Wer online nach einem Produkt sucht, landet schnell Hunderte von Treffer. So gut wie jedes Mal sind darunter auch sogenannte Fake-Shops. Das sind Geschäfte, die gar keine Ware anbieten und nur Geld machen wollen. In Echt ist es einfach, einen betrügerischen Laden oder Waren mit schlechter Qualität zu erkennen. Im Online-Geschäft ist das oft schwierig. Das böse Erwachen kommt meist erst dann, wenn es schon zu spät ist: Das Geld ist weg, Kundenservice gibt es nicht oder das Produkt ist Schrott.
Gerade während Corona boomt das Einkaufen im Internet. Es locken Angebote, wie Handy, Kamera oder sogar die gebrauchte Landmaschine zum Spottpreis. Teilweise ist Markenkleidung sogar um 50 Prozent oder mehr reduziert. Mit solchen Angeboten lässt man sich schon mal zum Kauf verleiten. Doch Vorsicht! Nicht alle Shops im Internet sind seriös. Ein kritischer Blick und einfache Tipps beim Online-Shopping helfen, nicht auf Betrüger hereinzufallen.
Fake-Shops sehen aus wie richtige Online-Shops
Oft lassen sich die Fake-Webseiten nicht auf den ersten Blick erkennen. Ihre Homepages sind mit guten Fotos sehr professionell gestaltet und oft auch eine Kopie einer wirklich existierenden Website. Spätestens dann, wenn nach geleisteter Vorauszahlung entweder gar keine Ware, minderwertige Ware oder statt dem Original eine Fälschung geliefert wird, weiß man, dass man auf einen Fake-Shop hereingefallen ist.
„Es ist leicht, im Internet ein völlig falsches Bild von sich zu vermitteln“, brachte es Barbara Gruber-Stahl bei einem Webinar für Landfrauen des BBV Kaufbeuren, Zweigstelle Landsberg, auf einen einfachen Nenner. Der wichtigste Tipp der Verbraucherschutztrainerin für Internet und Datenschutz: Vor jedem Online-Kauf den gesunden Menschenverstand einschalten.

Wenn der Preis zu sehr verlockt, heißt es erst recht aufpassen: Typisch für Betrügerseiten sind die satten Rabatte. Dieser Schuh soll ursprünglich 198,25 € kosten, nun wird er für 48,99 € angeboten.
Mit Verstand die Seite vor der Bestellung prüfen
Der setzt manchmal aus, wenn man Dinge zu einem sensationell günstigen Preis sieht. Das wissen auch Betrüger und nutzen diese Schnäppchenmentalität aus. Seit Corona häufen sich die Beschwerden von Verbrauchern, die keine, eine andere oder minderwertige Waren erhalten haben, weiß Julia Zeller, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern in München. Die Beschwerden reichen von einem Fahrrad für mehreren Tausend Euro, das bezahlt, aber nie geliefert wurde, über teure Waren aus dem Elektrobereich vor allem Handys und Spielekonsolen bis hin zu minderwertiger Kleidung, deren Rücksendung nach China den Warenwert bei weitem übersteigen würde.
Vorhängeschloss: Vorsicht vor unsicheren Webseiten
Das heißt nicht, dass es im Internet keine günstigen Angebote gibt, aber ein gesundes Misstrauen ist bei vermeintlichen Schnäppchen durchaus angebracht. Auch Online-Händler haben nichts zu verschenken. Genauso wenig besitzen sie Waren, die bei anderen Händlern oder im Fachhandel längst ausverkauft sind, nennt Julia Zeller einen weiteren Anhaltspunkt für einen Fake-Shop.
Die Seite sofort verlassen sollte man in jenen Fällen, wenn bei der angegeben Adresszeile ein Vorhängeschloss vor dem Kürzel „https://“ fehlt und stattdessen der Hinweis „Nicht sicher“ angezeigt wird. Denn dann ist man auf einer unsicheren Internetseite. Hier besteht sogar die Möglichkeit, dass persönliche Daten wie Passwörter oder Kreditkarteninformationen abgegriffen und missbraucht werden.
Auch eine ungewöhnliche Internetadresse wie die Erweiterung der Adresse um weitere Domain-Endungen sollte man als Warnung verstehen. Beispiel: Wo eigentlich nur ein „.de“ stehen sollte, steht dort „.de.com“, oder es folgen Buchstaben, Zahlen. Gefahr droht auch, wenn man an eine andere Adresse weitergeleitet wird.
