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Kommentar

Sind E-Fuels die Rettung in der Forstwirtschaft?

Effizienz von synthetischen Kraftstoffen
Heinrich Höllerl
am Mittwoch, 29.03.2023 - 10:40

In den vergangenen Wochen gab es eine hitzige Debatte um das sogenannte „Verbrenner-Aus“ das die EU für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge kategorisch auf das Jahr 2035 festlegen wollte. Zwischenzeitlich gab es einen Kompromiss, mit dem vermutlich am Ende nur sehr wenige glücklich sein werden.

Die Forstwirtschaft und auch der Holztransport werden wahrscheinlich zu den letzten Branchen gehören, in denen ein batterieelektrischer Antrieb sinnvoll umzusetzen sein wird. Für Forstmaschinen wird es extrem schwierig, irgendeine Form von Lade-Infrastruktur in den Wald zu bringen und Holz-Lkw gehören zu den Nutzfahrzeugen, die ohnehin ständig ein Problem mit der beschränkten Nutzlast haben. Da sind zusätzliche tonnenschwere Batteriepakete nicht erwünscht. Zudem sehen ja auch die Pläne der EU erst ab 2040 ein Verbot von Dieselmotoren im Schwerlastverkehr vor.

Perspektiven für die Zukunft

Trotzdem kann es nicht schaden, sich ein wenig Gedanken zu machen, in welche Richtung sich die Mobilität wohl entwickeln wird. Schließlich ist der Forstbereich nur einen winzig kleine Marktnische, für die alleine gesehen kaum eine wirtschaftliche Technologie-Entwicklung möglich sein wird. Die weitaus größte Zahl von Transporten und Maschineneinsätzen findet eben in der „Zivilisation“ statt, wo sich neue Lade- und oder Tank-Infrastrukturen leichter realisieren lassen.

Insofern wären die sogenannten E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe, die aus Wasserstoff hergestellt werden, für de Forst eine echte Chance. Das technische Problem, das sogar der ADAC auf seiner Webseite in aller Deutlichkeit kommuniziert, ist die extrem schlechte Energie-Effizienz bei der Mobilität mit diesen Kraftstoffen.

Im Vergleich dazu wenn man die gleiche Menge an grünem Strom direkt in batterieelektrischen Antrieben einsetzt, liegt diese nur bei 15% - das ist ein katastrophaler Wert. Das heißt im Umkehrschluss auch, dass E-Fuels eigentlich nur mit Überschuss-Strom halbwegs vertretbar herzustellen sein werden. Deswegen wurde heute ja schon sämtliche Versuchsanlagen in besonders windreichen Gebieten mit wenig Stromabnehmern wie z.B. den chilenischen Anden gebaut. Dabei hofft man auch, den Wirkungsgrad noch etwas steigern zu können.

Forstbereich als Nischenmarkt

Es zeichnet sich also ab, dass E-Fuels zumindest auf der Straße eher eine Randerscheinung bleiben werden. Schließlich gibt es bei Flugzeugen und auch bei der Motorsäge noch wesentlich dringendere Gewichtsprobleme. Auch viele Autohersteller haben ihren Ausstieg aus der Verbrenner-Entwicklung längst beschlossen – nicht zuletzt mit dem weltweit größten chinesischen Markt vor Augen, wo keine Verlängerung zu erwarten ist. Der aktuelle EU-Kompromiss, dass neue Pkw auch nach 2035 noch zugelassen werden dürfen, wenn sie nachweislich nur mit E-Fuels betankt werden können (wofür es übrigens noch gar keine technische Lösung gibt) wird daran möglicherweise nicht viel verändern. Aber er birgt zumindest eine kleine Chance, dass auch weiterhin auf diesem Feld ernsthaft geforscht wird.

Was man allerdings als gesichert annehmen darf: Vor dem Hintergrund der großen Konkurrenz um die erneuerbaren Energien werden diese Treibstoffe in jedem Fall eine ziemlich teure Angelegenheit werden.

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Der Beitrag „Sind E-Fuels die Rettung?“ ist zuerst erschienen bei Forstpraxis.