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Erneuerbare Energie

Erneute Greenpeace-Aktionen gegen Biokraftstoffe

Josef Koch
Josef Koch
am Freitag, 20.05.2022 - 13:09

Umweltverband fordert Politik zum Aus für Biosprit auf. Dabei handelt Umweltministerin Lemke schon längst.

Bioethanol-E10-Tankstelle

Für ein Ende der Beimischung von Biosprit zu Benzin und Diesel demonstrieren am Samstag (21.5.) Greenpeace-Aktive in 30 Städten, darunter München, Köln und Hannover. Anhand aufgestellter Mehlsäcke zeigen sie, welche Mengen an essbarem Getreide für den Biosprit-Verbrauch für die Zapfsäulen der jeweiligen Kommune verwendet werden.

Mit einem Ausstieg aus der Erzeugung von Biokraftstoffen könnte Deutschland angesichts der drohenden weltweiten Hungerkrise kurzfristig zusätzliches Getreide und Pflanzenöl zur Verfügung stellen, so die Umweltorganisation. Die Bundesregierung sollte daher die Beimischung zu fossilen Kraftstoffen umgehend beenden, fordert Matthias Lambrecht.

 

Umweltministerin Lemke triebt Biosprit-Aus schon voran

Allerdings ist die Bundesregierung schon längst aktiv. Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) stimmt gerade ein Gesetz innerhalb der Ampelfraktionen und Regierungsressorts ab, das bis 2030 ein Ende von Getreide und Raps im Biosprit bedeutet.

Bereits für 2023 soll die Obergrenze für Biokraftstoffe aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen von derzeit 4,4 % auf 2,5 % verringert werden. Bis 2030 soll die Obergrenze schrittweise auf null sinken. Für 2023 erwartet Lemke eine Rohstoffeinsparung von 4,2 Mio. t an Nahrungs- und Futtermitteln. Dadurch sollen 1,1 Mio. ha Anbauflächen frei werden, die für Nahrungs- und Futtermittelzwecke genutzt werden könnten.

Branche weist auf Zusatznutzen hin

In der Agrarbranche, bei Biokraftstoffherstellern und in der Opposition stoßen Lemkes Pläne auf heftige Kritik. Nach Branchenangaben hatten Biodiesel, Bioethanol und Biomethan aus Anbaubiomasse 2021 einen Anteil von rund 3,9 % an der im Verkehrssektor verwendeten Energie in Deutschland. EU-weit erlaubt sind maximal 7%.

Kritisiert wird auch, dass die Regierung außer Acht lässt, dass Biokraftstoffe den Treibhausgasausstoß jährlich um über 13 Millionen Tonnen CO2 verringern. Ein Tempolimit von 130 km/h schaffe nach Angaben des Umweltbundesamts (UBA) etwa 1,9 Millionen Tonnen. Zudem stünden weniger heimische Eiweißfuttermittel zur Verfügung. Dadurch würden mehr Importe von Sojabohnen aus USA und Brasilien nötig.

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Konträre Umfrageergebnisse

Laut Greenpeace befürwortet eine Mehrheit der Bevölkerung, den Ausstieg. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag von Greenpeace zufolge sprachen sich  65 Prozent von 1016 Befragten dafür aus, die Beimischung von Biokraftstoffen zu Benzin und Diesel stoppen, damit Agrarprodukte wie Getreide oder Raps zum Erzeugen von Lebensmitteln zur Verfügung stehen.

Das Stimmungsbild unter den Wochenblattlesern sieht anders aus. In einer Online-Umfrage waren nur 18% dafür, 80% der knapp 200 Teilnehmer fürchteten dagegen eine höhere Abhängigkeit vom russischen Öl, negative Auswirkungen auf den Klimaschutz und eine höhere Importabhängigkeit bei Eiweißfuttermitteln.  

Sollen Getreide und Rapsöl daher kurzfristig nicht mehr zu Biokraftstoffen verarbeitet werden?

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