilfsringe, Anlagenhersteller und Pflanzenkohleproduzenten sowie landwirtschaftliche Betriebe.

Es gibt schon Studien – aber meist nur vom Labor

In einer Vielzahl von Studien bestätigt die internationale Forschung zwar zahlreiche Vorteile der Pflanzenkohle und ihr Potenzial für die Verbesserung der Nahrungsmittelsicherheit sowie der ökologischen Dienstleistungen der Landwirtschaft, aber die meisten Untersuchungen dazu wurden bisher nur in Kurzzeit- und Laborversuchen unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt. Die für die Umsetzung in der landwirtschaftlichen Praxis entscheidenden Langzeitversuche fehlen bislang noch gänzlich, um die agrarökologischen und pflanzenbaulichen Wirkungen von Pflanzenkohle sicher zu beurteilen.
Noch werden die vielen Chancen, aber auch die Risiken des Einsatzes von Pflanzenkohle unterschiedlich und teilweise kontrovers eingeschätzt. Für Professor Hülsbergen liegt das an der Vielfalt der Ausgangsstoffe, den Herstellungsverfahren, der Qualität der Pflanzenkohle, der Vielfalt der Standort- und Bewirtschaftungsbedingungen und den bereits genannten fehlenden Feldversuchen zu Langzeitwirkungen von Pflanzenkohle.

Feldversuche auf Praxisbetrieben

Dem soll das geplante Forschungsvorhaben entgegenwirken. Dessen Ziel ist eine Analyse der Wirkungen von Pflanzenkohle in Kombination mit Gülle und Kompost sowohl auf Böden und Pflanzen als auch auf die Umwelt. Zu diesem Zweck sollen Feldversuche auf bayerischen Praxisbetrieben in drei Boden-Klima-Regionen durchgeführt werden.

Was ist Pflanzenkohle?

Pflanzenkohle ist ein poröses, kohlenstoffhaltiges Material, das durch pyrolytische Verkohlung pflanzlicher Biomassen hergestellt und so angewendet wird, dass der enthaltene Kohlenstoff langfristig und klimarelevant als C-Senke gespeichert bleibt - oder in industriellen Fertigungsprozessen fossilen Kohlenstoff ersetzt.

 

Mit Material von Lorenz Märtl