Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Bär in Bayern

Absolute Panik: Bär wütet auf Bauernhof

Das Bild zeigt einen Bären im Wald.
Annette Seidl
Annette Seidl
am Dienstag, 06.06.2023 - 18:31

Die Sichtungen von Bären im Alpenraum häufen sich. Ein Video aus China zeigt es deutlich: Greift ein Bär an, sind Menschen ihm schutzlos ausgesetzt. Wie ist die Situation in Bayern? Wir fragen den Experten Philip Bust, Revierjagdmeister und Referent für Jagd und Wildtiermanagement beim Bayerischen Bauernverband (BBV).

Der Bär sorgt in Bayern immer wieder für Angst. Nun kursiert ein Video aus China, das einen Bärenagriff auf einem Bauernhof zeigt. Es sind unfassbare Szenen: Der aggressive Bär jagd schließlich sogar Polizisten. Die wiederum laufen um ihr Leben. Der Versuch, den Bären vom Hof zu vertreiben, droht grandios zu scheitern. Wie verschiedene Medien berichteten, dauerte der Einsatz mehr als sechs Stunden. Das schockierende Video finden Sie hier im Artikel.

Kann so etwas auch im Freistaat passieren? Und wie ist die Situation in Bayern? Wir fragen den Experten Philip Bust, Revierjagdmeister und Referent für Jagd und Wildtiermanagement beim Bayerischen Bauernverband (BBV).

Ein Bär greift Menschen auf einem Bauernhof an. Ist diese Situation auch für Bayern denkbar? 

Philip Bust: "Wir als BBV beobachten die Situation mit der neuerlichen Häufung von Sichtungen und Rissen im Freistaat sehr kritisch. Bären unterliegen einem strengen Schutzstatus. Sie zeigen nur selten Scheu. Vielmehr sind sie als sehr guter Beutemacher auch eher neugierig. Durch diese Neugierde kann sich die Distanz von Bär zu Mensch durchaus gefährlich verringern. Bären leben nicht territorial. Das heißt, sie verteidigen nicht ihren Lebensraum vor Artgenossen und legen große Distanzen zurück."

Sind Bären eher scheu und ziehen sich lieber zurück? Oder verlieren sie die Angst vor dem Menschen?

Das Aufeinandertreffen von Bär und Mensch kann objektiv immer zu einem Problem führen, auch wenn wir nicht pauschal Panik verbreiten möchten. Ob und in wie weit sich ein Bär von alleine zurückzieht bei einem Zusammentreffen von Bär und Mensch lässt sich nicht pauschal sagen. Es sollte definitiv darauf geachtet werden, den leichten Zugang zu Futtermöglichkeiten zu unterbinden. Durch Essensreste können Bären zusätzlich die Scheu verlieren.

Gibt es eine Möglichkeit für Mensch und Bär, miteinander zu leben? 

Die Bayerische Kulturlandschaft wurde durch intensivste Arbeit durch den Menschen erschaffen. Durch härteste Arbeit werden hochwertigste und unter strengem Schutz stehende Lebensraumtypen durch die Alm- und Alpwirtschaft gepflegt und erschaffen. Des weiteren sind wir in Bayern ein boomendendes Tourismus- und Ferienland. Eine Koexistenz zwischen Raubtier, Berglandwirtschaft und Mensch, insbesondere mit dem Bären, halten wir für nicht umsetzbar. Für uns steht der Mensch mit seinen Sorgen und Ängsten und der Schutz seiner anvertrauten Weidetiere im Mittelpunkt unseres Handelns.

Gibt es Gründe, warum die Bärenproblematik gerade so akut ist? 

Es gab bereits in den vergangenen Jahren häufig werdende Sichtungen des Bären im bayerischen Alpenraum. In diesem Jahr spitzt sich die Situation deutlich zu. Insbesondere nach der Winterruhe kam es in diesem Jahr zu Rissen und Sichtungen vom Oberallgäu bis zum Berchtesgadener Land. Die Bärenpopulation in Italien nimmt stetig zu. Insgesamt geht man von ca. 100 Individuen im Trentino aus. Insbesondere männliche Bären begeben sich auf Wanderschaft und suchen neue Territorien.

Bär in Bayern: Das sagt der Bauernverband

Bislang ist dem Bayerischen Bauernverband noch kein Angriff eines Bären auf einen Menschen in Bayern bekannt. Doch erst im April ereignete sich eine tödliche Bärenattacke auf einen Jogger in Südtirol. In Bayern sorgt der Bär ebenfalls für eine gewisse Verunsicherung. Und in Österreich kam es zu vereinzelten Übergriffen. Tiroler Schafhalter holen wegen der Übergriffe durch Wölfe und Bären sogar ihre Tiere vorzeitig von der Alm zurück.

* Pflichtfeld. Mit der Anmeldung für den Newsletter haben Sie den Hinweis auf die Datenschutzhinweise zur Kenntnis genommen. Sie erhalten den forstpraxis-Newsletter bis auf Widerruf. Sie können den Newsletter jederzeit über einen Link im Newsletter abbestellen.