
In den Koalitionsverhandlungen in Berlin haben die Grünen das Ziel ausgerufen, zwei Prozent der Landesfläche für die Windenergie einzuplanen. Bayern will hier nicht zurückstehen. Staatsminister Aiwanger und Glauber haben gestern eine Windoffensive Wald gestartet und wollen hunderte neuer Rotoren errichten.
"Wir müssen bei der Windkraft jetzt vorankommen. Dafür braucht es eine Windoffensive Wald", beschreibt Aiwanger die Beweggründe. 37 Prozent der Landesfläche in Bayern ist Wald. Da könne mehr Windkraft realisiert werden als bisher, ohne den Lebensraum von Mensch und Natur zu beeinträchtigen.
Das Wirtschaftsministerium hat 300 geeignete Standorte in den Wäldern lokalisiert. An jedem Standort sei die Errichtung von ein bis fünf Anlagen möglich.
Der Energieminister sieht in dem Waldstandort den großen Vorteil, dass die Windräder im Wald nicht so stark auffallen und daher eine größere Akzeptanz durch die Bevölkerung zu erwarten sei.
Ein Drittel der Flächen in den Staatswäldern, zwei Drittel in Privatwäldern
Zur genaueren Bestimmung der Potenzialflächen sagte der Energieminister, dass tendenziell ein Drittel der Flächen in den Staatswäldern, zwei Drittel in Privatwäldern liegen. Für die Waldbesitzer seien die Windkraftanlagen eine gute Einnahmemöglichkeit: "In anderen Bundesländern sind mehrere 10.000 Euro Pacht pro Windrad und Jahr möglich. Diese Einnahmen sind für die krisengeschüttelte Forstwirtschaft eine Chance, die Bewirtschaftung der Wälder und den Waldumbau zu finanzieren“, so Aiwanger. Waldbesitzer mit passenden Standorten für Windräder sollen künftig vermehrt auf die Kommunen zugehen und eine Realisierung prüfen.
Umweltminister Thorsten Glauber sieht im Klimawandel die größte Herausforderung. "Wir wollen Klimaschutz und Artenschutz versöhnen", so lautet sein Versprechen. So könnte eine neue Dynamik entstehen und der Freistaat könnte beim Ausbau der Windkraft deutlich vorankommen.
Gegenwind durch Kaniber: Koalitionspartner wirft Standortfrage auf
Als großer Partner in der Koalition gibt bei Entwicklungsfragen üblicherweise die CSU Marschrichtung und Tempo vor. Die Partei hat sich aber nach wie vor nicht von der 10-H-Regel verabschiedet. Um hier einerseits nicht als Bremser eines erforderlichen Ausbaus einer erneuerbaren Energieform dazustehen, andererseits aber einen Pflock einzutreiben, hat sich Kaniber in einer ersten Reaktion tief besorgt um Rodungen in Staats- und Privatwäldern gezeigt. Wohlwissend, dass sie damit ökologisch orientierte Gruppen um sich scharren kann und damit schon einmal Dampf vom Kessel nimmt, indem sie die Standortfrage aufwirft.
Und sie hat den Freien Wählern eine Denksportaufgabe mit auf den Weg gegeben. Sie forderte von Aiwanger gezielte und gut durchdachte Regelungen als Ausnahmen von der 10-H-Regel für den Ausbau der Windenergie. Das ist eine etwas gewundene Umschreibung dafür, dass eigentlich allen Seiten klar ist, dass es neuer Windräder bedarf, es aber so aussehen sollte, dass einer überholten Regelung nach wie vor eine Berechtigung zugestanden werden soll. Und diese Lösung, mit der auch die CSU leben kann, soll nun der kleine Koalitionspartner liefern.
So trommeln die beiden Seiten auf Facebook für ihren Standpunkt: