Auf einen Blick
- Mit die wichtigste Entscheidungsgrundlage für den Kauf eines Traktors sind die Einschätzung, wofür er eingesetzt werden soll und wie viele Stunden er dafür im Jahr laufen soll.
- Mittlerweile übernehmen Spezialmaschinen manche Arbeitsleitung des Schleppers.
- Kauf, Miete, Dienstleistungskauf oder Dienstleistungsverkauf abwägen, um kostengünstig zu arbeiten.
- Hilfe bei der Kostenkalkulation geben KTBL-Daten.
- Schlepperkosten entstehen auch durch unsachgemäße Handhabung; Fahrer sollten geschult werden.
Einsatzzeiten und -bereiche ermitteln
Eine Gedankenreise: Wenn man in der Bodenbearbeitung im Betrieb z. B. jährlich 200 Stunden mit dem gezogenen Grubber arbeitet und 200 Stunden mit der aufgesattelten Bestellkombination Getreide und Raps säht, sollte man für diese Arbeiten gute Zugkraft, also große, breite Reifen mit variablem Reifendruck, Lenksystem und Datenerfassung einkaufen. Also hat der große Traktor ca. 400 Betriebsstunden, die eigenen Anforderungen zu erfüllen. Wenn man für weitere Arbeiten und Transporte ca. 200 Schlepperstunden einplant, kommt man auf eine Jahresnutzung von ca. 600 Betriebsstunden. Gelingt es weitere 200 Arbeitsstunden mit dem Schlepper und Geräten zu vermarkten, summiert sich die Jahresnutzung auf 800 Traktorstunden.
Neuer oder guter Gebrauchter?
Bei 800 nutzbringenden, jährlichen Betriebsstunden ist zu überlegen, ob ein neuer Traktor, oder ein guter Gebrauchtschlepper, die bessere Wahl ist. Andererseits ist für den Futtermischwagen oftmals ein junger und einfacher Traktor die kostengünstige Entscheidung. Ob neu oder gebraucht, ein sorgfältiger Blick auf die Betriebs- und Jahreskosten ist immer sinnvoll.
Das Gedankenspiel geht also weiter: Wem Zuverlässigkeit der Neumaschine ein wichtiges Kriterium ist, tendiert zum Neukauf. Der Gebrauchtschlepper belastet das Betriebskonto zunächst weniger. Angesichts des drastischen Wertverlustes eines Neutraktors im ersten Nutzungsdrittels auf ca. den halben Neupreis, lohnt es sich Angebote für neue und gebrauchte Traktoren einzuholen und zu prüfen. Ein Stöbern in den Technikbörsen, ist zur Orientierung nützlich.
Der Traktor kommt immer seltener auf den Acker
Die Wirtschaftlichkeit eines Traktors, also kostengünstiges Arbeiten, mit festen Jahreskosten und stundenbezogenen Betriebskosten, wird durch die Maschinenkosten beziffert: Ein 200-PS-Traktor kostet mit Wertverlust, Diesel, Reparaturen ca. 40 bis 65 €/Betriebsstunde. Zählt man die Gerätekosten und den Lohn oder Lohnansatz dazu, hat man die Verfahrenskosten. Um die Gerätekosten zu schätzen, kann man grob 10 bis 15 % des Geräte-Anschaffungspreises als Jahreskosten nehmen, dazu addieren und durch die jährlichen Einsatzstunden teilen. Beim Lohnansatz sollte man den bezahlten Lohn plus ca. 70 % Zuschlag für Urlaub, Krankheit, Arbeitgeberabgaben rechnen. Mit den Verfahrenskosten kann man Lohnunternehmerangebote vergleichen und dann entscheiden, ob der Traktorkauf, die Traktormiete vom Händler oder der Leistungskauf vom Lohnunternehmer die bessere Option ist.

Konkurrenz durch Spezialmaschinen
In den letzten Jahrzehnten sind Arbeitsverfahren vom Traktor auf Spezialmaschinen verlagert worden. Ein frühes Beispiel sind Stammholztransporte auf den Lkw, aktuelle Veränderungen sind der Teleskoplader anstelle des Frontladers. Von Traktoren werden Arbeiten auf den Radlader und den Gabelstapler übertragen. Beim Pflanzenschutz kommt der „Pflanzenarzt“, als Beratungsspezialist mit der modernen Anhängespritze oder dem Selbstfahrer und bei der Gülledüngung mit Einarbeiten übernimmt zunehmend der Lohnunternehmer mit Selbstfahrern die Düngung. Silomais häckseln, Getreide und Mais dreschen, Zuckerrüben roden, verladen und transportieren sind Selbstfahrerarbeiten. Bei Transporten wird zunehmend der Lkw genutzt.
Der Traktor bleibt dominierend in der Bodenbearbeitung und Saat, beim Mähen, Düngen und Pflegen.Er zieht Lade- und Häckselwagen, Pressen, walzt den Futterstapel im Fahrsilo, mischt, füttert und wird für bodenschonende Transporte eingesetzt. Durch gezogene Kombinationsgeräte für Saatbett und Saat und breite Geräte werden weniger Traktorstunden je Hektar gebraucht. Ganz nebenbei: Weniger Traktorstunden bedeutet oftmals weniger Dieselverbrauch und weniger CO2-Freisetzung, insbesondere durch Mulch- und Direktsaatverfahren.

