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Innovationen live am Bildschirm

InnoFarm-Technik
Helmut Süß
Helmut Süß
am Donnerstag, 01.07.2021 - 08:15

Die neuesten Entwicklungen aus Robotik, Tiergesundheit und Precision Farming präsentierte das österreichische Projekt „Innovation Farm“ in einer Live-Übertragung vorletzte Woche. Dazu diskutierte ein hochkarätiges Podium.

InnoFarm-Filmen

Bei dem österreichischen Projekt Innovation Farm werden seit gut einem Jahr neue Entwicklungen und Technologien für die Landwirtschaft getestet und in der Praxis erprobt. Mit dem neuen Format „Innovation Farm Live“ wurde nun ein besonderer Einblick in die täglichen Forschungsarbeiten gegeben. Am vorletzten Freitag fand eine Live-Übertragung zu den neuesten Aktivitäten am Standort der Innovation Farm in Wieselburg statt. Experten, Fachredakteure und Praktiker diskutierten über die Chancen, Nutzen und Potenziale digitaler Technologien.

Das Konzept der Innovation Farm sowie des Clusters erläuterten eingangs Franz Handler, Leiter des Clusters Digitalisierung in der Landwirtschaft und Markus Gansberger (beide HBLFA Francisco Josephinum in Wieselburg): „In Zusammenarbeit mit sehr vielen Firmenpartnern werden an den drei Standorten Wieselburg, Mold und Raumberg-Gumpenstein sowie in verschiedenen Pilotbetrieben in den Bundesländern neue Technologien getestet.

Das Wissen wird aufbereitet und mit den Bildungs- und Medienpartnern der Landwirtschaft nähergebracht.“ So ist das Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt ein Medienpartner der Innovation Farm und wird in einer Artikelserie über getestete Techniklösungen berichten.

Bei der Online-live-Veranstaltung erfolgte die Vorstellung innovativer Technologien in drei Blöcken:

  • Assistenzsysteme und Robotik,
  • Tiergesundheit und Tierwohl sowie
  • Ressourceneffizienz und Precision Farming.

Assistenzsysteme und Robotik

Im ersten Block Assistenzsysteme und Robotik sollte demonstriert werden, welchen Beitrag die Automatisierungstechnik zur Erleichterung der täglichen Arbeit leisten kann. Franz Handler gab dazu einen Überblick über folgende Projekte:

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  • Lindner Trac Link ist ein Telemetriesystem zur Fahrzeugüberwachung, Einsatzdokumentation und Anbaugeräteerkennung und -steuerung.
  • Lindner Lintrac mit 4-Rad-Lenkung erhöht die Wendigkeit des Traktors.
  • Das Sensorsystem Pöttinger Sensosafe erkennt Wildtiere, im besonderen Rehkitze während der Mahd. Neben dem Schutz der Wildtiere werden mithilfe dieses Systems auch giftige Verunreinigungen im Grundfutter vermieden.
  • Eine Krone Ballenpresse mit TIM (Tractor Implement Management) steuert den Traktor für maximale Auslastung der Presse und Entlastung des Fahrers.
  • Mit Smart Command von Reichardt können Isobus- und GPS-Lenksysteme auch bei älteren Traktoren nachgerüstet werden. Als Terminal können dabei auch handelsübliche Tablets verwendet werden.
  • Case IH Mähdrescher mit AFS Harvest Command und Grain Cam optimieren Druschparameter wie Maschinenauslastung, Verluste und Kornqualität automatisch.
  • Der Feldroboter Farmdroid ist mit einer Sä- und Hacktechnik ausgestattet. Er kommt in der Biozuckerrübe zunehmend zur Anwendung, wo ansonsten viel Handarbeit erforderlich ist.
  • Der Roboter Naio Oz kommt vor allem im Garten- und Gemüsebau und in Reihenkulturen zum Einsatz. Dieser kann Furchen ziehen, mit einem Sägerät ausgestattet oder zur Unkrautregulierung verwendet werden.
  • Dionysos, ein Roboter aus einem Forschungsprojekt des Josephinum Research Wieselburg kann für das Mähen in Wein- und Obstgärten zur Anwendung kommen.

