
Im ganzen Lebn nu ned so schee und so entspannt (Satellitensusi sei Dank) Woiz baut wia heid – scheensta Beruf da Welt. Dazu ein Foto aus der Schlepperkabine auf ein fast bis zum Horizont reichendes Saatbett mit schnurgeraden Linien. WhatsApp Posts wie dieser sind das Markenzeichen von Thomas Koller aus Greilsberg, Gemeinde Bayerbach im Landkreis Landshut – im tertiären Hügelland in Niederbayern.
Landwirt ist sein Traumberuf und seine Leidenschaft. Optimismus und eine positive Lebenseinstellung sind sein Antrieb, ein andauerndes Gejammere kann er nicht haben. Dass sein Optimismus anderen Menschen manchmal auch auf den Geist gehen kann, ist ihm durchaus bewusst. Aber sein Mut kommt nicht von ungefähr. „Wenn Du von heute auf morgen ganz nach unten gerissen wirst, dann ist das anders“, deutet er einen schweren persönlichen Schicksalsschlag an, den er überwinden musste.
Teilschlagbezogen düngen
Schwerpunkt ist der Ackerbau mit Weizen, Zuckerrüben und Kartoffeln. Früh hat Koller begonnen, die digitalen Möglichkeiten zu nutzen, mit einem klaren Ziel: „Ich will mit weniger Aufwand mehr erzeugen und Ökonomie und Ökologie in Einklang bringen.“ Seit 2013 nutzt er das RTK-Signal für die Spurführung. Wenn der Schlepper von selber geradeaus fährt, hat er Zeit, sich auf die Geräteeinstellungen zu konzentrieren.
Bald darauf kam auch die erste Applikationskarte zum Einsatz. „Das war ein Sprung wie vom Ochsen zum Schlepper“, sagt Koller, „bei der Entscheidung dafür hat mir geholfen, dass unser Vater uns immer angehalten hat, den Blick über den Tellerrand zu werfen.“ Deshalb ist Koller viel bei Vorträgen unterwegs und früher, als er selbst geflogen ist, ist ihm immer aufgefallen, dass die Felder von oben ganz unterschiedlich ausgesehen haben. „Und dennoch haben wir sie damals einheitlich gedüngt“, stellt er fest. Teilschlagbezogene Bewirtschaftung ist aber kein Selbstläufer. „Ich bin 56“, sagt Koller, „die Jungen tun sich da viel leichter.“ Deshalb setzt er auf Netzwerke und sucht sich dort die richtigen Partner für die Dinge, die er sich selber nicht zutraut.
Biomassedaten nutzen

Seine eigenen Flächen, die Ertragserwartung und die noch verfügbaren Düngermengen muss er allerdings selber einschätzen. Aufgrund der historischen Ertragsdaten und der aktuellen Biomassedaten werden dann die Applikationskarten erstellt. Letztere werden von Satelliten geliefert. Die machen ständig Bilder von der Erdoberfläche und zwar so hoch aufgelöst, dass man daraus – unter Einbeziehung entsprechender Rechenmodelle – Rückschlüsse auf den Zustand der jeweiligen Kultur machen kann. Und dies in einem sehr engen Raster. Koller dazu: „Die Lebensmittelkonzerne wissen ziemlich genau, was auf unseren Feldern wächst, aber wir selber nutzen diese Daten nicht – das kann nicht sein.“
Bei der Grunddüngung und der letzten Stickstoffgabe im Frühjahr werden also sowohl die historischen Ertragsdaten als auch die aktuellen Biomassedaten in die Bemessung der Düngermenge einbezogen. Ein konkretes Beispiel: Die Ertragserwartung liegt bei 80 bis 100 dt/ha für den Weizen. Die Obergrenze von 170 kgN/ha soll ausgeschöpft werden, so dass für die konkrete Düngung noch 60 kg N/ha zur Verfügung stehen. Nachdem die Biomassdaten in die Berechnung eingeflossen sind, schwankt die tatsächlich ausgebrachte Menge zwischen 100 und 0 kg N/ha.

Damit diese Ansätze reibungslos laufen, müssen auch die Landtechnikhersteller noch ein paar Hausaufgaben machen. Kollers 10 Jahre alter Schlepper und der 12 Jahre alte Düngerstreuer haben sich hierbei gut verstanden. Aber der neue Traktor konnte mit dem alten Düngerstreuer nicht mehr reden. Es musste deshalb auch der Streuer gegen einen jüngeren gebrauchten getauscht werden.
Was ihm noch helfen würde ist eine Art Sim-Karte im Schlepper, die vom Werk abrufbar ist. Die Kommunikation zwischen Traktor, Geräten und Büro und Werkstatt hat nach seiner Ansicht insgesamt noch Luft nach oben. „Da wirst Du zwar gläsern, aber wichtiger ist mir, dass die Technik funktioniert“, so seine Abwägung.
Probleme klar ansprechen
Auch wenn Thomas Koller immer versucht, sich mit den Rahmenbedingungen zu arrangieren und Lösungen zu finden, ist er nicht mit allem einverstanden. Erosionsschutz und damit der Zwischenfruchtanbau ist bei ihm im Hügelland schon lange ein wichtiges Thema. Seine Flächen liegen im Roten Gebiet. Im Frühjahr 2022 lagen die NMin-Werte auf seinen Flächen zwischen 11 und 27 kg/ha. Die weiteren Düngergaben sind auf Entzug ausgelegt. „Wie soll da im Herbst eine Zwischenfrucht wachsen, wenn ich die nicht düngen darf?“, fragt er. Dass im Hügelland braune Felder im Herbst eine Lösung sein können, kann er sich nicht vorstellen.
Obwohl auf dem Betrieb seit 40 Jahren reiner Ackerbau betrieben wird, ist mit Mulchsaat und ähnlichen Maßnahmen die Humusbilanz positiv. Um hier noch weiter voranzukommen und auch, um Berufskollegen mit Überschüssen zu entlasten, hat Koller vor rund 3 Jahren begonnen, organischen Dünger in den Betrieb aufzunehmen. Jedoch gibt es auch hier schon einen weiteren Entwicklungsschritt. Zunächst erhielt Koller Gülle von einem Ferkelerzeugerbetrieb. Inzwischen geht diese Gülle erst an eine Nawaro-Biogasanlage und Koller bekommt von der dann den Gärrest.
Ackerbau hat Zukunft

