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Alternative zu Diesel

Forschungsprojekt: Bio-Kraftstoff aus Klärschlamm

Kfz-Techniker Florian Knoch (im Auto) und Kfz-Ingenieur Steffen Krajewski testen auf dem Rollenprüfstand der Hochschule Coburg ein Auto, das mit dem neuen Biokraftstoff betrieben wird.
Hubert Darchinger
Hubert Darchinger
am Montag, 19.12.2022 - 11:46

Die steigenden Energiekosten erfordern neue Ideen. Eine wird gerade an der Hochschule Coburg getestet.

Die Europäische Union fördert aktuell das Projekt To-Syn-Fuel. Darin geht es darum, aus biogenen Abfallstoffen nachhaltige Kraftstoffe und grünen Wasserstoff zu erzeugen. Durchgeführt wird das Forschungsprojekt vom Fraunhofer Institut Umsicht im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg, wo auch der neue Bio-Kraftstoff entwickelt wurde – und zwar aus Klärschlamm, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Hochschule Coburg.

Jetzt wird der neue Kraftstoff in einem VW mit Dieselmotor auf dem neuen Rollenprüfstand der Hochschule Coburg getestet. „Ziel unserer Untersuchungen ist die Analyse von Verbrauchs- und Emissionswerten im Vergleich zum Standardkraftstoff“, erklärt Prof. Dr. Markus Jakob. Er forscht und lehrt an der Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik insbesondere zur motorischen Verbrennung. Gemeinsam mit Chemikerin Anja Singer leitet Jakob die Fuel Research Group der Hochschule und forscht an der Schnittstelle zwischen Chemie und Maschinenbau an Lösungen, um Energie zu speichern und zu transportieren.

Klimaneutrales Rohöl

Mit dem „thermo-katalytischen Reforming“ (TCR-Verfahren), das Fraunhofer entwickelt hat, wird Biomasse in ihre Bestandteile zerlegt, veredelt und gereinigt. Ergebnis sind drei Produkte: Synthesegas mit einem sehr hohen Wasserstoffgehalt, „Biokohle“ und ein Bio-Rohöl, das den Ausgangsstoff für synthetische Kraftstoffe bildet.

Solche nachhaltigen Energieträger wie der neue Bio-Kraftstoff aus Klärschlamm haben Fraunhofer zufolge einen um 85 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als konventionelle fossile Kraftstoffe. „Perspektivisch könnten sie in hunderten dezentralen Kleinanlagen hergestellt werden“, sagt der Kraftstoff-Forscher Jakob. „Bayern hat das Potential, ab 2030 rund 400.000 Tonnen Klärschlamm in normkonforme Kraftstoffe umsetzen.“

Beimischung in fossile Kraftstoffe

Um die fossilen Energieträger vollständig aus dem Straßenverkehr zu verbannen, würden die absoluten Mengen noch nicht ausreichen. „Da aus dem TCR-Verfahren bereits normkonforme Kraftstoffe hergestellt werden können, ist es aber auf einfache Weise möglich, die verfügbaren Mengen des neuen Kraftstoffs den bekannten Serienkraftstoffen beizumischen.“