Wer die verschiedenen Arten der Clematis geschickt im Garten einsetzt, darf sich von Frühling bis in den späten Herbst über ein Blütenmeer freuen. Damit die Königin der Kletterpflanzen ihr Potenzial im Garten entfalten kann, braucht sie die richtige Pflege. Darüber informierte Benedikt Herian in einem Online-Seminar des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege e.V. Er ist Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege am schwäbischen Landratsamt Dillingen. Seine Eltern betreiben in Lutzingen (Lks. Dillingen a. d. Donau) eine Clematis-Gärtnerei, in der über 300 Sorten angeboten werden.
Clematis wird auch Waldrebe genannt
„Clematis gehören zur Familie der Hahnenfußgewächse. Sie sind mit rund 400 Wildarten und mit mehr als 2 000 Kultursorten auf allen Erdteilen verbreitet“, berichtete der Fachmann. Waldreben, wie man Clematis im Deutschen nennt, wachsen bodendeckend, als Stauden oder als Kletterpflanzen bis zu einer Höhe von 20 m. So sind sie im Garten vielseitig einsetzbar: Man kann sie zum Beranken von Gerüsten, Spalieren, Gehölzen und als Partner von Sträuchern und Kletterrosen oder auch freistehend in Beeten pflanzen.
Ihr Blütenreichtum ist überwältigend, die Blütenformen sind aufgrund der Sortenvielfalt sehr unterschiedlich: glocken- oder urnenförmig, tulpen- und tellerförmig in einem Durchmesserbereich von 2 bis 20 cm. Die Blütezeit ist abhängig von der Sorte.
Sieben farbenfrohe Sorten der Clematis

Alpen-Waldrebe (Clematis alpina): Diese robuste Art läutet im Frühling den Blütenreigen der Clematis ein – sie blüht bereits ab Ende April. Sie stammt aus Bergregionen und Höhenlagen der Nordhalbkugel, was sich in ihren Wuchseigenschaften zeigt: Alle Vertreter zeichnen sich durch außerordentliche Frosthärte aus und vertragen selbst trockene und schattige Standorte. Die glockenförmigen Blüten bieten Bienen und Hummeln eine gute Nahrungsquelle.

Berg-Waldrebe (Clematis montana): Diese Art der Waldrebe hat ihren Ursprung in den gemäßigten Zonen des Himalaya-Gebirges. Im Mai punktet die Berg-Waldrebe mit einer enormen Blütenfülle mit weißen bis kräftig rosafarbigen Tellerblüten. Vertreter dieser Gruppe wachsen stark bis wuchernd, sie vertragen voll sonnige wie auch schattige Standorte. Einzig mit Staunässe und allzu harten Wintern kommen sie nicht zurecht.

Großblumige Waldrebe (Clematis-Hybride): Prächtige Blüten wie aus dem Paradies – damit glänzen Clematis-Hybriden. Ihre großen, tellerförmigen Blüten erreichen einen Durchmesser von 15 bis 20 cm, zudem sind sie oft zweifarbig oder gefüllt blühend. Ihr Ursprung liegt im asiatischen Raum. Es gibt früh- und spätblühende Sorten. Bei den Frühblühern ist ein leichter Rückschnitt (Schnittgruppe 2) und bei den Sommerblühern ein starker Rückschnitt (Schnittgruppe 3) angesagt. Leider tritt vor allem bei den früh blühenden Sorten die Pilzkrankheit Clematis-Welke am häufigsten auf.

Italienische Waldrebe (Clematis viticella): „Die italienische Waldrebe eignet sich hervorragend als Partnerin für Kletterrosen und sie ist eine Bereicherung für jeden Garten. Sie ist besonders empfehlenswert für Garten-Neulinge“, betonte Herian. Sie blüht im Sommer und eignet sich für jeden Standort. Man darf sich über viele, teller- und glöckchenförmigen Blüten freuen. Clematis viticella zeichnet sich durch Robustheit, Frosthärte, lange Blütezeit und Welke-Unempfindlichkeit aus. Die Wildform kommt im gesamten Mittelmeerraum vor.

Staudenclematis (Clematis integrifolia): Sie ist eine Besonderheit unter den Waldreben, denn sie kann nicht klettern. Deshalb eignet sie sich gut fürs Staudenbeet und zeichnet sich durch eine lange Blütezeit, Robustheit, Frosthärte und ihre Welke-Unempfindlichkeit aus. Staudenclematis werden je nach Sorte 0,5 bis 1,8 m hoch und eignen sich für die unterschiedlichsten Standorte.

