Auf einen Blick
- Am Tag der offenen Landschaft gab es wertvolle Informationen zu schonenden Mähtechnik in Mooren und Feuchtwiesen für die dort lebenden Tiere insbesondere Insekten.
- Auch Niedermoorflächen benötigen Pflege: Insbesondere die Moorrenaturierung durch Entbuschung und Wiedervernässung hat für den Klimaschutz eine große Bedeutung.
- Eine Praxisvorführung zeigte verschiedene Techniklösungen für die schonende Bewirtschaftung von Naturschutzflächen.
In Mooren oder extensiven Feuchtwiesen kann der Sonnentau, das Fettkraut oder der Wasserschlauch für die einer oder andere Fliege gefährlich werden. Trommelmähwerke mit Aufbereiter oder Zetter sind eine viel größere Gefahr nicht nur für Insekten wie Grashüpfer, Wildbienen oder Libellen, sondern auch für Amphibien, Vögel samt ihrer Brut oder für Hase und Rehkitz.
Am Tag der offenen Landschaft im Naturschutzgebiet Haslacher Weiher (im Raum Bad Schussenried, Baden-Württemberg), organisiert von der Firma Brielmaier, gab es wertvolle Informationen wie zum Beispiel zu schonenden Mähtechnik bzw. zur Moorbewirtschaftung sowie eine Vorführungen von Techniklösungen für die Bewirtschaftung von Naturschutzflächen.
In Moorgebiete blühen unter anderem viele Orchideen und andere seltene, geschützte Blumen und Gräserarten. Man muss kein Botaniker sein, um die hohe Biodiversität auf den Moorflächen wahrzunehmen: ein Paradies für Pflanzen, Amphibien und Insekten.

Quasi Trittbrett fahren auch auf sehr nassen Verhältnissen kann man mit diesem Duo-Mäher.
Naturschutzgebiete brauchen Pflege
Feuchtflächen und Streuwiesen wurden in früheren Jahren zur Gewinnung von Einstreu genutzt, heute sind solche Fläche, meist Brachflächen. Nur durch regelmäßige Mahd kann die einstige Artenvielfalt wiederhergestellt bzw. auch erhalten werden, wie Liselotte Unseld vom Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) in ihrem Fachvortrag erläuterte.
„Insbesondere die Moorrenaturierung durch Entbuschung und Wiedervernässung hat für den Klimaschutz eine große Bedeutung“, konstatierte Tobias Dahm von der Forschungsanstalt Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern): „Ein Hektar hundertjähriger Wald speichert ebenso viel CO2 wie eine zehn Zentimeter dicke Moorschicht auf gleicher Fläche. Wenn man die Moore vergammeln lässt, löst sich eine gigantische Menge an CO2. Intakte Moore leisten als Kohlenstoffspeicher einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.“

Mit diesem Bandrechen mit Führungsrad wird das Grüngut geschwadet.
Intakte Moore bedeuten Klimaschutz
„Durch eine angepasste Bewirtschaftung von Moorböden durch Paludikultur, wie zum Beispiel extensive Beweidung kann eine erhebliche Verminderung der Treibhausgasemissionen erreicht werden“, führte Tobias Dahms weiter aus. Je nach Wasserstand und Nutzung können Moore Speicher oder Quelle von Treibhausgasen sein.
Die schonende Nutzung von Moorböden muss deshalb im Fokus des Klimaschutzes stehen, fordert Tobias Dahms: „Neben der Beweidung gibt es weitere Nutzungsmöglichkeiten auf Moorflächen mit optimiertem Wassermanagement: Werden Nasswiesen gemäht, kann der Aufwuchs zur Bioenergiegewinnung genutzt werden. Auf nassen Flächen können aber auch sogenannte Paludikulturen angebaut werden, zum Beispiel Schilf und Rohrkolben, zur Nutzung als Baumaterialien.“
Ziel ist es Strukturen vor Ort aufzubauen, die Moorschutzprojekte initiieren, umsetzen und langfristig begleiten können.
Der Deutschen Verband für Landschaftspflege unterstützt und berät Kooperationen aus Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunalpolitik vor Ort, die langfristig als Projektträger Moorschutzmaßnahmen und -projekte umsetzen und so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, so Liselotte Unseld vom DVL. In ihrem Vortrag zeigte sie auch auf worauf man achten sollte, damit beim Mähen die dort lebenden Tiere und insbesondere die Insekten schützen kann.
„Wenn man Grünland mäht, so sollte man nicht nur in Naturschutzgebieten darauf achten, dass möglichst wenige Tiere getötet werden.