Achtung vor gefälschten Siegeln
Niemand sollte sich alleine darauf verlassen, wenn ein Shop sich mit Siegeln und tollen Kundenbewertungen schmückt. Teilweise erfinden Händler ihre Siegel oder kopieren Siegel wie „trusted shops“ auf ihre Seite. „Ein Klick auf das Siegel enttarnt Fälschungen“, so Barbara Gruber-Stahl. Damit kann man prüfen, ob das Siegel wirklich mit einem Zertifikat des Siegel-Betreibers verlinkt ist. Ist das nicht der Fall, sollte man in diesem Shop nichts bestellen.
Es gibt nichts, was von findigen Betrügern nicht auch gefälscht werden könnte. Die Kopien sind oft so gut gemacht, dass wie im Fall der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, oft gar nicht zu erkennen sind.
Schlechtes Deutsch, keine AGB und ohne Impressum
Ein deutliches Erkennungszeichen für Fake-AGB, so die Verbraucherzentralen, sind, wenn sie in fehlerhaftem Deutsch abgefasst sind oder sogar ganz fehlen. Auch Produktbeschreibungen, die Rechtschreibfehler aufweisen oder deren Text wie eine schlechte Übersetzung klingt, sind ein Hinweis auf unseriöse Geschäfte. Das haben inzwischen aber auch Betrüger erkannt, sodass diese Fehler immer weniger vorkommen, so Juristin Julia Zeller. Oft sind nur noch einzelne Wörter falsch übersetzt worden und es heißt statt „Widerruf“ „Wiederkehr“ oder statt „Rückgabe“ steht „Rückkehr“. Als juristischer Laie ist das aber so unauffällig, dass man schnell darüber hinweg liest.
Gesetzlich vorgeschrieben ist ein Impressum, das im Fußbereich der Internetseite angegeben ist. Im Impressum wird unter anderem angegeben, wo die Firma ihren Sitz hat. Wenn das Impressum fehlt, ist etwas faul. Doch selbst dann, wenn eine Adresse und eine Telefonnummer angegeben sind, diese können schlicht erfunden sein. Wer sich nicht sicher ist, kann die Telefonnummer wählen. Wenn sich niemand meldet, dann besser nichts bestellen.
In jedem Fall misstrauisch sollte man werden, wenn der Kontakt nur über E-Mail erfolgen kann, nur ein Postfach angegeben ist oder das Unternehmen zwar als deutscher Anbieter auftritt, aber im Impressum eine Adresse im Ausland angegeben ist.
Eine Liste mit allen eingetragenen Fake-Shops
Wenn Alarmzeichen auftauchen und Alarmglocken schrillen, kann man den Shop auch googeln oder auf www.watchlist-internet.at danach suchen. Dort sind Internetadressen von zahlreichen Shops aufgelistet, bei denen man nicht kaufen sollte, obwohl deren Adresse auf den ersten Blick glaubhaft wirkt. Auch Anbieter von gebrauchten Landmaschinen sind darunter.
Bevor Sie die Ware bestellen, lohnt sich in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ein Blick auf das Rückgabe- und Widerrufsrecht. Denn hier finden Kunden unter anderem Informationen, wer das Rückporto bezahlen muss. Das ist nicht selbstverständlich der Händler, wie viele annehmen. Weist der Verkäufer in seinen AGB unter „Folgen des Widerrufs“ darauf hin, dass der Käufer die Rücksendekosten zu tragen hat, ist das rechtens. Beim Online-Kauf von Möbeln oder wenn die Ware ins Ausland gesendet werden muss, kann das durchaus ein hoher Betrag sein.
Auch bei einem Einkauf im echten Laden, achtet man auf die Seriosität des Händlers und seiner Produkte. Erst recht sollte dies beim Kauf im Internet sein. Niemand sollte nicht blind einkaufen – selbst wenn das Angebot noch so verlockend klingt.
Zahlen sollte man nur per Rechnung oder Einzugsermächtigung
Am sichersten ist die Bezahlung per Rechnung, denn hier wird erst bezahlt, wenn die Ware auch eingetroffen ist. Die Erteilung einer Einzugsermächtigung zählt nach Aussage der Verbraucherzentrale ebenfalls zu den sicheren Zahlungsmethoden, denn bei der Einzugsermächtigung kann dem Bankeinzug innerhalb von acht Wochen nach Belastung des Kontos widersprochen werden. Die Bank holt dann den eingezogenen Betrag zurück.