Die Zukunftsaussichten im Ackerbau stehen laut Koller nicht schlecht. Die Maschinenkosten, die Kosten allgemein muss man im Griff haben. „Ich glaube schon, dass das ein Beruf mit Zukunft ist.“ Bezogen auf die Arbeitsauslastung ist er sich bewusst, dass bei seiner Fläche noch ein weiteres Standbein notwendig ist. Er hält das für die bessere Alternative. „Ich habe meinen Ackerbau als Ein-Mann-Betrieb ausgerichtet. Ich will nicht ständig wachsen und um jeden Preis pachten müssen“, erläutert er.
Seine Kulturen führt er durchaus intensiv, um möglichst viel herauszuwirtschaften. Das sei ein legitimer Ansatz, wobei er aber noch einmal betont: „natürlich unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit“.
Ansonsten braucht es nicht mehr viel Innovation. Die Betriebe müssten nur das einsetzen, was vorhanden ist. Und was die Abnehmer bereits nutzen, wiederholt er. Für ihn ist nachhaltiger und gleichzeitig effizienter Ackerbau schon heute möglich.
Auf die Belastung achten

Wenn Thomas Koller seine Ackerbaustrategien erklärt, dann bleibt kein Zweifel, er betreibt Landwirtschaft mit Leidenschaft. Daneben gibt es auf dem Betrieb aber noch eine Direktvermarktung von Kartoffeln, eine Brennerei, eine vermietete Lagerhalle und die Fertigung von Frontgewichten für Traktoren. Letzteres ist vielleicht mehr ein Steckenpferd, das aber bei überschaubarem Zeitaufwand einen achtbaren Einkommensbeitrag erbringt. Dank Internet läuft der Vertrieb europaweit, Kundenwünsche werden bei der Fertigung individuell berücksichtigt. Von Vorteil ist, dass Koller auf Metallabfälle aus einem metallverarbeitenden Betrieb zurückgreifen und so kostengünstig und kompakt fertigen kann.
Die Brennerei war die Leidenschaft des Vaters. Sie gehört fest zum Betrieb, macht aber viel Arbeit. „Deshalb fahren wir hier auf einem umsatztechnisch niedrigen Niveau.“ Arbeitsbelastung ist auch das Stichwort bei der Direktvermarktung von Kartoffeln. Deshalb gibt es Selbstbedienung mit Vertrauenskasse. Dennoch stellt Koller auch hier die Kundenorientierung in den Mittelpunkt. „Der Hofladen ist sieben Tage die Woche geöffnet, die Kunden können bis vor die Tür fahren und wir stellen Tücher zum Auslegen des Kofferraumes für die Kunden zur Verfügung“, erklärt er. Den Preis für diesen Service nehmen die Kunden gerne in Kauf. Der Absatz hat sich seit Beginn von Corona verdoppelt.
Natürlich freut es Koller, wenn seine Angebote angenommen werden. Sie tragen vor Ort sicher auch zu einem besseren Image für die Landwirtschaft bei. Damit dies auch im großen Stil gelingen kann, braucht es gute Nachrichten und ehrliche, aber positive Aussagen, vielleicht so wie das Plakat, das an der rückseitigen Bordwand seines Anhängers angebracht ist: „Für Ihr tägliches Brot fahren hier: 25 Tonnen gesunde und nachhaltig in der Region gewachsene/r Kartoffeln/Brotweizen ..., ... ein umweltbewusster, glücklicher Bauer“
Betrieb Koller
Fläche: 85 ha LF (Eigentum), 15 ha Wald
Kulturen: 55 ha Weizen, 10 ha Kartoffeln (30 % Speise, 70 % Stärke), 20 ha Zuckerrüben
Anbauverfahren: Hackfrüchte ausschließlich auf Mulchsaat, Direktsaat bei Getreide und Kartoffeln, Düngung nach Applikationskarten
Arbeitskräfte: Thomas Koller, 56; ca. 300 AKH temporäre Arbeitskräfte aus der Nachbarschaft
Betriebszweige: Ackerbau, Feindestillerie, Selbstbedienungshofladen für Speisekartoffeln, Hallenvermietung, Produktion und Vertrieb von Frontgewichten, Photovoltaik