
Ob automatisierter Wareneingang im Handel oder intelligente Steuerung der Produktion – Künstliche Intelligenz (KI) gehört zu den vielversprechendsten Schlüsseltechnologien für die bayerische Wirtschaft. Seit knapp einem Jahr wird mit dem Modellprojekt „KI-Transfer Plus – Regionalzentren für Bayerns Mittelstand“ des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales erprobt, wie diese für kleine und mittlere Unternehmen besser zugänglich gemacht und in deren Geschäftsprozesse sinnvoll eingesetzt werden kann. Digitalministerin Judith Gerlach zog bei der Abschlusspräsentation der ersten Projektrunde in Schwandorf eine positive Zwischenbilanz und kündigte gleichzeitig eine Ausweitung an: Neben den bisherigen KI-Regionalzentren in Regensburg und München soll es für die nächste Phase ein weiteres in Aschaffenburg geben.
Gerlach erklärte: „Vom passgenauen Pflanzenschutz in der Landwirtschaft bis zur exakten Kundenzuordnung tausender unterschiedlicher Bauteile – die Anwendungsfälle, die sich im Rahmen unseres Piloten ´KI-Transfer Plus´ für die teilnehmenden Unternehmen ergeben haben, sind vielfältig und innovativ.
Künstliche Intelligenz: Kollege Roboter denkt mit
Hier bietet Künstliche Intelligenz einen echten Mehrwert für die Betriebe. Um künftig noch mehr kleinen und mittleren Unternehmen Zugriff auf das große Knowhow bayerischer Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen zu ermöglichen, weiten wir das Projekt aus. KI ist eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft, für die wir die bayerische Wirtschaft fit machen wollen.“
Modellprojekt für kleine und mittlere Unternehmen

Das Modellprojekt „KI-Transfer Plus – Regionalzentren für Bayerns Mittelstand“ wurde im April 2021 zusammen mit der appliedAI-Initiative des Gründungs- und Innovationszentrums Unternehmer TUM gestartet. In einem ersten Schritt wurden in München durch appliedAI und in Regensburg zusammen mit dem Regensburg Center for Artificial Intelligence (RCAI) der OTH Regensburg insgesamt sechs Unternehmen bei der Bewältigung ihrer jeweiligen Herausforderungen begleitet. Sie erhielten die Möglichkeit zum Aufbau einer passenden technischen KI-Infrastruktur, der Entwicklung einer langfristigen KI-Vision und vor allem Unterstützung durch KI-Experten bei der Einführung eines konkreten KI-Anwendungsfalls des Unternehmens. Die Projekte werden jetzt selbständig von den Unternehmen fortgeführt. Einige Unternehmen entwickeln nun auch eigenständig neue Anwendungen für KI im Unternehmen.
Weiteres KI-Regionalzentrum soll hinzukommen
In einer zweiten Phase des Projekts soll jetzt ein weiteres KI-Regionalzentrum in Aschaffenburg dazukommen. Eingerichtet wird es am Kompetenzzentrum Künstliche Intelligenz der TH Aschaffenburg und soll künftig Unternehmen aus Unterfranken bei KI-Projekten begleiten. Somit werden neben Unternehmen aus Oberbayern und der Oberpfalz auch Betriebe aus Unterfranken teilnehmen.
Die sechs konkreten Unternehmensprojekte
Hier eine Zusammenfassung der Unternehmensprojekte, die bisher am Modellprojekt „KI Transfer plus“ teilgenommen haben:
- Horsch Maschinen GmbH: Der Landmaschinenhersteller Horsch arbeitete während des Programms an verschiedenen Use Cases. Die ersten beiden Anwendungen beschäftigten sich mit der Optimierung der internen Prozesse. Dank einer selbst entwickelten KI erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun automatisch Vorschläge, wenn sie neuen Bauteilen die korrekte Zolltarifnummer zuweisen müssen. Bei der Neukonstruktion von Bauteilen kann die KI außerdem schnell und unkompliziert einen Schätzpreis liefern. Beim neuesten Use Case setzt Horsch KI-Methoden ein, um Unkraut punktgenau zu erkennen und zu entfernen. Dazu sollen zukünftig die Pflanzen auf dem Feld in Echtzeit von einem Kamerasystem erfasst und automatisch von einem Neuronalen Netz ausgewertet werden.
- DocuWare bietet Lösungen für Dokumentenmanagement und Workflow-Automation in der Cloud. Das Modul Intelligent Indexing liefert dabei sehr gute Ergebnisse beim Auslesen von Schlüsselinformationen aus strukturierten Dokumenten wie Rechnungen.
- emz-Hanauer entwickelt im Bereich nachhaltiger Mülltrennung innovative und intelligente Zugangskontrollsysteme. Eine KI-basierte Prognose kann jetzt für jede einzelne Batterie die voraussichtliche Restlebensdauer in Abhängigkeit von ihren Standortbedingungen schätzen. Das entlastet die Umwelt und reduziert die Wartungskosten beim Betreiber.
- Als Spezialist für industriellen 3D-Druck fertigt FIT täglich hunderte unterschiedliche Einzelteile. Wenn viele Bauteile gleichzeitig die 3D-Drucker verlassen, gibt es jedoch keine Zuordnung zu Kunden oder Aufträgen. Die im Projekt entwickelte KI beschleunigt den Prozess um ein Vielfaches.
- IfTA setzt Künstliche Intelligenz zur vorausschauenden Instandhaltung von Gasturbinen ein. Dazu überwacht die von IfTA entwickelte KI Verbrennungs-Schwingungen in den Gasturbinen. So kann die KI Defekte nicht nur häufiger, sondern vor allem bereits in der Entstehung detektieren. Dies ermöglicht ein frühzeitiges Handeln, um eine Notabschaltung sowie damit verbundene hohen Kosten zu vermeiden.
- Wanko Informationslogistik ist auf Logistiksoftware spezialisiert. Wanko setzt Künstliche Intelligenz ein, um große zeitliche Unsicherheiten bei der Kommissionierung von Aufträgen zu minimieren. Dazu wird der Aufwand für das Zusammenstellen von Artikeln aus einem Sortiment auf Basis von Aufträgen mit den genauen Beginn- und Endzeiten bei der Kommissionierung prognostiziert.