Bayern bleibt zweigeteilt: in einen weitgehend trockenen Norden und einen meist ausreichend feuchten Süden. Während viele Regionen in Nordbayern weiterhin auf den so wichtigen Regen warten, erste Getreidebestände teils schon Trockenschäden zeigen und Krankheiten seltener zu finden sind, wurden dagegen im Süden nach den Regenfällen in der letzten Woche mancherorts Fungizidmaßnahmen nötig. Hier verhinderte allerdings nach Ende der Regenfälle oftmals stark böiger Wind eine baldige Behandlung.
Nach dem kurzzeitigen Kälteeinbruch zum letzten Wochenende sorgen nun wieder steigende Temperaturen, zumindest dort wo die zum Wochenende vorhergesagten Schauer und Gewitter genügend Feuchte liefern, für lokal günstige Infektionsbedingungen im Getreide. Ob darauf mit Fungiziden zu reagieren ist, entscheidet sich für die Blattkrankheiten am bisherigen Ausgangsbefall in den eigenen Beständen. Und hier zeigen die Daten aus dem Monitoring, dass die Situation beim Weizen teils weiterhin sehr entspannt ist. Für Fusarium ist dagegen nun, unabhängig von den Blattkrankheiten, das Risiko an jedem einzelnen Schlag zu bewerten.
Winterweizen – regional breitet sich Septoria aus
Die Mehrzahl der Winterweizen hatten zu Wochenbeginn die Ähren teilweise oder bereits ganz geschoben (BBCH 51-59). Bis auf sehr späte Lagen und Sorten werden mit den steigenden Temperaturen viele Bestände bereits im Laufe dieser Woche blühen oder in den kommenden Tagen die Blüte durchlaufen (BBCH 61 – 69). Im Bereich der Blattkrankheiten, das zeigen die ersten Proben vom Montag, breitet sich die Septoria-Blattdürre wie erwartet weiter aus, gleiches gilt ebenso für den Gelbrost auf den unbehandelten Monitoring- oder Versuchsflächen. Andere Blattkrankheiten sind im Monitoring dagegen weiterhin kaum zu finden.
Der Befall mit Septoria tritici geht vor allem dort weiter, wo bislang schon nennenswerter Ausgangsbefall zu beobachten war. Die Bekämpfungsschwelle von 40 % Befallshäufigkeit, ab BBCH 47 kontrolliert auf dem vierten Blatt von oben (F-3), war in der Vorwoche weiterhin nur bei einem Drittel der bayernweiten Beobachtungsschläge überschritten. Regional ist Mittelfranken, die Oberpfalz, das nördliche Schwaben und Oberbayern etwas stärker betroffen – bislang bei Schlägen mit den Sorten Apostel, Asory, Chevignon, Elixer, Informer, Kometus, KWS Emerick, KWS Keitum, Patras und RGT Reform. Wo dort nicht bereits eine erste Behandlung erfolgte oder diese schon länger als drei Wochen zurücklag, war in der letzten Woche eine Erst- oder Folgebehandlung sinnvoll. Dies allerdings nur wenn auch ausreichend Regen fiel, der ab etwa 5 bis 10 mm auch noch für feuchte Bestände am Folgetag sorgte.
Für die Mehrzahl der Weizenbestände, die weiterhin nahezu frei von Septoria sind, bleibt diese langjährig wichtigste Weizenkrankheit weiter ohne Bedeutung. Sollte nicht im Laufe dieser Woche neuer deutlicher Befall auf F-3 oder darüber auftreten, wenn mögliche Neuinfektionen aus der verbreitet regenreichen ersten Mai-Woche nun sichtbar werden, dann wird sich daran auch nichts mehr ändern. Denn die Entwicklung von Septoria ist zu langsam, als dass Spätinfektionen nach der Blüte die Erträge noch entscheidend mindern könnten.