Die Traktorkosten genau kalkulieren
Um die Wirtschaftlichkeit des Traktorkaufs zu kalkulieren, bietet sich die im Internet kostenfreie verfügbare „MaKost“ Maschinenkalkulation des KTBL an. Nehmen wir als Beispiel für den Schlepperkauf einen Anschaffungspreis mit 150 000 € an, setzen die jährliche Nutzung auf 800 Schlepperstunden, nehmen für Dieselverbrauch und Reparaturkosten die KTBL-Werte, dann betragen die Jahreskosten ca. 50 000 € und die Stundenkosten bei 800 Jahresstunden 55 € je Traktorstunde. Als Mietzahlung sind bei 800 jährlichen Traktorstunden ca. 30 bis 35 € zu kalkulieren. Die Miete wird nach Motorstunden berechnet und wird mit hoher Auslastung je Stunde günstiger. Mit Dieselkosten werden ca. 50 € je Betriebsstunde erreicht.
Wenn der Fahrer zur Toilette muss, Essen, Trinken, Daten, Werkzeug, Jacke holt oder sich mit dem Chef bespricht, sollte der Traktor abgestellt werden und nicht im Standgas weiterlaufen. 20 % der durchschnittlichen Lebensleistung des Traktors von ca. 10 000 Betriebsstunden werden üblicherweise in 2000 Betriebsstunden im Leerlauf „vertuckert“.
Der Fahrer sagt als Begründung: Wenn der Motor nicht läuft, dann läuft auch keine Heizung, keine Klimaanlage, kein Bordcomputer und das Hochfahren dauert. Würde der Fahrer sein Verhalten auf 10 % Leerlaufstunden ändern, sparen er und der Betrieb bei 1000 Stunden Leerlaufmiete für je 30 € mindestens 30 000 € in den 10 000 Betriebsstunden. Also Motor abstellen ist richtig, spart Geld und vermindert teure und schmerzhafte Unfälle. Übrigens: Die Hersteller können Heizung, Klima und Datenhaltung auch ohne Motorlauf ermöglichen, sobald nachdenkliche Praktiker dies fordern.
Wirtschaftlicher Traktoreinsatz wird von der Qualifikation des Fahrers, der sorgfältigen Wartung mit Kontrolle und Schmieren, dem sachgerechten Arbeiten mit der Maschine und der guten Werkstattleistung mit Öl- und Filterwechsel und nötigen Reparaturen bestimmt. Der Fahrereinfluss auf die Reparaturkosten, auf den Dieselverbrauch und den Werterhalt sowie auf die Leistung ist doppelt so groß wie der Kosteneinfluss des Traktorherstellers.

Mitarbeiter einbeziehen
Als Betriebsleiter weiß man, welche wichtige Rolle der gute Fahrer bei den Traktor- und Maschinenkosten übernimmt. Der Schulung und dem Training für Mitarbeiter in der Traktor- und Gerätebedienung, z. B. mit Lenksystemen, dem variablen Reifendruck und der Datenaufzeichnung kommt große Bedeutung zu. Bei Investitionen in Technik hat der Fahrer und Mitarbeiter mit seinen Erfahrungen und Detailkenntnissen eine wichtige Rolle. Mitarbeiter einbeziehen und um ihre Einschätzung bitten, ist klug.
Geld und Zeit in die besseren Fähigkeiten der Mitarbeiter zu investieren, ist oftmals hochrentabel, stärkt die Wettbewerbskraft des Betriebes und sichert den Arbeitsplatz. Mindestens 3000 € je Fahrer und Traktor im Jahr an Mehrleistung und weniger Reparaturen und Ausfallzeit bringt der gute Fahrer oder Unternehmer bei 800 Schlepperstunden dem Betrieb. Weil man mit guten und motivierten Mitarbeitern besser über die Runden kommt, kann es richtig sein, lernwillige Nachwuchsleute zu ermuntern, zunächst in den eigenen Kopf zu investieren. Mehr Wissen und besseres Können macht den Unterschied im Gewinn und der Stabilität des Betriebes und die steht und fällt mit dem vorausschauenden Betriebsleiter/der Betriebsleiterin.
Der Kauf eines neuen Traktors bei 800 wertschöpfenden Betriebsstunden im Jahr ist sinnvoll, bei geringeren Jahresstunden kann ein gebrauchter Traktor die bessere Entscheidung sein. Bei 500 Jahresstunden mit dem halb so teuren, gebrauchten 200 PS Traktor kostet die Stunde ca. 45 €. Die ca. 10 € Kostenunterschied je Schlepperstunde durch geringe Nutzung summieren sich auf ca. 5000 € im Jahr. Damit kann man den Kindern eine Ausbildung oder ein Studium mitfinanzieren. Während der Wert des Traktors fortlaufend sinkt, verbessern sich die Einkommens- und Partnerschaftschancen der Tochter bzw. des Sohns.
Gute Wartung verlängert die Leistung
Marke ist wichtig, die Werkstatt auch
Bei der Markenwahl sind eigene Erfahrungen wichtig, aber wichtig ist auch die gute Betreuung durch die Werkstatt und den Händler:
- Wie gut fühle ich mich begleitet und wie gut wurden Reparaturen bewältigt und Mängel behoben?
- Bekomme ich im Reparaturfall einen Ersatzschlepper oder Mietschlepper?