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Digitalisierung

Smart Farming: Die Kleinen nicht abhängen

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Helmut Süß
Helmut Süß
am Donnerstag, 29.07.2021 - 12:46

Ob sich smarte Technologien für bäuerliche Klein- und Familienbetriebe rentieren, untersucht das Projekt DiWenkLa – Digitale Wertschöpfungsketten für eine nachhaltige kleinstrukturierte Landwirtschaft.

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Landwirte sehen sich inzwischen mit einer steigenden Zahl von Anforderungen konfrontiert: Sie sollen umwelt- und naturschonend mit höheren Tierwohlstandards arbeiten, aber dennoch wirtschaftlich produzieren, um das Überleben des eigenen Hofs nicht zu gefährden. Insbesondere für kleinere Betriebe stellt dieser Spagat eine große Herausforderung dar. Eine Chance könnten hier digitale Lösungen bieten.

Das baden-württembergische DiWenkLa-Projekt gliedert sich in 14 Teilprojekte in den Bereichen Acker- und Gemüsebau, Grünlandbewirtschaftung mit Rinderhaltung sowie der Pferdehaltung. „Erforscht wird, wie digitale Technologien auch Landwirten in Kleinstrukturen ermöglichen, mit geringen Kosten einen wertschöpfungssteigernden und selbstbestimmten sowie sicheren Zugang zur Verarbeitung, zum Handel sowie zum Endkonsumenten zu erhalten“, erklärte Prof. Dr. Markus Frank von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen anlässlich einer Demonstrationsveranstaltung in Kirchberg/Iller.

Kleine Strukturen als Herausforderung

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Dabei, so die Initiatoren, seien gerade die kleinstrukturierten Rahmenbedingungen eine Herausforderung, da diese die Einführung von Digital bzw. Smart Farming erschweren können. Um diese zu meistern, schloss sich die Universität Hohenheim in einer Kooperation mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) sowie einzelnen baden-württembergischen Landesanstalten des Ministeriums für ländlichen Raum zusammen.„Die digitalen Technologien können nicht nur den Arbeitsaufwand reduzieren und Erträge des Landwirts stabilisieren. Sie haben auch das Potenzial, das Tierwohl zu fördern und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren“, betonte Prof. Dr. Markus Frank.

Eine andere Vision sei, mithilfe digitaler Technologien den optimalen Ernte- oder Mähzeitpunktes zu ermitteln, um hochwertig zu produzieren. Dazu der stellvertretende Koordinator Prof. Dr. Markus Frank von der HfWU Nürtingen weiter: „Möglich wird das durch die Kombination von Robotik mit Wetterdaten, die speziell auf den Standort des jeweiligen Betriebs zugeschnitten und mit flächenspezifischen Ertrags- und Qualitätsschätzungen des Ernteguts kombiniert werden.“ So ließen sich beispielsweise Pflanzenschutzmittel einsparen, indem die Landwirte auf mechanische Unkrautbekämpfung umstellten – und diese automatisierten: „Das lässt sich durch Maschinen mit sensorgesteuerten Kameras umsetzen: Ein Bilderkennungsprogramm identifiziert unerwünschte Pflanzen, sodass die Maschine die Anbauflächen selbstständig davon befreien kann.“

Arbeitserleichterung und höhere Effizienz

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Mit dem zunehmenden Einsatz von zum Teil kapitalintensiven digitalen Technologien in der Außen- und Innenwirtschaft besteht die Gefahr, dass gerade kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe digital abgehängt werden. Zu diesem Zweck werden im Projekt DiWenkLa gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Dienstleistung sowie mit der landwirtschaftlichen Praxis Experimentierfelder aufgebaut. Dabei werden verschiedene Technologien aus den Bereichen Robotik und Automation sowie Sensorik, auch im Zusammenspiel mit der Künstlichen Intelligenz, weiterentwickelt und angewendet.

Aber auch Kommunikationssysteme sowie Cloudsysteme und Farm Management Systeme (FMIS) stehen im Fokus. Diese Technologien und Systeme sollen den Schutz von Umwelt und Natur noch stärker unterstützen, ein höheres Tierwohl ermöglichen, aber auch zur Arbeitserleichterung sowie zu einer höheren ökonomischen Effizienz beitragen. Weitere Ziele bestehen darin, mit geringen Kosten einen wertschöpfungssteigernden und selbstbestimmten Zugang zur Verarbeitung, zum Handel sowie zum Endkonsumenten zu erhalten sowie die Widerstandskraft der Betriebe im Fall von Systemausfällen zu steigern.

Digitale Abdrift kleiner Betriebe verhindern

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Für kleinstrukturierte landwirtschaftliche Betriebe erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer „digitalen Abdrift“. Die Möglichkeiten und Bedingungen des praktischen Einsatzes innovativer digitaler Technologien in durch Kleinstrukturen geprägten Agrarsystemen wird umfassend und praxisnah analysiert. Dabei werden auch die Potenziale sowie innovationsfördernde und -hemmende Faktoren aktuell verfügbarer und in der Entwicklung befindlicher Technologien empirisch geprüft und insbesondere ihre Anwendungsfähigkeit in landwirtschaftlichen Kleinstrukturen abgebildet. Man darf gespannt sein, was bei dem Projekt bezüglich Kosten-Nutzen-Analyse der digitalen Technologien für kleinere Betriebe am Ende herauskommt.

Bei der Veranstaltung Mitte Juni auf dem Betrieb Koppenhagen Kirchberg/Iller wurde zunächst das DiWenkLa-Projekt vorgestellt. Ergänzt wurde das mit diversen Vorträgen zum Bereich mechanische Unkrautbekämpfung von den Firmen Güttler, Schmotzer, und APV sowie über teilflächenspezifische Düngung (Fa. Rauch) und über Software zur satellitenbasierten Biomassekarte von der Firma Skyfld. Außerdem gab es Feldvorführungen einer kameragesteuerte Hacke im Mais bzw. einen neuen Exaktstriegel in Sojabohne sowie Demonstrationen vor Ort zur intelligenten Düngetechnik sowie eine Drohnenvorführung zur Ermittlung von Biomasseertrag bzw. Unkrautnestern.

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