Insbesondere im Moor ist es wichtig, dass die Oberfläche intakt gehalten wird. Daher verstärkt den Bodenschutz beachten“, so ihr Postulat: Druckbelastung und Druckhäufigkeit reduzieren! Aufgrund der geringen Tragfähigkeit der Böden im Moor ist der richtiger Zeitpunkt (trocken genug bei nicht zu altem Gras) wichtig. Leichte Geräte geben mehr Spielraum bei der Bodenfeuchte. Gute Druckverteilung (wenig Druck auf viel Fläche) ist hier das A und O. Zudem ist jede eingesparte Befahrung von Vorteil (große Arbeitsbreite ist hier von Vorteil!). „ Auf Moorböden ist Bodenschutz gleich Moorschutz: Damit organische Bestandteile sich nicht in Luft auflösen! Auch die Grasnarbe muss intakt gehalten werden.“
Liselotte Unseld stellte zudem vor, welche Stellschrauben bei der Mahd hier zu beachten sind: Schnitthäufigkeit, Mahdtermin, Tageszeit, Mahdmuster, Mahdtechnik sowie Aufbereitung.

Mit der neuen Selbstfahrpresse Rondo B130 von Brielmaier ist sogar in schwierigen Verhälnissen das Pressen möglich. Die sechs ultrabreiten Stachelräder werden separat hydraulisch angetrieben.
Wie kann man Insekten beim Mähen schützen?
Schnitthäufigkeit: Die wichtigsten Einflussgrößen sind der Mahdtermin sowie die Anzahl der Schnitte pro Jahr. Jeder eingesparte Schnitt hat eine deutliche Auswirkung auf die Insektenfauna.
Tageszeit: Viele Wildbienen, Schmetterlinge und Zweiflügler ruhen bei feuchter Witterung oder von den Abend- bis in die Morgenstunden in der Vegetation, sie sind wechselwarm. Mittags sind die beweglicher und können leichter entkommen.
Mahdmuster: Mosaikmahd ist für Wiesenbrüter positiv, wenn einzelne Flächen nicht gemäht werden. Hier wäre ein betriebsübergreifender Ansatz sinnvoll. Die Streifenmahd, also von innen nach außen, gilt als tierschonende Mahd, da Tiere zur Seite flüchten können. Ebenso die Mahd von einer Seite der Fläche zur anderen. Ein weiterer Ansatz der Landschaftspflege stellt die Rotationsbrache dar.
Mähtechnik: Doppelmessermähwerke legen das Mähgut breit ab. Systembedingt bilden sie keine Schwade. So wird z. T. ohne Zetten der Aufwuchs unmittelbar nach dem Mähen für die Trocknung genutzt. Die geringere Masse prädestiniert Doppelmessermähwerke für den Einsatz am Hang und auf feuchten Flächen. Der Leistungsbedarf an der Zapfwelle bewegt sich bei Doppelmessermähwerken zwischen 1 und 1,2 kW/m Arbeitsbreite, bei den Scheibenmähwerken zwischen 5,1 und 7,2 kW. „Zoologische Studien zeigen, dass Doppelmessermähwerke am Grünland lebende Insekten und Amphibien weniger schädigen als Rotationsmähwerke“, zeigte Liselotte Unseld weiter auf: „Ein Problem stellen die Aufbereiter und die Heuernte selbst für die Insekten dar: Einzelnen Schritte der Heubearbeitung zusammengenommen schaden mehr als die Mahd selbst.“ Die Gesamtmortalität, verursacht durch die Heuernte, liegt für Heuschrecken in Abhängigkeit vom eingesetzten Mähwerk bei 65 bis 85 %. Die geringere Schädigung, die durch die Mahd mit dem Balkenmäher erreicht werden, wurde laut einer Untersuchung durch die nachfolgenden Arbeitsschritte wieder zunichte gemacht.
Was spielt sonst noch eine Rolle? Schnitthöhe, Mähgeschwindigkeit (je schneller, desto mehr Verluste) das Gleiche gilt für die Geschwindigkeit beim Zetten und Schwaden. Weitere Faktoren sind z. B. Mähen und Aufladen in einem Arbeitsgang, das Absaugen oder das Vergrämen und Verscheuchen (z. B. Rehe, Hasen).
Liselotte Unselds Fazit: „Eine alle Tiere schützende Mahd gibt es nicht. Das Mähen einer Wiese hat immer den Tod zahlreicher Individuen zur Folge. Um die Auswirkungen der Mahd möglichst gering zu halten, gibt es über den Heuernteprozess einige Stellschrauben zur Regulierung der Tötungsraten. Am wirksamsten sind all jene, welche auf Mahd, zumindest in Teilbereichen oder in bestimmten Zeiten, verzichten. Das Belassen von Altgrasstreifen beziehungsweise von Brachen, der Verzicht auf einen oder mehrere Schnitte pro Jahr oder die zeitliche Verschiebung des Schnittes sind wohl die wichtigsten Maßnahmen.“

Auch das Ballen einsammeln kann man technisch lösen mit diesem knickgelenkten Fahrzeug.
