Der Zusatzstoff AdBlue wirkt bei Landmaschinen, Lkw und neueren Diesel-Pkw als Abgasreiniger. Ohne die Harnstofflösung gehen Landmaschinen in den Notbetrieb über, Autos bleiben stehen. Von den Pkw-Fahrern sind vor allem diejenigen mit Modellen der Abgasnormen Euro 5 und 6 auf AdBlue angewiesen, berichtet das Fachmagazin kfz-betrieb.
Allerdings müssen Autofahrer nach Angaben des ADAC in der Regel nur ein- bis zweimal im Jahr AdBlue nachfüllen. Daher lohne es sich für sie normalerweise nicht, den Dieselzusatz zu lagern. Maschinen der Land- und Forstwirtschaft, die regelmäßig im Einsatz sind, haben einen wesentlich höheren Bedarf. Verschärft sich die Situation auf dem Markt, kommt für Landwirte – neben den hohen Dünger- und Energiepreisen – ein weiterer Faktor hinzu, der die Kostenspirale noch weiter beschleunigt.
Gaspreise machen Ammoniakproduktion unwirtschaftlich
Zurückzuführen ist der angespannte Markt für AdBlue auf die hohen Gaspreise. Denn für die Herstellung des Grundstoffs Ammoniak wird Gas benötigt. Mehrere Unternehmen in ganz Europa haben wegen der Gaspreise ihre Ammoniakproduktion reduziert oder sogar gestoppt – sonst wäre die Herstellung unwirtschaftlich. Auch BASF habe die Produktion laut ADAC zurückgefahren. Für die Autofahrer drohe nach dem drastischen Anstieg der Spritpreise daher ein zweiter Preisschock. Landwirte allerdings haben mit noch weiteren Preisexplosionen zu kämpfen, besonders auf dem Dünger- aber auch auf dem Baustoffmarkt.
Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) erklärte dem ADAC, dass ihm eine Versorgungslücke bei AdBlue im Moment nicht bekannt sei. „Wir sind uns allerdings der Situation bewusst. Diese beobachten unsere Mitgliedsunternehmen sehr genau und haben Vorkehrungen getroffen, um die Lieferungen aufrechterhalten zu können“, so ein Sprecher des Verbands. Wie sich die Preise und die Versorgung mit AdBlue weiterentwickeln werden, sei im Moment kaum abzuschätzen.
Für Landwirte steigt die Unsicherheit
Wie sich die Dünger-, Diesel- und AdBlue-Preise auf das Verhalten der Landwirte auswirken, zeigt das Unser Land-Magazin des Bayerischen Rundfunks. Hier wird von Preisen für Kalkammonsalpeter berichtet, die im Vergleich zu 2020 um mehr als das Dreifache angestiegen sind. Immer mehr Landwirte wollen wegen der weltweit gedrosselten Produktion Dünger auf Vorrat kaufen.
Da sie befürchten, dass Düngemittel im Frühjahr gar nicht mehr verfügbar sein werden, bezahlen sie hohe Preise. Unsicher ist, ob in der kommenden Anbausaison alle nötigen Düngergaben erfolgen können. Und auch die Forstwirtschaft wird bei den Spritpreisen vor große finanzielle Herausforderungen gestellt.