Texas-Waldrebe (Clematis texensis): Diese Waldrebe stammt ursprünglich aus einem kleinen Areal im amerikanischen Bundesstaat Texas. Die meisten Sorten haben typische tulpenförmige, aufwärts gerichtete Blüten. Sie verhalten sich wie kletternde Stauden, das heißt die oberirdischen Triebe erfrieren im Winter und der Austrieb erfolgt jedes Jahr neu vom Wurzelstock. Im ausgehenden Winter sind sie auf 10 cm zurückzuschneiden (Schnittgruppe 3). „Die Texensis bestechen durch ein sehr exklusives Erscheinungsbild“, schwärmt der Experte und empfiehlt, die Neuaustriebe gut vor Schnecken zu schützen.

Gelbblühende Waldrebe (Clematis tangutica): Dies ist eine ganz besondere Waldrebe, denn sie blüht leuchtend gelb! An dieser Blütenpracht darf man sich von Juli bis Oktober erfreuen, manchmal auch länger. Ihr üppiges Wachstum sorgt für schnellen Sichtschutz. „Ein starker Rückschnitt ist im Winter möglich. Man kann aber auch darauf verzichten. Bestechend ist der ausgeprägte Fruchtschmuck bis zum Frühjahr“, betonte Herian. Die meisten Sorten sind eine hervorragende Nahrungsquelle für Bienen und Hummeln.
Clematis richtig pflanzen, pflegen und schneiden
Immer wieder berichten Hobbygärtner, dass die Clematis nicht richtig wächst oder nicht mehr blüht. Um dem vorzubeugen, sollte man die Sorte und Art der Clematis kennen und die Pflege an ihre Bedürfnisse anpassen. Clematis-Experte Benedikt Herian gibt Tipps.
Pflanzung: Als erstes muss der richtige Standort gewählt werden. Am besten eignet sich humoser, nährstoffreicher Boden mit ausreichender Feuchtigkeit, aber ohne Staunässe. Beim Pflanzen liegen ein bis zwei Augenpaare unter der Erde. Soll die Clematis in der Nähe von Gehölzen gepflanzt werden, wird eine Wurzelsperre mit eingesetzt, sonst tritt die Clematis in Wurzelkonkurrenz mit dem Gehölz. Zur Beschattung des Pflanzenfußes können zum Beispiel Steine oder halbe Tontöpfe verwendet werden. In den beiden ersten Jahren sollte eine Konkurrenzpflanzung fern gehalten werden. Als Kletterhilfe kann man Estrichmatten, Maschendrahtzäune, alte Leitern und ähnliches verwenden. Der beste Pflanzzeitpunkt ist Ende September.
Düngung: Zur Düngung empfiehlt Herian im Frühjahr eine Gabe von etwa 2 l Kompost, vermischt mit einer Handvoll Hornspänen oder Hornmehl oder einen organischen Mehrnährstoffdünger. Im Juni sollte dann mit etwa der halben Menge nachgedüngt werden.
Schnitt: „Clematis zu schneiden, ist eigentlich einfach. Es gibt Clematis, die schneidet man, und es gibt Clematis, die schneidet man nicht“, erklärte der Fachmann. Wie man schneiden soll, sieht man an der Schnittgruppe, die auf dem Sorten-Etikett angegeben ist. Man unterscheidet drei Schnittgruppen:
- Schnittgruppe 1: nicht schneiden! Frühlings- und Altholzblüher, wenn nötig, dann Schnitt nach der Blüte im Mai/Juni,
- Schnittgruppe 2: leicht schneiden bis etwa auf die Hälfte, z.B. frühblühende und großblumige Arten,
- Schnittgruppe 3: komplett runter schneiden, vor allem Spät- und Neuholzblüher.
„Schneiden kann man in der Vegetationsruhe von etwa Ende November bis Ende Februar“, meinte der Referent.
Krankheiten und Schädlinge: Eine bisweilen auftretende Pilzkrankheit ist die Clematis-Welke. Davon betroffen sind vor allem die großblumigen Hybriden der frühblühenden Sorten. „Man erkennt sie daran, dass die Clematis von oben her welk wird. In diesem Fall müssen die betreffenden braunen Triebe bis auf 5 cm abgeschnitten werden. Bei richtiger Pflanzung treibt dann die Clematis aber wieder neu aus“, erklärte Herian.
Besonders zu beachten ist auch, dass die frischen Triebe vor allem aus der Schnittgruppe 3 rechtzeitig vor Schneckenfraß geschützt werden.