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Interview

Die Katze lässt das Mausen nicht

Anna Knon
Anna Knon
am Freitag, 21.02.2020 - 06:59

Tierärztin Dr. Evelyn Liebler erklärt die wesentlichen Fakten zum Kastrieren von Katzen.

kastriert

Es ist ein Märchen, dass kastrierte Katzen keine Mäuse mehr fangen. Aber es ist tatsächlich ein Trauerspiel, wenn sich Katzen ungebremst vermehren. Die Tierärztin Dr. Evelyn Liebler erklärt die wesentlichen Fakten. Katzen gehören auf einen Bauernhof, keine Frage. Aber sie sollen sich nicht ungehindert vermehren.

Wochenblatt: Warum ist es so wichtig, Katzen kastrieren zu lassen?
Liebler: Eine Katze wird zwei- bis dreimal im Jahr trächtig, pro Wurf mit bis zu acht Welpen. Entsprechend viele unterernährte und/oder kranke Katzen vegetieren dann in Stall und Scheune vor sich hin.  Die „Entsorgung“ von Katzenwelpen durch Erschlagen, Ersäufen oder andere Methoden stellt einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar und kann mit mehrjähriger Haftstrafe geahndet werden.

Wochenblatt: Was ist der Unterschied zwischen sterilisieren und kastrieren?
Liebler: Sowohl männliche als auch weibliche Tiere werden kastriert. Nur durch die Entfernung der Eierstöcke wird bei Kätzinnen die ungesunde Dauerrolligkeit verhindert. Durch die Entfernung der Hoden wird bei Katern das Markieren sowie das weitläufige Streunen verhindert. Bei einer Sterilisation würden nur die Samenstränge bzw. die Eileiter unterbunden; ein solcher Eingriff bei Katzen gilt als Kunstfehler. Zur Kastration muss die Katze nach Terminabsprache nüchtern zum Tier­arzt gebracht werden und nach der ­Operation idealerweise noch einen Tag in einem Raum zur Beobachtung gehalten werden.

Den richtigen Zeitpunkt abpassen

Tierärztin

Wochenblatt: Wann sollten die Tiere kastriert werden?
Liebler: Junge weibliche Katzen sollten spätestens mit sechs Monaten kastriert werden, da bereits in diesem Alter die erste Rolligkeit einsetzt. Die meisten weiblichen Katzen werden im Januar und Februar sowie in den Monaten Juni und August zum ersten Mal rollig. Mutterkatzen, bei denen die rechtzeitige Kastration versäumt wurde, können noch während der Säugeperiode rollig werden; sie sollten deshalb auf jeden Fall kastriert werden, sobald die Welpen sechs Wochen alt sind. Eine Trächtigkeit würde die Kastration verhindern bzw. enorm komplizieren und verteuern. Bei Katern kann eine Frühkastration ab vier Monaten erfolgen, jedoch wird eine Kastration im Alter von sieben Monaten bevorzugt.

Wochenblatt: Was kostet der Eingriff?
Liebler: Die Kastration einer Kätzin kostet zwischen 110 und 130 Euro, wenn es zu keinen Komplikationen kommt. Der Eingriff ist bei Katern wesentlich weniger aufwändig und kostet deshalb weniger, rund 55 bis 65 Euro. Die notwendige Narkose kann zusätzlich für die Kennzeichnung der Katze mittels Tätowierung an den Ohren genutzt werden. Beim Entlaufen oder einem Unfall kann die Katze identifiziert und der Halter ausfindig gemacht werden.

Wochenblatt: Stimmt es, dass kastrierte Katzen keine Mäuse mehr fangen?
Liebler: Nein, das stimmt nicht. Kastrierte Katzen sind nicht mehr sexuell aktiv und ziehen deshalb nicht mehr so große Kreise, aber sie fangen nach wie vor gerne Mäuse. Landläufig herrscht auch die Meinung vor, dass man Katzen beim Futter knapp halten soll, damit sie auf Jagd gehen. Auch das stimmt nicht, im Gegenteil: gesunde, gut genährte Katzen sind einfach bessere Jäger als kranke, magere Tiere. Katzen verlieren ihren Jagdinstinkt nicht, weder durch Kastration noch durch gutes Futter. Für (Freigänger-)Katzen ist übrigens auch regelmäßiges Entwurmen sinnvoll. Das dient nicht nur der Gesundheit der Katze, sondern auch der Halter, vor allem der Kinder, die sich mit den Würmern anstecken können. Das Entwurmen sollte alle drei Monate per Tablette oder Spot-on-Mittel erfolgen.