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Wirtschaftlichkeit

Milchpreise: Noch sind die Kosten gedeckt

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Josef Koch
Josef Koch
am Montag, 17.04.2023 - 18:11

Fallen Milchpreise weiter, können Milchbauern ihre Kosten nicht mehr decken.

Die Kosten für die Milcherzeugung bleiben auf einem hohen Niveau. Und noch deckt der Milchpreis diese Kosten. Das geht auf den jüngsten Auswertungen zum Milch-Marker-Index der MEG Milch Board hervor. Nachdem die Milcherzeugungskosten bereits im Oktober mit 47,51 Cent auf einem neuen Allzeithoch lagen, stiegen sie bis Januar 2023 noch um weitere 0,19 Cent auf 47,70 Cent pro Kilogramm. Gegenläufig dazu sanken die Milchauszahlungspreise gegenüber der letzten Auswertung von 59,33 Cent/kg auf 56,91 Cent/kg. Die Kostendeckung verringerte sich damit bereits um ganze sechs Prozent, warnt die MEG. Ob die Milchviehbetriebe auch in den nächsten Monaten ihre Kosten zur Erzeugung der Milch decken können, ist angesichts der aktuellen Entwicklungen also mehr als fraglich geworden.

MEG-Vorsitzender sieht Marktversagen

„Wir erleben wieder einmal ein Marktversagen,“ stellt der MEG-Vorstandsvorsitzende Frank Lenz fest. Er macht dafür die nachträgliche Festsetzung der Milchauszahlungspreise verantwortlich. Nach wie vor fehlten den Erzeugern zum Zeitpunkt der Produktionsentscheidung wichtige Informationen zur Marktsituation. „Marktsignale wie eine sinkende Nachfrage werden nicht zeitnah, das heißt vor der Produktion der Milch, an die Milcherzeuger weitergegeben,“ kritisiert Lenz.

Allerdings waren die Milchpreise in 2022 gestiegen. Auch hier setzten viele Molkereien die Auszahlungspreise nachträglich fest.

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Dennoch übertrafen die Milchpreise im Januar 2023 die Kosten um 19 %. Im ganzen Jahr 2022 lag das Preis-Kosten-Verhältnis bei 1,11, die Preise übertrafen damit die Kosten um 11 %. Seit 2014 bis 2021 waren die Milchpreise laut Milch-Marker -Index aber deutlich niedriger als die Kosten.

Preisrückgang ist unterschiedlich stark

Auch wenn die Milcherzeugungskosten in der Region Nord bereits im Oktober 2022 ihren Höchststand erreicht hatten und nicht weiter stiegen, waren die Milcherzeuger in dieser Region mit minus 4,22 Cent/kg von dem stärksten Abfall bei den Milchauszahlungspreisen betroffen.

Aber auch in den Regionen Ost (-2,50 Cent/kg) und Süd (-0,13 Cent/kg) begann der Abwärtstrend. Im Vergleich der Bundesländer wiesen die Milchpreisveränderungen eine sehr große Spannweite auf. Während die Preise in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland im Januar 2023 gegenüber Oktober 2022 noch um 0,71 Cent oder 1,22 % angestiegen waren, fielen sie in Niedersachsen mit -5,45 Cent oder -8,90 % am stärksten ab.

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