Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Buchvorstellung

Propagandaschlacht ums Klima

Ulrich Graf
Ulrich Graf
am Mittwoch, 01.12.2021 - 14:52

Der Klimawissenschaftler Michael E. Mann beschreibt, wie die fossile Brennstoffindustrie propagandistische Mittel nutzt, um ihr einträgliches Geschäft weiterbetreiben zu können.

Vor 30 Jahren haben die ersten Wissenschaftler vorausgesagt, welche Klimarisiken die massive Verbrennung von fossilen Energieträgern heraufbeschwören. Trotzdem ist jahrzehntelang nichts passiert. Ein Grund dafür liegt in der subversiven Einflussnahme der fossilen Brennstoffindustrie, die der Klimaforscher Michael E. Mann in seinem Buch beschreibt. Dabei ziehen die Milliarden schweren Unternehmen ihre Fäden gerne aus dem Hintergrund, ohne selbst allzu sehr in Erscheinung zu treten.

Ein breites Arsenal an propagandistischen Mitteln

Klimawandel

Michale E. Mann ist einer der Hauptautoren des 2001 erschienenen dritten Sachstandsberichtes des Weltklimarates. Als Klimaforscher hat er selbst miterlebt, was es bedeutet, ins Visier der Propagandamaschinerie der fossilen Brennstoffindustrie zu geraten. Das dürfte seinen Blick für das subtile Gebaren der Branche geschärft haben. In seinen Analysen bleibt er jedenfalls hartnäckig an den Big Playern der Branche und ihren Methoden dran.

Ein beliebtes Mittel ist, Zweifel zu säen. Wer über Macht und Geld verfügt, kann eigene Studien in Auftrag geben oder Forschungsstätten sponsern, um die Aussagen von Klimawissenschaftlern zu untergraben.

Eine zweite Methode ist, den Verursacher zum Heilsbringer zu verklären nach dem Motto „es sei alles technologisch beherrschbar“. Wenn zu viel CO2 in der Luft ist, dann werden die Emissionen eben über eine CO2-Abscheidung gesenkt oder über Geoengineering die Erderwärmung gebremst. Darum kümmern sich dann wiederum die großen Konzerne.

Eine dritte Variante ist, die Schuld auf das individuelle Verhalten zu schieben, also auf das Auto das wir fahren oder wie wir uns ernähren. Diese übermäßige Betonung des individuellen Verhaltens ist das Ergebnis einer Marketingkampagne, die es geschafft hat, die Verantwortung für die Bewältigung des drohenden Klimawandels vollständig auf die Schultern des Einzelnen zu legen. Das ist ein universeller Ablasshandel für Politik und Konzerne. Sie dürfen weiterhin ihre Profitmaximierung betreiben beziehungsweise die Hände in den Schoß legen.

Bei seinen Betrachtungen geht Michael E. Mann auf die Situation in den USA ein. Aber viel von dem was er beschreibt, findet auch 1:1 in Europa statt. Insofern ist das kein Nachteil, sondern sorgt eher für einen Blick über den Tellerrand.

Was Michael E. Mann fordert

Von den Verantwortlichen in der Politik erwartet er einen verstärkten Einsatz für den Klimaschutz. Dazu gehören:

  • Einer vernünftigen, realistischen Herangehensweise bei der Bepreisung von CO2 und einer Korrektur der gut gemeinten, aber fehlerhaften, derzeit vorgeschlagenen Version des Green New Deals
  • Einer fairen Konkurrenz zwischen Erneuerbaren Energien und fossilen Energieträgern
  • Der Entlarvung falscher Narrative und Argumente, die sich in die Klimadebatte eingeschlichen haben und einen Keil zwischen diejenigen treiben, die Lösungen für den Klimawandel unterstützen
  • Einer Bekämpfung von Klimauntergangsstimmung und Hoffnungslosigkeit.

Und wie hält es der Autor mit der Landwirtschaft?

Ziemlich entspannt. So verweist er darauf, dass der sprunghafte Anstieg der Methanemissionen in der Atmosphäre in den letzten Jahrzehnten auf die Erdgasförderung zurückzuführen ist und nicht aus Landwirtschaft oder Viehzucht stammen. Der Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung steht er offen gegenüber.

Nach Ansicht des Autoren kann die Landwirtschaft natürlich zum Klimaschutz beitragen, ihre Möglichkeiten würden aber häufig überschätzt. Die entscheidenden Stellgrößen sind: Raus aus der fossilen Verbrennung und hin zu regenerativen Energien. Damit bleibt Michael E. Mann auch in puncto Landwirtschaft seiner Linie treu, die Großen zur Rechenschaft zu ziehen und sich nicht auf Nebenschauplätze zu begeben.

Zum Buch:

Propagandaschlacht ums Klima
Wie wir die Anstifter klimapolitischer Untätigkeit besiegen

Im Original: The New Climate War (von Michael E. Mann)

In der deutschen Übersetzung von Matthias Hüttmann, Tatiana Abarzúa und Herbert Eppel

ISBN 978-3-933634-48-1, 2. Auflage 2021, 440 Seiten,
D: 29,00 € (AT: 29,80 EUR, CH: 33,80 SFr)
Verlag Solare Zukunft

Auch interessant