
Nach zwei Jahren Coronapause konnte in Triesdorf wieder ein Gülletag gefeiert werden – der zehnte in insgesamt zwölf Jahren. Das Fachzentrum für Energie und Landtechnik Triesdorf hat sich in Sachen Gülle bzw. Gülleausbringung einen Namen weit über die Region hinaus gemacht, wie immer organisiert von Norbert Bleisteiner, Leiter des Fachzentrums für Energie und Landtechnik Triesdorf.
Nicht nur für Landwirte und Landtechnik-Hersteller hat sich der Triesdorfer Gülletag inzwischen als wichtiger Termin im Jahresverlauf etabliert.
Seit 2010 treffen sich hier Hersteller sowie Experten aus Bayern und ganz Deutschland, sogar aus manchen Nachbarländern, um die aktuellen Themen und Entwicklungen sowie Techniken zur effizienten Verwertung organischer Dünger in die Praxis zu bringen. Dementsprechend groß war auch dieses Jahr wieder der Besucherandrang. Die Teilnehmerzahl musste aufgrund der räumlichen Kapazität des Forums auf rund 300 Fachbesucher begrenzt werden.
Die Brisanz rund um die Gülle bzw. die explodierenden Düngerpreise ist aktuell enorm. Darauf bezog sich auch LfL-Präsident Stephan Sedlmayer, der bei der Jubiläumsveranstaltung als Gastredner vor Ort war: „Angesichts der gestiegenen Preise für Mineraldünger ist der bewusste Einsatz von Wirtschaftsdünger nicht nur wirtschaftlich und ökologisch nötig, sondern auch ein wichtiger Beitrag, um unabhängiger von fossilen Energieträgern und Düngemittel-Importen zu werden.“
Traditionell gliedert sich der Gülletag in einen Vortragsteil und eine praktische Vorführung sowie seit einigen Jahren mit einer eigenen Fachausstellung im Hofbereich und einer Kontaktbörse in der Energiehalle.
10 Jahre Gülletag Triesdorf
Im ersten Block erläuterte Prof. Dr. Bernhard Bauer, Hochschule Weihenstephan Triesdorf, die Aspekte und auch die Grenzen der Wirtschaftsdüngerausbringung sowie die wissenschaftlichen Methoden zur Bestimmung von Ammoniakemissionen. Sein Fazit: Höhere Pflanzenbestände (Canopy-Bildung) können Emissionen reduzieren. Auch das Konditionieren von Gülle reduziert deren Emissionspotenzial. Doch der Standort kann die Wirkung der Konditionierung abschwächen. Grundsätzlich ist die Einarbeitungstiefe an dem jeweiligen Bodenzustand anzupassen. Dabei hob Prof. Bauer hervor, dass die Bodenstruktur für die Mineralisierung von Norg sehr wichtig ist. Und einen weiteren pflanzenbaulichen Aspekt führte er noch an: „Die Vegetationsindizes bilden bei sehr gut mit Stickstoff versorgten Pflanzen das Stickstoff-Angebot nicht ab.“
Was bewirken die diversen Güllezusätze?
Die zahlreichen am Markt verfügbaren Güllezusätze versprechen oft eine positive Wirkung, u. a. auch eine Minderung von Ammoniakemissionen. Diesbezügliche genaue Untersuchungen an der LfL zusammen mit Partnern in Bezug auf Güllezusätze und der Gülleansäuerung präsentierte Susanne Höcherl (LfL): „Durch die Zugabe von Säure sinkt der pH-Wert und mindert nachweislich Ammoniakemissionen“, so Höcherl und verwies dabei auch auf die Gefahren von Schwefelsäure: „Nur geschultes Personal übernimmt in Dänemark die Wartung der Güllebehälter beziehungsweise den Transport der angesäuerten Gülle. In Deutschland ist die Zugabe in Güllebehälter noch nicht erlaubt. Hier ist ein Referentenentwurf in Arbeit.“ Bis dato aber verliert man die Jauche-Gülle-Sickersaft-Anlagen-Privilegierung.
„Schwefelsäure ist nicht ungefährlich und hat die Wassergefährdungsklasse 1, somit ist auch das Wasserrecht ein Problem“, erläutert Höcherl: „Grundsätzlich sind entsprechende Sicherheitsmaßnahmen erforderlich. Die Wirkung von Güllezusätzen insgesamt kann sehr vielfältig ausfallen. Säuren sind ein wissenschaftlich anerkanntes und verifizierte Verfahren zur Emissionsminderung.“ C-Quellen wie Zuckerrübenmelasse dienen als Mikroben-Nahrung und führen zu einer biologischen Ansäuerung und sichtbaren Ammoniakminderung.
Dagegen sprechen laut Höcherls Untersuchungen in erster Linie die hohen Kosten und auch die negative Geruchs- und Schaumbildung. Physikalisch wirkende Zusätze wie Tonminerale erzielen nur zum Teil eine Ammoniakminderung.