Tiergesundheit und Tierwohl

InnoFarm-Filmen

Der zweite Block war dem Thema Tiergesundheit und Tierwohl gewidmet und wurde von Christian Fasching von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, vorgestellt. Neue Technologien sollen sowohl den Landwirt unterstützen und durch Automatisierung von Arbeitsabläufen zu Arbeitserleichterung und Effizienzsteigerung führen sowie gleichzeitig auch das Tierwohl verbessern. Diese Verbesserung wird dadurch erreicht, dass Sensoren Informationen über die Tiere liefern, mit denen beispielsweise Krankheiten früher und besser erkannt werden können, als durch die einfache Beobachtung der Tiere. Präsentiert wurden folgende Projekte:

  • Der Butler von Wasserbauer, ein Futteranschubroboter, sorgt dafür, dass am Futtertisch immer Futter für die Tiere zur Verfügung steht und das Futter regelmäßig gelockert und durchmischt wird. Damit wird die Futteraufnahme der Tiere deutlich erhöht.
  • Der Brunsterkennungssensor von Nedap erfasst die Vitaldaten von Kühen und erkennt damit die Brunst. Während durch die visuelle Brunsterkennung durch Landwirte etwa 60 % erkannt werden, schaffen Sensoren wie diese über 90 %.
  • Der SmaXtec Pansensensor misst die Dauer des Wiederkäuens und überwacht damit die Gesundheit der Tiere.
  • Mit Weide-GPS können die Positionen und Bewegungen von Almtieren überwacht werden. Getestet werden verschiedene Anbieter. Neben der reinen Überwachung können mit Geofence auch Zonen definiert werden, bei denen ein Alarm ausgelöst wird, wenn die Tiere sie verlassen.
  • Der Entmistungsroboter Lely Collector sorgt automatisiert für saubere Laufflächen im Stall. Neben der Reduktion von Ammoniumemissionen entstehen dadurch auch Vorteile beim Stallbau, weil sowohl Längs- als auch Zwischengänge automatisch gereinigt werden können.
  • Der Sensor Smart Vet Sence von Allflex, angebracht als Halsband oder am Ohr, erhebt Gesundheitsdaten in Echtzeit. Die Daten sind wiederum in einer App oder online verfügbar. Untersucht werden die Vorteile dieser Technik im Hinblick auf eine optimale Zusammenarbeit mit dem Betreuungstierarzt.

