Ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Verbänden setzt sich für eine bessere Biomüll-Sammlung ein. Das Ganze entbehrt nicht einer gewissen Ironie - zumindest was die politische Seite anbelangt. Im Entwurf zum neuen Gebäudeenergiegesetz soll Biomasse als Energiequelle für Wärme weitgehen außen vorbleiben. Sie soll in Zukunft aus Strom und Wärmepumpe kommen. Gleichzeitig gibt es nun eine Aktion, die das Bundesumweltamt und das Bundesumweltministerium unterstützen, in der sie auf die großen Mengen an Biomasse hinweisen, die in Deutschland anfallen.
Wohlgemerkt - es handelt sich um Abfall und dieser Abfall vergammelt zu einem erheblichen Anteil unter Freisetzung von Methan und schadet damit der Atmosphäre. Mit einer kontrollierten Vergärung unter energetischer Verwertung des Biogases würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es werden Methanemissionen vermieden und Energie gewonnen. Dabei geht es nicht Peanuts: Das Potenzial aus Biotonne, Speisereste, tierische Exkremente sowie Erntereste beziffert der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) auf 140 Terawattstunden (TWh) im Jahr. Das entspricht einem Viertel des deutschen Stromverbrauchs.
Energiepotenzial unterschlagen
In einer nun versandten Pressemitteilung des Bundesumweltamtes wird das energetische Potenzial aber weitgehend unterschlagen, obwohl das ein wichtiger Anreiz zur Teilnahme sein könnte. Ein Grund dafür könnte wohl sein, dass dies der bundesgrünen Leitlinie, Biomasse aus der Energieversorgung auszuschließen, zuwider laufen dürfte, selbst dann, wenn es sich dabei um methanfreisetzenden Abfall handelt.
Als Ziel der Aktion wird ausgerufen, gemeinsam die Biotonne besser zu machen. Die Menge der getrennt gesammelten Bioabfälle sollen gesteigert und die Fehlwürfe verringert werden. Das ist, für sich gesehen, ein sinnvolles Ziel. Aber warum die Sache nicht weiterdenken und eine sinnvolle Verwertung an die Sammlung anschließen. Die beste Variante wäre eine anearobe Vergärung mit energetischer Nutzung des Methans. Die Gärreste könnten kompostiert werden.
Bioabfälle sind größter Abfallstrom
Bioabfälle sind mengenmäßig der größte getrennt gesammelte Abfallstrom der Siedlungsabfälle. Im Wesentlichen handelte es sich dabei um Biotonnen-Inhalte, biologisch abbaubare Garten- und Parkabfälle, Marktabfälle und weitere biologisch abbaubare Abfälle aus verschiedenen Herkunftsbereichen.
Im Jahr 2020 wurden in Deutschland über die Biotonne etwa 5 Mio. Tonnen und an Garten- und Parkabfällen rund 5,7 Millionen Tonnen getrennt gesammelt; dies entspricht 129 Kilogramm je Einwohner und Jahr. Gleichzeitig stellen die Bioabfälle mit fast 40 % auch im Restabfall die größte Abfallfraktion dar. Das bedeutet, dass es noch ein großes Potenzial für die getrennte Sammlung und eine damit verbundene energetische Verwertung gibt. Das wäre zum Wohl des Klimas und ein wichtiger Beitrag zur Energieversorgung.