Bei Vorkasse oder auch bei der Bezahlung mit Überweisung oder über die Kreditkarte ist die Rückbuchung des Geldes nicht mehr möglich. Die Verbraucherzentralen raten deshalb von einer Bezahlung vor Erhalt der Ware ab. Denn hier besteht das Risiko, dass man für etwas bezahlt hat, das im schlimmsten Fall erst gar nicht eintrifft oder fehlerhaft ist. Der Käufer muss dann das Geld vom Verkäufer zurückfordern, was nicht nur Zeit kostet, sondern im Falle von Fake-Shops auch erfolglos sein wird.
Viele Shops im Internet bieten auch den Kauf über Internet-Bezahlsysteme wie PayPal oder Klarna an. Dazu muss man bei den Bezahldiensten ein Kundenkonto einrichten. Vorteil ist, dass die Daten nur beim jeweiligen Bezahldienst hinterlegt sind und nicht bei jedem Händler, bei dem man online einkauft.

Zahlung per Kreditkarte oder Vorkasse ist für Kunden unsicher. Der Grund: Eine Rücküberweisung des Geldes scheitert im Fall des Falles.
Schützen Klarna und PayPal vor Geldverlust?
Dennoch rät die Verbraucherzentrale bei der Zahlung mit PayPal zur Vorsicht. Die Auswahl bei PayPal „Kauf auf Rechnung“ scheint zwar sicher zu sein. Doch dabei handele es sich auch um eine Art Vorkasse, so die Verbraucherzentrale.
Kommt keine oder falsche Ware beim Kunden an, tritt zwar der Käuferschutz von PayPal in Kraft, er muss aber vorher innerhalb von 180 Tagen Kontakt mit dem Händler aufnehmen und klären, ob die Ware überhaupt verschickt wurde. Reagiert der Händler nicht, beziehungsweise ist das Problem nicht gelöst, muss man sich innerhalb von 20 Tagen an PayPal wenden. Kann der Händler nachweisen, dass die Ware verschickt wurde und diese auf dem Postweg verloren gegangen ist, nutzt der Käuferschutz nichts. Dann besteht gegenüber PayPal kein Anspruch auf Rückzahlung. Und selbst wenn man letztlich sein Geld zurückbekommt, das alles kostet Zeit und dauert.
Bei dem Bezahldienst „Klarna“ zahlt man dagegen normalerweise nicht per Vorkasse. Man bestellt zwar bei einem Online-Shop, bezahlt aber an Klarna. Bezahlen muss man erst dann, wenn die Ware geliefert wurde und alles in Ordnung ist. Einzige Voraussetzung dabei ist, dass auch der Online-Shop Mitglied bei Klarna ist.
So bequem das Einkaufen – vor allen in Coronazeiten sein mag – am sichersten ist immer noch das Einkaufen bei den Händlern vor Ort. Eine Beratung gibt es dabei oft noch kostenlos dazu und sollte es irgendwelche Problem geben, dann weiß man sofort, an wen man sich wenden kann.
Checkliste: Fake-Shops erkennen
Fake-Shops kann man erkennen. Wir haben Anzeichen dafür zusammengefasst. Es können entweder alle Punkte oder nur einzelne zutreffen:
- Fake-Shops bieten oft Waren an, die bei allen anderen Online-Händlern bereits ausverkauft sind.
- Die Betrüger nutzen die Schnäppchenmentaliät der Menschen aus und bieten großzügige Rabatte an. Oft sind es 50 bis sogar 90 %.
- Jede Homepage in Deutschland braucht ein Impressum. Fehlt es, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Betrug.
- Fake-Shops bieten meist nur die Zahlung per Vorkasse oder Kreditkarte an.
- Fake-Shops haben häufig eine ungewöhnliche Internetadresse: Mehrere Domain-Endungen (.de.com), zusätzliche Buchstaben oder Zahlen.
- Auf das Vorhängeschloss in der Adresszeile achten. Oft deutet der Hinweis auf eine unsichere Webseite oder auf einen Fake-Shop hin.
- Die Siegel auf der Webseite überprüfen. Zum Beispiel auf das „trusted shops“-Siegel klicken. Passiert nichts, ist es vermutlich unecht.
- Die Seite watchlist-internet.at listet viele Fake-Shops auf.
- Die Sprache der Fake-Shops ist oft durchsät mit Rechtschreibfehlern oder in schlechtem Deutsch.
- Die Kontaktaufnahme zu Fake-Händlern ist meist nur über E-Mail oder Kontaktformulare möglich. Diese werden nie beantwortet. Oft sind nicht-existierende Telefonnummern angegeben.