Ressourceneffizienz und Precision Farming

Der dritte Block wurde von Markus Gansberger vorgestellt. In Sachen Ressourceneffizienz und Precision Farming standen vor allem Technologien im Fokus, die eine Prozessoptimierung im Ackerbau ermöglichen und helfen, Betriebsmittel optimal einzusetzen oder einzusparen.
  • iQblue von Lemken stattet Anbaugeräte mit Intelligenz aus. Sie können damit den Traktor so steuern, dass bei der Bodenbearbeitung möglichst wenig Treibstoff eingesetzt werden muss. Beim Grubber wird so teilflächenspezifische Bodenbearbeitung möglich. Je nach Bodenbeschaffenheit werden Teilflächen im Feld tiefer oder weniger tief bearbeitet. Am Pflug wird die Furchenbreite automatisch an die Feldkonturen angepasst, um Keilflächen am Rand zu vermeiden. Neben der Treibstoffersparnis bringt das erhebliche Zeiteinsparung und Bodenschonung am Vorgewende.
  • Seedbed Control von Pöttinger misst die Rauigkeit des Bodens hinter dem Anbaugerät. Wird ein festgelegter Wert unter- oder überschritten, wird automatisch die Fahrgeschwindigkeit oder die Zapfwellendrehzahl angepasst. Dadurch werden Treibstoffeinsparung und ein besserer Feldaufgang möglich.
  • Die teilflächenspezifische (Mais-)Aussaat und die teilflächenspezifische Düngung berücksichtigen unterschiedliche Bodenbedingungen innerhalb von einzelnen Feldern. Die ausgebrachten Saatgut- und Düngermengen werden dabei an die Bedingungen auf der Teilfläche so angepasst, dass der maximale Ertrag erzielt werden kann, aber Überversorgungen, vor allem bei der Düngung, vermieden werden.
  • Mit Borealis L.A.T. wurde untersucht, wie die einzelnen Düngergaben im Getreide genauso aufgeteilt werden können, dass mit derselben Gesamtdüngermenge auch die höchsten Erträge erzielt werden können.
  • Mit Geoseed von Kverneland wird jedes Korn an einem bestimmten, dokumentierten Punkt abgelegt. Die Dokumentation bringt Vorteile bei der mechanischen Unkrautbekämpfung. Durch die Ablage im Dreiecksverband stehen jeder Pflanze die exakt gleichen Ressourcen zur Verfügung.
  • Mit den Handgeräten N-Pilot von Borealis L.A.T. und dem N-Tester werden die Reflexion von Beständen und damit die Stickstoffversorgung der Pflanzen gemessen und die Düngung an den Bedarf der Pflanzen angepasst.
  • Nach einem ähnlichen Prinzip arbeiteten auch die am Traktor montierten Isaria-Sensoren von Fritzmeier. Mit diesen Sensoren wird unmittelbar (online) während der Düngung die Düngermenge teilflächenspezifisch an den Bedarf der Pflanzen angepasst.
  • Alternativ dazu können Bestände auch mit Drohnen abgeflogen werden und dabei die Entwicklung festgestellt oder Satellitendaten herangezogen werden. Bei diesem Offline-Verfahren werden Applikationskarten erstellt, die in der weiteren Folge auf ein Terminal übertragen werden, das die Düngerausbringung so steuert, dass die ausgebrachten Mengen zum Bedarf der Pflanzen passen.
  • In dem vom BLT Wieselburg entwickelten System TerraZo werden Satellitendaten in Wachstumsbereiche umgerechnet und jeweils zugeteilt. Mit der App Gis-Ela können die Düngerkarten am Handy geladen werden. Mittels Handy-GPS wird der passende Düngerwert für die Stelle, an der man sich gerade befindet, angezeigt. Je nach technischer Ausstattung kann hier die Düngermenge durch Anpassung des Streuers und Änderung der Fahrgeschwindigkeit manuell angepasst werden. Die Daten von TerraZo können auch als Applikationskarte auf ein Terminal geladen werden.
  • Mit Unterstützung von Amazone wird untersucht, welche Grenzstreusysteme es am besten schaffen, den Dünger möglichst nahe an die Grenze zu bringen aber nicht darüber hinaus. Gerade bei kleinstrukturierten Flächen ist es notwendig, auch im Randbereich gute Erträge zu erzielen. Gleichzeitig ist es aber notwendig, vor allem sensible Randbereiche – beispielsweise Gewässer – vor unerwünschten Düngereinträgen zu schützen.
  • Bei der teilflächenspezifischen Distelbekämpfung werden Bestände von der Pflanzenschutzanwendung mit Drohnen abgeflogen und Applikationskarten erstellt. Bei der Anwendung werden die Mittel dann nur dort ausgebracht, wo sie auch tatsächlich benötigt werden.
  • Mit Kameras und einem Seitenverschubrahmen können Hackgeräte so gesteuert werden, dass sie möglichst nahe an Pflanzen in Reihenkulturen herankommen, ohne diese zu verletzen.
  • Der RTK-Grenzmessstab ermöglicht das exakte Vermessen von Feldgrenzen mit einer Genauigkeit von +/-2 cm; auch wenn diese Flächen zum Zeitpunkt der Messung nicht befahren werden können.
Zwischen den einzelnen Blöcken wurden Statements von Geschäftsführern internationaler Landmaschinenfirmen per Video eingespielt, unter anderem von Markus Baldinger (Firma Pöttinger), Josef Horstmann (Firma Krone), Justus Dreyer (Firma Amazone), Stefan Lindner (Firma Lindner) sowie Stefan Scherer (Firma SmaXtec).
Zur weiteren Auflockerung der gut dreistündigen Veranstaltung wurde per Videoeinspielungen Fragen von Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten gestellt und anschließend von den Experten beantwortet.

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