Das vergangene Jahr hat vielen Landtechnik-Unternehmen neue Rekordumsätze und traumhafte Gewinne beschert. Das zeigen die jetzt vorliegenden Bilanzen der Großkonzerne wie John Deere, AGCO und CNH. Weltweit haben die Landwirte bei guten Agrarrohstoffpreisen mehr Traktoren und andere Maschinen für ihre Betriebe gekauft.
Die Nachfrage war hoch – und die Verkaufspreise waren es auch. Das Familienunternehmen Claas aus Harsewinkel bildete dabei eine wichtige Ausnahme. Trotz Rekordumsatz brach das Ergebnis vor Steuern regelrecht zusammen. Eine der Ursachen: Der sanktionsbedingte Produktionsstopp im Mähdrescherwerk im russischen Krasnodar.
John Deere hat das Geschäft seit 2016 verdoppelt
Ganz anders präsentiert sich der US-Landtechnikriese John Deere: Die Marke mit dem Hirsch legte in dem am 30. Oktober abgeschlossenen Geschäftsjahr 2022 beim Umsatz um 19,4 % auf 52,6 Mrd. US-Dollar zu. Innerhalb von sechs Jahren hat der Weltmarktführer aus Illinois damit seinen Umsatz annähernd verdoppelt. Der Überschuss wuchs im Gleichschritt mit auf 7,1 Mrd. US-Dollar.
Vorstandschef John C. May spricht von „günstigen Marktbedingungen“ und einer starken Nachfrage nach John-Deere-Produkten. May erwartet 2023 ein weiteres starkes Geschäftsjahr. Das erste Quartal 2023, das John Deere am 29. Januar abschloss, brachte bereits ein weltweites Umsatzplus von fast einem Drittel. Der Nettogewinn konnte sogar mehr als verdoppelt werden.
Europäer kaufen bei AGCO mehr Traktoren der mittleren und großen Baureihen
Ganz ähnlich phantastische Zahlen erwirtschaftete der AGCO-Konzern. Mit seinen Marken wie Fendt und Valtra konnte AGCO 2022 den Umsatz um 13,6 % auf 12,7 Mrd. US-Dollar steigern. Ohne negative Währungseffekte hätte das Umsatzplus sogar 22,1 % betragen. AGCO verkaufte sowohl in Nordamerika als auch in Europa und im Nahen Osten mehr Landtechnik zu höheren Preisen.
Während in Nordamerika vor allem Maschinen für die Präzisionslandwirtschaft und leistungsstarke Traktoren das Wachstum anschoben, waren es in Europa Traktoren der mittleren und großen Baureihen sowie das Ersatzteilgeschäft. Das Ergebnis vor Steuern verbesserte sich trotz hoher Rohstoffkosten um 17,3 % auf 1,1 Mrd. US-Dollar. AGCO-Vorstandschef Eric Hansotia rechnet damit, dass die Landwirte auf Basis einer guten Wirtschaftslage ihrer Betriebe auch 2023 in moderne Technik investieren werden. Der Konzern erwartet daher ein weiterhin kräftiges Umsatz- und Gewinnwachstum.
CNH meldet zum Jahreswechsel einen Rückgang in den Orderbüchern

Beim Konzern CNH Industrial mit Marken wie Case, New Holland und Steyr stand am Ende des Geschäftsjahres 2022 ein Umsatzplus von 21 % auf 23,6 Mrd. US-Doller in den Büchern. Das Ergebnis nach Steuern wurde um 13 % auf 2,0 Mrd. US-Dollar gesteigert. Im Bereich Landtechnik wuchsen sowohl die Stückzahlen als auch die Umsatzerlöse zweistellig.
Ausschlaggebend war vor allem eine lebhafte Nachfrage nach Traktoren der oberen Leistungsklassen und nach Mähdreschern in Nordamerika, während die Stückzahlen in Europa in diesen Produktklassen rückläufig waren. Zum Jahresende sahen die Orderbücher bei CNH Industrial bei Traktoren und Mähdreschern weltweit allerdings 20 % weniger Bestellungen vor.
Claas leidet unter negativen Einmaleffekten, will weiter wachsen
Auch für den deutschen Landtechnik-Konzern Claas war 2022 ein Rekordjahr: Der Umsatz erreichte mit 4,9 Mrd. Euro einen neuen Höchstwert. Das Plus gegenüber dem Vorjahr betrug allerdings „nur“ 2,7 % und erreichte damit bei weitem nicht die Dimensionen der internationalen Konkurrenz. Das Ergebnis vor Steuern lag mit 166,3 Mio. Euro sogar um 54 % unter dem Vorjahresniveau.
Ausschlaggebend war eine erhebliche Wertberichtigung auf das Mähdrescher-Werk in Krasnodar in Höhe von 40,6 Mio. Euro. Und auch für das Werk im französischen Le Mans wurde eine Wertberichtigung fällig, und zwar in Höhe von 20,4 Mio. Euro. Hinzu kamen höhere Kosten durch Störungen der Lieferketten. Letztlich profitierte aber auch Claas von der weltweit starken Nachfrage nach Landtechnik. Für das neue Geschäftsjahr rechnen die Harsewinkeler daher wieder mit einem zweistelligen Wachstum bei Umsatz und Ergebnis.