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Ertragspotenzial absichern

Fungizide und Wuchsregulierung: So wird der Raps fit für den Winter

Raps im Herbst: Vor dem Winter sollten die Pflanzen das 8- bis 10-Blattstadium erreicht haben.
Daniel Behr
am Dienstag, 19.09.2023 - 16:32

Für eine ausgewogene Bestandsarchitektur im Frühjahr werden bereits im Herbst die Weichen gestellt. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Fungiziden zu, mit denen sich das Wachstum des Rapses maßgeblich beeinflussen lässt.

Für die Absicherung des Ertragspotenzials im Rapsanbau sind verschiedenste Maßnahmen nötig, um den langen Weg bis zur Ernte erfolgreich zu gestalten. Um das Ziel einer ausgewogenen Bestandsarchitektur zu erreichen, sind bereits im Herbst die Weichen entsprechend zu stellen. Die Rapspflanzen sollten im 8- bis 10-Blattstadium unter Bildung einer tief liegenden Rosette in den Winter gehen. Eine Pfahlwurzeltiefe von 10 bis 20 cm und ein Wurzelhalsdurchmesser von 0,5 bis 1,0 cm wirken sich positiv auf die weitere Entwicklung aus.

Pflanzenwachstum mittels Rapsfungiziden beeinflussen

Durch den zielgerichteten Einsatz von Rapsfungiziden lässt sich das Pflanzenwachstum maßgeblich beeinflussen, da diese neben der fungiziden Leistung eine gute wachstumsregulatorische Wirkung auszeichnet. So lässt sich ein Überwachsen der Bestände verhindern. Besonders wichtig ist dabei, dass der Vegetationskegel vor dem Winter nicht abheben darf. Befindet sich nämlich der Vegetationskegel vor dem Winter nicht mehr in Bodennähe, ist die Winterhärte der Rapspflanze stark gefährdet.

Daneben fördert eine gute Wuchsregulierung die Ausbildung des Wurzelsystems, was die Standfestigkeit der Pflanze deutlich verbessert. Was bei der Einkürzung im Herbst versäumt wird, kann im Frühjahr nur selten wieder gut gemacht werden. Ein intaktes Wurzelsystem sorgt ebenfalls für eine effektivere Nährstoffaufnahme, was im Zuge oftmals limitierter Düngermengen immer wichtiger wird. Außerdem hilft ein gut ausgeprägtes Wurzelsystem dabei, den Wasserhaushalt der Pflanze in längeren Trockenphasen sicherzustellen.

Wurzelhals- und Stängelfäule im Herbst bekämpfen

Nun aber zur eigentlichen Aufgabe der Rapsfungizide – der Krankheitsbekämpfung. Die bedeutendste Rapskrankheit im Herbst ist Phoma lingam (Wurzelhals- u. Stängelfäule). Starker Herbstbefall fördert die Auswinterung und führt zu ausgedünnten Beständen. Tritt Phoma auf, sind schon im Herbst auf den Blättern gelbliche Flecken mit weißgrauem Zentrum zu sehen. In den Flecken befinden sich auf der Blattoberseite schwarze Pyknidien. Auch am Wurzelhals treten graubraune Verfärbungen auf, die zur Vermorschung bzw. Verkorkung und bei starkem Befall zum Absterben der Pflanze führen. Die Infektion der Pflanze erfolgt durch Spaltöffnungen oder Wunden, welche auch durch Insekten (Rapserdfloh, Kleine Kohlfliege usw.) verursacht werden können. Daher gilt es auch, die Regulierung von Schadinsekten im Blick zu behalten.
Im Frühjahr zeigen sich an Blättern, Stängel und Wurzelhals bräunliche Flecken. Oft fallen die Pflanzen aufgrund der Vermorschung einfach um. Im befallenen Gewebe befinden sich dabei die Pyknidien des Pilzes. Die Wurzelhals- und Stängelfäule tritt in allen Anbaulagen auf, besonders begünstigt sind Gegenden mit einer hohen Rapsdichte und engen Fruchtfolgen. Infektionen gehen oftmals von Stroh- und Stoppelresten aus, deshalb kann eine sorgfältige Einarbeitung oder das Abmulchen auf Altrapsschlägen den Druck deutlich mindern.