Schleppschuh und Schlitzgeräte in der Praxis
Die vielen Praktiker wollten natürlich die diverse Gülletechnik im Praxiseinsatz sehen und selbst die Arbeitsqualität beurteilen. Ein großes Maschinenaufgebot stand im Ausstellungsbereich und bei der Technikvorführung zur bodennahen Ausbringung von Gülle bzw. Gärrest mit Hilfe von Schleppschuh oder Scheibenschlitztechnik zur Verfügung.

Organisiert und koordiniert wurde die Praxisvorführung von Franz Helmle vom Fachzentrum für Energie und Landtechnik Triesdorf, der zudem zu jedem Gerät die fachlichen Erläuterungen gab. Dabei wurden neben bewährter Technik auch interessante Detaillösungen sowie Neuerungen vorgestellt. Im Praxiseinsatz waren sechs Schleppschuhverteiler, fünf Gülle-Schlitz-Geräte sowie drei Verfahren zur gleichzeitigen Ausbringung und Einarbeitung der Gülle im unbestellten Acker.
Und Gülle im wachsenden Maisbestand? Hier gibt es zwei Varianten: Gülle vorher bodennah ausbringen und später mit einer klassischen Hacke sowohl das Unkraut bekämpfen als auch den organischen Dünger einarbeiten. Es gibt allerdings schon Techniklösungen, die das in einem Gerät kombinieren. Ein sogenannte Gülle-Hacke leitet den organischen Dünger vom Fass zu den Hackelementen. So wird in einem Arbeitsgang Unkraut gehackt und die Gülle eingearbeitet.
Ein Highlight war die Live-Messung der Stickstoff- bzw. Ammoniakemissionen zwischen den Vorführblöcken. Dabei wurden die Ergebnisse von Schleppschuhverteilern mit den Schlitzgeräten verglichen: 23 bzw. 16 ppm (Parts per Million). Doch am Gülletag herrschte kein Güllewetter, es war sonnig mit rund 30 Grad, was die Emissionen natürlich extrem beeinflusst. Ein direkter Vergleich mit einem Breitverteiler würde den Landwirten die Unterschiede bzw. sehr viel höheren Werte verdeutlichen, nur in Triesdorf kommen schon seit etlichen Jahren ausschließlich bodennahe Techniken zum Einsatz.
Kleine Gülletechnik und erfolgreiche Kontaktbörse
Interessant war auch die Sonderausstellung „Kleine Gülletechnik“ auf der Ausstellungswiese sowie die LfL/BaySG-Versuchstechnik. Ebenfalls gut angenommen wurde die Kontaktbörse in der Energiehalle mit verschiedenen Herstellern u. a. von Selbstfahrern, Fässern mit Schleppschuh, Lkw-Zubringern, Tankanhängern und Festmiststreuern sowie von Technik zur Gülleaufbereitung, z. B. Gülle-Separatoren.
Auch die Lehranstalten Triesdorf können eigene Versuchsergebnisse u. a. mit bodennaher Gülleausbringung sowie zur Grünlandeinsaat vorweisen, die Markus Heinz, Leiter Abt. Pflanzenbau und Versuchswesen Triesdorf, präsentierte. Über die für alle Praktiker sehr interessanten vorgestellten Düngestrategien für die jeweiligen Kulturen berichtet das Wochenblatt in der nächsten Ausgabe. Ebenso im nächsten Heft erscheint der Vortrag von Dr. Fabian Lichti (LfL Bayern) über die Wirtschaftlichkeit des Wirtschaftsdüngereinsatzes unter Berücksichtigung der aktuellen Marktentwicklungen im Bereich Mineraldünger und Energie.
Im Bereich NIRS-Technologie arbeitet Triesdorf mit anderen Hochschulen in Deutschland zusammen, um einen gemeinsamen TÜV für diese Technik zur Bestimmung der Inhaltsstoffe zu erarbeiten. Hierzu folgt im Wochenblatt 29 ein Beitrag.
Fazit: Der Triesdorfer Gülletag hat als Fachinformationsquelle sowie als Vorführ- und Fachausstellung das Thema organische Düngung sehr gut umgesetzt. Gülle effizient und emissionsarm auszubringen ist nicht nur technisch, sondern auch kostenaufwendig. Zudem sollte man sich gut überlegen, wann, wie und wie viel organischer Dünger auf bayerischen Wiesen und Äckern landen soll.
Vorgeführte Gülletechnik
Schleppschuhverteiler:
- Garant, mit Bomech Up Verteiler
- Eckart, mit Bomech Up Verteiler
- Joskin Module, Schuhverteiler
- Fliegl Skat mit Twindüse
- Farmtec mit Schleppschuh
- Holmer Terra Variant 435 mit Vogelsangverteiler
- Gülle-Verschlauchung mit Bomech Up Verteiler
Schlitzgeräte:
- Vredo,Doppelscheibengerät
- Ploeger 3-Rad, Duport-Schlitzgerät
- Veenhuis, Scheibenschlitztechnik
- Xerion, Duport-Schlitzgerät
Gülle im Feld einarbeiten:
- Samson-Fass mit Gülle-Grubber
- Xerion, Zunhammer Scheibenegge und Van-Control NIRS-Technik
- Evers Scheibenslitzgerät mit Grubberzinken
- Hatzenbichler-Hacke