Gelbrost: Bei Bedarf schnell handeln
Neben Septoria steht weiter die mögliche Ausbreitung des Gelbrostes im Fokus. Im Monitoring ist bayernweit bis zur Vorwoche lediglich bei jedem zehnten Schlag im Monitoring Gelbrost aufgetreten, dies bei allerdings sehr geringem Befall, bislang bei den mittel bis gut oder auch gut resistent eingestuften Sorten Asory, Campesino, Elixer, Patras und RGT Reform, sowie bei der anfälligeren Sorte Kometus. Unter den ersten Proben vom Montag wurde nun erstmals auch stärkerer, bekämpfungsrelevanter Befall gemeldet, bei der Sorte Asory, in den Landkreisen Würzburg und Lichtenfels. Sollten Weizenanbauer in bislang noch unbehandelten, weil gesunden Beständen erste, kleine Befallsnester entdecken, oder die in kurzen Steifen auf den Blättern angeordneten Gelbrostpusteln bei etwa drei von 10 Pflanzen, dann sollten Sie umgehend behandeln. Denn anders als für Septoria, wo der Erreger etwa drei Wochen für eine neue Generation benötigt, gelingt dies dem Gelbrost bei optimalen Bedingungen, wie sie aktuell vorherrschen, schon in etwa 10 bis 14 Tagen.
Von Vorteil ist, dass sämtliche Präparate die gegen Septoria oder Fusarium empfohlen werden, auch eine ausreichende Gelbrostwirkung mitbringen und beginnenden Gelbrostbefall damit auch sicher kontrollieren können. Lediglich dort, wo erster Gelbrost übersehen wurde und schon deutlich stärker auftritt, sollte das eingesetzte Präparat oder die Mischung den kurativ stärksten Wirkstoff Tebuconazol enthalten – wie zum Beispiel Fezan, Folicur, Orius, Pronto Plus, Prosaro, Sympara, Soleil oder Skyway Xpro.
Das Fusariumrisiko genau feststellen
Mit der Blüte des Weizens steht bei vielen Betrieben die Entscheidung über eine mögliche Fusariumabsicherung des Weizens an. Mit der Wärme und den, ab dem Wochenende für ganz Bayern vorhergesagten Gewittern, ist dies auf Risikoflächen auch ratsam. Wo Ernterückstände, vor allem von Mais, auf der Bodenoberfläche liegen, anfälligere Sorten, wie zum Beispiel Chevignon, Informer, Jubilo, Komponist, KWS Keitum, KWS Universum, LG Character, Ponticus oder Sheriff angebaut werden und der Weizen blüht, sollte dann infektionsnah behandelt werden, im Fenster von etwa zwei Tagen vor bis wenige Tage nach einem Regenschauer. Anders als etwa bei Septoria reichen für eine Fusariuminfektion auch schon kurze Regenschauer ab etwa 2 - 4 mm aus.
Abschlussbehandlungim Winterweizen
Für die abschließende Behandlung in den Winterweizenbeständen eignen sich:
- Ohne Fusariumrisiko: Breitwirksam sind Carboxamid/ Picolinamid-Azol-Präparate oder -Mischungen wie zum Beispiel Ascra Xpro, Elatus Era, Gigant, Jordi, Revytrex, Skyway Xpro, Vastimo oder Univoq. Die Reglaufwandmengen lassen sich ab Mitte des Ährenschiebens (BBCH 55) moderat um etwa 20 % reduzieren.
- Mit Fusariumrisiko, ohne SDHI-haltige Vorbehandlung: breitwirksam sind Elatus Era + Sympara, Gigant, Siltra Xpro oder Skyway Xpro, sowie unabhängig von einer SDHI-Vorbehandlung Univoq.
- Fusariumrisiko, Vorbehandlung mit SDHI-Mischungen: Hier eigenen sich leistungsfähige Azole wie Prosaro/Sympara, Input Classic, Hint oder Caramba + Curbatur (Osiris MP). Bei moderatem Fusariumrisiko auch Magnello, Soleil, oder Prothioconazol-Solomitteln, wie Abran, Aurelia, Curbatur, Proline, Tokyo oder Traciafin, sowie von Tebuconazol-Solomitteln, wie Fezan, Folicur, Orius oder Tebucur 250 EW. Bei Fusarium-Risiko sollten stets Regelaufwandmengen zum Einsatz kommen.
- Ohne Septoria- oder Gelbrost-Befall und ohne Fusarium-Risiko, wird es auch heuer in weiterhin sehr gesunden Beständen möglich sein, gänzlich auf Fungizide zu verzichten. Letztlich entscheiden dies die weiteren Bestandskontrollen bis zum Ende der Blüte.
