Fällt Schnee und werden die Straßen glatt, ist das eine Herausforderung für die Fahrer von Autos und Lkws. Aber auch für Traktorpiloten ist der Winter eine Herausforderung. Traktoren sind zwar groß und schwer - und sie haben im Vergleich zum Auto riesige Reifen mit Stollenprofil. Aber genau das ist der Grund, warum man die Fahrsicherheit von Traktoren auf Schnee und Glatteis nicht überschätzen darf. Hängen dann noch beladene Anhänger oder Anbaugerät im Heck des Traktors, wird das Fahren eine echte Herausforderung.
Den Grip von Traktorreifen nicht überschätzen
Traktorreifen sind für eine hohe Zugkraft und wenig Bodendruck ausgelegt. Auch wenn die Stollen an den Traktorreifen sehr wuchtig aussehen, auf einer glatten Straße sind sie nicht von Vorteil. Im Gegenteil: Auf rutschigen Flächen sind grobe Stollen mit wenig Kontaktfläche eher ungeeignet, denn der Reifen muss sich an den Boden anschmiegen. Mit Ackerstollen gelingt das nicht. Wer ohne Allrad auf Glatteisflächen fährt, merkt das schnell durch ein ausbrechendes Heck und durchdrehende Räder. Hier darf man sich nicht durch die wuchtigen Pneus auf den Achsen täuschen lassen.
Gibt es Winterreifen für den Traktor?
Traktoren sind in Deutschland von der Pflicht von Winterreifen ausgenommen. Trotzdem bieten Reifenhersteller spezielle Modelle für Traktoren und den Einsatz im Winter auf Straßen an. Die Traktorreifen haben keine Ackerstollen (AS-Reifen), sondern sind mit einem Blockprofil und auf der Straße unterwegs. Sie werden manchmal auch Industriereifen oder Multi-Purpose-Reifen (MPT) genannt. Sind Traktor mit AS-Reifen beispielsweise im Winterdienst im Einsatz, bringt Schneeketten den nötigen Grip auf die Straße. Auch das Einschrauben von Spikes bringt mehr Sicherheit auf Schnee und Eis. Für Fahrzeuge, die viel im Winterdienst unterwegs sind, gibt es mittlerweile auch MPT-Reifen mit Blockprofil und Lamellen im Profil. Das Reifenprofil und die Gummimischung sind für niedrige Temperaturen ausgelegt. Hersteller wie BKT mit dem Ridemax IT, Alliance ATG 551 Multiuse oder Nokian Tyres Hakkapeliitta Tri bieten solche spezielle Winterreifen für Traktoren.
Stufenlosgetriebe: Nicht mit Fahrhebel bremsen
So komfortabel Traktoren mit Stufenlosgetrieben sind, so gibt es einige Faktoren beim Fahren, die man unbedingt beachten muss. Im Winter bei nassen und rutschigen Fahrbahnen ist das noch wichtiger. Vor allem, wenn am Traktor ein Anhänger oder Anbaugerät hängt. Wer mit dem Fahrhebel den Traktor abbremst riskiert, dass der Anhänger schiebt, das Gespann einknickt oder sogar von der Fahrbahn abkommt. Um das zu verhindern ist es wichtig mit der Betriebsbremse zu bremsen, die neben dem Traktor über die Bremsleitungen auch den Anhänger abbremst.
Vorsicht bei schiebenden Anhängern und rutschiger Fahrbahn
Gefährliche Situationen mit Traktoren und rutschiger Fahrbahn können aber nicht nur mit CVT-Getrieben und Fahrhebel entstehen, sondern auch im Pedalmodus. Wer auf abfallender Straße den Fuß vom Fahrpedal nimmt, gibt dem Getriebe gleichzeitig das Signal zum Verzögern. Wie auch im Fahrhebel-Modus bremst das Getriebe den Traktor ab, steuert aber nicht die Bremse des Anhängers an. Daher sollte man auf der Straßenfahrt die Reaktionszeit des Getriebes auf eine gering Stufe einstellen. Sie bestimmt, wie stark der Traktor verzögert, wenn man Bei manchen Traktormarken können die Verzögerung nicht eingestellt werden, sondern richtet sich nach der Einstellung der Beschleunigungsstufen. Viele Hersteller wie beispielsweise Claas, New Holland, Case IH oder Steyr bieten mittlerweile eine automatische Anhängerstreckbremse an. Der Traktor erkennt über Sensoren, sobald Schub vom Anhänger kommt und bremst ihn leicht ab, was so für mehr Sicherheit sorgt.
Freie Sicht aus dem Traktor - auch bei Schneematsch und Dreck
Wer im Winter bei schlechten Sichtverhältnissen mit Traktoren unterwegs ist muss noch vorausschauender Fahren. Das geht nur mit guter Sicht durch die Scheiben. Das klappt nur mit funktionierendem Scheibenwischer und einer gefüllten Scheibenwaschanlage. Da Staub und Dreck in Vegetationszeit den Wischerblättern zu schaffen machen, sollte man die im Herbst überprüfen oder besser austauschen. Nur wer hier mit funktionieren Wischerblätter unterwegs ist, hat eine schlierenfreie Sicht und bekommt die Scheibe auch bei Schneegestöber und Graupelschauer frei.
Wie können Sie als Traktor-Fahrer fit bleiben und Grenzsituationen meistern?

Ein ADAC-Fahrsicherheitstraining speziell für die Land- und Forstwirtschaft schult Traktorfahrer für Grenzsituationen. Hier lernt, wie man in Extremsituationen auf verschiedenen Fahrbahnbelägen richtig bremst und ausweicht. Es findet in den Fahrsicherheitszentren in Nohra, Thüringen, und im hessischen Gründau statt. Sie richten sich insbesondere an Landwirte und Auszubildende in der Landwirtschaft, an Mitarbeiter von Maschinenringen und Lohnunternehmen sowie an Beschäftigte von Forstbetrieben. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) bezuschusst das Fahrsicherheits-Training für Traktoren (www.svlfg.de/fahrsicherheitstraining) mit bis zu 150 Euro. Außerdem gewähren manche Versicherer häufig einen Nachlass auf die KFZ-Traktor-Haftpflicht, wenn ein Sicherheitstraining nachgewiesen werden kann.