Techniklösungen für Feuchtgebiete
Wie können aber die Feuchtwiesen und Moore, die ja kaum begehbar sind, arbeitswirtschaftliche bzw. technisch effizient und schonend gemäht und geerntet werden? Auch dazu wurden beim Tag der offenen Landschaft Lösungen vorgeführt.
„Wo andere aufhören, geht es für einen Brielmaier erst richtig los“, erklärte Roland Kleinknecht, Leiter der Entwicklung und Montage bei Brielmaier: „Sei es am extremen Steilhang, an der schwer zu pflegenden Autobahnböschung, im anspruchsvollen Landschaftsschutz oder im sensiblen Feuchtgrünland. Unsere patentierten siebenreihigen und neunreihigen Stachelwalzen sorgen für eine unglaubliche Auflagefläche.“ So sind Brielmaier-Mäher ohnehin leichter als vergleichbare Maschinen und laut Kleinknecht hat der Duo-Mäher nur einen Bodendruck von ca. 100 g/cm2 (ein normaler Fußabdruck kommt auf rund 400 g/cm2.
Zwei Basismaschinen treiben einen Mähbalken an. „Der Nutzer bedient eine Maschine, die zweite wird elektronisch synchronisiert mitgesteuert. Das ergibt: Erstens über 50 Prozent Zeitersparnis im Vergleich zu herkömmlichen Maschinen, dadurch eine höhere Flächenleistung von rund drei bis vier Hektar pro Stunde. Und zweitens 35 Prozent weniger Mähwerksgewicht pro Meter Schnittbreite gegenüber einem Zwei-Meter-Mähwerk, und das bei einem Spritverbrauch von rund 2,8 Liter pro Hektar.“ Über die Stachelwalzen, die ursprünglich gezielt für die Arbeit am Hang entwickelt wurden, kamen laut Kleinknecht dann auch ganz neue Felder hinzu, die zuvor niemand im Blick hatte: Landschaftsschutz und Feuchtgrünland.
Als weitere Neuheit stellte Kleinknecht den sogenannten Schwebemähbalken vor. Über ein Hydrauliksystem kann die Höhen- und Längs- bzw. Querneigung einfach verstellt werden und der Messerbalken kann sozusagen über den Bestand schweben.
Absolutes Highlight war allerdings die Selbstfahrpresse Rondo B 130 mit 75 PS, sechs ultrabreite Stachelwalzenräder, die hydrostatisch einzeln angetrieben werden. Die SF-Presse besitzt eine Festkammerpresse auf der Grundlage eines Krone-Modells sowie eine moderne Fahrerkabine.
Alle Maschinen vom Duo-Mähwerk, Bandrechen und SF-Presse wurden in der Moorwiese am Haslacher Weiher eindrucksvoll im Praxiseinsatz gezeigt. Es war dort so nass, dass man kaum laufen konnte.
Vergleich der Mähsysteme
Schneidende Werkzeuge (Doppelmessermähwerk)
- Schnellere Regeneration der Pflanzen
- Keine Futterverschmutzung
- Einfacher Schnitt, dadurch keine Verluste durch Doppelschnitte
- Verminderte Unfallgefahr
- Geringere Verluste bei Insekten, Amphibien und Wildtiere
- Niedriger Energiebedarf, da keine Spitzenbelastungen des Motors bzw. mit niedrigerer Nenndrehzahl betreibbar, niedrigeres Gewicht
- Schnittbreite und Arbeitsbreite sind identisch
- Geringere Flächenleistung, hoher Verschleiß, geringes Marktangebot sowie hohe Kosten
Rotierende Werkzeuge (Trommel- bzw. Scheibenmäher)
- Langsamere Regeneration durch „Ausbluten“ der Triebe und stärkere Grasnarbenschäden (tiefer Schnitt)
- Futterverschmutzung durch aufgewirbelte Bodenanteile
- Schnittgutverluste durch Mehrfachschnitte möglich
- Mögliche Unfallgefahr durch weggeschleuderte Fremdkörper
- Große Verluste Insekten, Amphibien und Wildtiere
- Relativ hoher Energiebedarf durch mögliche Spitzenbelastungen des Motors und hohes Gewicht
- Schnittbreite ist geringer als Arbeitsbreite