Sommergerste: Ramularia-Abschluss
Bis auf späte Saattermine und kühlere Lagen, spitzten zu Wochenbeginn bei vielen Sommergersten die Grannen (BBCH 49), hier werden mittlerweile die Ähren teilweise oder ganz geschoben sein. Im Monitoring haben bereits seit zwei Wochen einige Standorte die Bekämpfungsschwellen, vor allem bei Netzflecken und Rhynchosporium, zuletzt auch für Zwergrost überschritten. Dort werden die Fungizidbehandlungen bereits erfolgt sein.
Andererseits gibt es auch weiterhin, bis zum Ährenschieben sehr gesunde Bestände. Angesichts der Versuchsergebnisse der letzten Jahre, wird jedoch wie in der Wintergerste, auch in vermeintlich gesunden Sommergerstenbeständen eine abschließende Fungizidmaßnahme mit Fokus auf Ramularia empfohlen. Bis auf Standorte im Norden Bayerns, wo sich erste Trockenschäden abzeichnen, gilt diese Empfehlung für alle Regionen Bayerns, wo in zurückliegenden Jahren regelmäßig die späte Ramularia-Sprenkelnekrose auftrat.
Empfohlen werden dazu Mischungen mit dem Kontaktwirkstoff Folpet. Zu 1,5 l/ha Folpan 500 SC oder 1,5 l/ha Amistar Max eigenen sich als breitwirksame Partner zum Beispiel Ascra Xpro, Balaya, Elatus Era, Gigant, Jordi oder Revytrex, mit etwas reduzierter Wirkung auch Prothioconazol-Solopräparate, wie Abran, Aurelia oder Traciafin. Ist die Ähre weitgehend geschoben, lassen sich die Regelaufwandmengen der Partner auch moderat um etwa 20 % reduzieren. Ohne Folpet sollten möglichst hohe Mengen an Mefentrifluconazol (in Balaya und Revytrex) oder Prothioconazol (in allen anderen oben aufgeführten Mitteln) zum Einsatz kommen.
Im Laufe der Vegetation haben die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und die Landesanstalt für Landwirtschaft insgesamt 70 Winterweizen-, 21 Sommergersten-, sowie vier Dinkelschläge mehrmals auf Pilzkrankheiten untersucht. Über das Internet (www.LfL.bayern.de) kann die Befallssituation aller Standorte abgerufen werden. Die Pflanzenproben werden hierbei aus Spritzfenstern von Praxisschlägen entnommen. Die Ergebnisse bewerten die regionale Befallssituation, können jedoch nicht die Befallserhebung auf dem Einzelschlag ersetzen. Neben den Monitoringdaten kann über die Informations-Plattform ISIP (www.isip.de) zusätzlich eine Prognose der Infektionswahrscheinlichkeit aller wichtigen Blattkrankheiten abgerufen werden, die zugrundeliegenden bayernweiten Wetterdaten und zahlreiche Zusatzinformation unter www.wetter-by.de.
LfL Pflanzenschutz, Freising
Von fast keinem bis fast zu viel Regen
Die Regensummen im Mai betrugen im Mittel aller LfL-Wetterstationen 53 mm – bei einer sehr weiten Spanne von 8 bis 151 mm. Viele Regionen haben deutlich weniger als die Hälfte der langjährig für einen Mai üblichen Regenmenge erhalten. So finden sich Stationen mit weniger als 20 mm in den unterfränkischen Landkreisen Kitzingen, Miltenberg und Würzburg, sowie den oberfränkischen Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Forchheim und Wunsiedel. Zwei weitere Stationen, Röckersbühl im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz und Burgheim im oberbayerischen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen mit ebenfalls nur 17 beziehungsweise 18 mm Regensumme zeigen aber, dass es lokal auch anderswo in Bayern, sehr trocken blieb. Umgekehrt treten Regensummen von 80 mm und mehr im Messnetz nur im Süden auf, im Allgäu, in den südlichen Landkreisen Oberbayerns, lediglich mit 89 mm auch an der Station Allmannsdorf im Landkreis Cham. S. W.