Fungizide nur bis Ende Oktober einsetzen

Die Rapsbestände entwickeln sich je nach Aussaattermin, Nährstoffversorgung, Wüchsigkeit der einzelnen Sorten und der Witterung im Herbst natürlich sehr unterschiedlich. Ob eine oder mehrere Applikationen nötig sind, muss folglich situativ entschieden werden. Das optimale Anwendungsfenster liegt zwischen BBCH 14 und 16. Allerdings sollten Fungizide nur bis Ende Oktober eingesetzt werden, da deren Wirkung – besonders die wachstumsregulatorische – bei kühler Witterung und reduziertem Pflanzenwachstum stark abnimmt.

Bei der Applikation von Fungiziden im Herbst ist auch die Ausbringung in Tankmischungen möglich, beispielsweise mit Insektiziden zur Rapserdflohbekämpfung. Außerdem kann gleichzeitig eine Düngung mit Bor erfolgen. Eine Herbstgabe von 150 – 200 g/ha Bor ist für alle Bestände sinnvoll, um einem Defizit bis ins Frühjahr hinein vorzubeugen und Mangelsymptome wie Hohlherzigkeit an der Wurzel oder löffelartigen Blattwuchs zu vermeiden. Außerdem wird somit die Winterhärte als auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten gestärkt.

Neues Rapsfungizid auf dem Markt

Mit dem Produkt Architect von BASF steht zur Herbstsaison ein neues Rapsfungizid zur Verfügung. Das Produkt ist eine Kombination der Wirkstoffe Pyraclostrobin = F500 (100 g/l), Mepiquatchlorid (150 g/l) und Prohexadion (25 g/l). Mit Pyraclostrobin und Prohexadion, die vor allem aus dem Getreideanbau bekannt sind, stehen nun zwei neue Wirkstoffe im Rapsanbau zur Verfügung. Neben den beiden Wirkstoffen zur Wuchsregulierung sorgt das Strobilurin F500 für die fungizide Leistung im Produkt.

Da neben den Indikationen im Herbst auch der Einsatz in der Frühjahrsanwendung möglich ist, erstreckt sich der mögliche Einsatzzeitraum von BBCH 13 – 59. In Summe sind somit zwei Applikationen je Jahr und Kultur möglich. Das Kombinationsprodukt wird im Pack gemeinsam mit Turbo (SSA) vermarktet, um eine entsprechende Wasserkonditionierung für eine bessere Wirksamkeit zu gewährleisten. Die empfohlene Aufwandmenge für die Herbstanwendung liegt bei 1,6 l/ha Architect + 0,8 l/ha Turbo, immer im Verhältnis 2:1. Für den Einsatz im Frühjahr werden 1,2 l/ha Architect + 0,6 l/ha Turbo seitens der Herstellerfirma empfohlen.

Bewährte Wirkstoffe

Die bewährte Basis bei den zugelassenen Produkten für einen Herbsteinsatz im Winterraps bilden nach wie vor die Wirkstoffe aus der Gruppe der Triazole. Den stärksten Effekt hinsichtlich der Wuchsregulierung zeigen Carax und Toprex. Verantwortlich dafür sind neben dem jeweiligen „Basis-Azol“ die Wirkstoffe Mepiquatchlorid im Carax und das Paclobutrazol im Toprex.

Hier reiht sich nun auch das neue Mittel Architect ein, was durch die Kombination von Mepiquatchlorid und Prohexadion eine gute Wuchsregulierung zeigt. Bei der Bekämpfung von Phoma lingam bzw. bei der fungiziden Leistung haben Efilor und Tilmor die Nase vorn. Beim Efilor sorgt der Wirkstoff Boscalid aus der Gruppe der Carboxamide neben dem Metconazol für einen zusätzlichen Fungizidschutz. Daneben ist der Wirkstoff Prothioconazol für die Zusatzleistung im Tilmor verantwortlich.

Das Zusammenspiel pflanzenbaulicher Maßnahmen gepaart mit einem zielgerichteten Einsatz von Fungiziden stärken den Raps auf seinem Weg ins Frühjahr und ermöglicht so einen erfolgreichen Rapsanbau.

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