„Ein Bobo ist ein abgehobener Schnösel, der mit seinen weißen Turnlatschen durch Wien flaniert und glaubt, weil er Geld hat und gut gebildet ist, kann er zu allem und jedem seinen Senf dazugeben“: So definiert Bauer Christian Bachler den österreichischen Kultbegriff, der auch als Schimpfwort verstanden werden kann. Gleichzeitig meint er damit Florian Klenk, den Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung „Falter“. Vor zwei Jahren hat ihn Bachler in einem viral gegangenen Facebook-Video als „Oberbobo“ beschimpft und ihn zu einem Praktikum auf seinen Betrieb eingeladen – den höchstgelegenen Bergbauernhof der Steiermark, auf 1450 m Höhe.
Zwischen dem Bauern und dem Bobo ist eine enge Freundschaft entstanden

Mit dem Video reagierte der Bauer auf einen Artikel, den Klenk über ein Gerichtsurteil geschrieben hatte: Eine Frau war auf einer Alm in Österreich von einer Kuh getötet worden, die Versicherung des Bauern musste Schadenersatz zahlen. Klenk lobte das Urteil. Bachler warf ihm daraufhin vor, er habe keine Ahnung von der bäuerlichen Gesellschaft und noch nie Existenzangst gehabt.
„Das hat mich ein bisserl geärgert, weil er recht damit hatte“, sagt Klenk. Außerdem hätte ihm „als neugieriger Journalist“ nichts Besseres passieren können. Er nahm das Praktikum an. Seither sind die zwei Männer eng befreundet: „Durch die ganze Geschichte haben wir gelernt, dass uns mehr verbindet als uns trennt“, erzählt Bachler im exklusiven Gespräch mit dem Wochenblatt.
"Der Bauer und der Bobo" läuft ab 29. September in deutschen Kinos
Klenk nutzte die Begegnung von Land- und Stadtmensch und schrieb ein Buch darüber. Gleichzeitig ließen sie ihre Freundschaft und ihren Austausch mit der Kamera dokumentieren. Heraus kam der Kinofilm von Kurt Langbein, namens „Der Bauer und der Bobo“. Der Verleih 24 Bilder bringt ihn am 29. September in diedeutschen Kinos. In Österreich läuft er bereits seit April. Auf amüsante Weise erzählt die Dokumentation vor allem von den Schwierigkeiten, mit denen kleinbäuerliche Betriebe zu kämpfen haben – allen voran Existenzängste und der mentale Druck, der damit einhergeht.
Der Bergbauer stand kurz vor dem Ruin

Zu Beginn der Dreharbeiten stand der Hof von Christian Bachler kurz vor der Zwangsversteigerung. Nach einer falschen Investitionsentscheidung, dem Ausbleiben von Fördergeldern und einer „jahrelangen Schikane“ durch die Raiffeisenbank und die Landwirtschaftskammer Österreich, hatte er 400 000 € Schulden angehäuft. Er dachte sogar daran, sich das Leben zu nehmen.
Doch dann kehrte Bachlers Kampfgeist zurück. Gemeinsam mit Klenk schmiedete er den Plan, seinen „Bergerhof Krakauebene“ zu retten. Die 400 000 € Schulden sollten getilgt werden: 200 000 € wollte Bachler zurückzahlen, indem er Flächen verkauft, 100 000 € sollten über ein klassisches Crowdfunding zusammenkommen und den Rest wollte er die nächsten 20 Jahre, umgeschuldet auf eine andere Bank, zurückzahlen. „Ich habe mich gegen diese Aktion bis zum Schluss gewehrt. Das war wirklich schwierig für mich“, erzählt Bachler auch heute noch sichtlich bedrückt. Er wollte nie als Bettler dastehen. „Ich habe aber gespürt, dass er es unterbewusst schon will“, begründet Klenk hingegen seine Hilfe. Kurz vor dem Start der Aktion konnte Klenks Team letztendlich Bachler doch noch überzeugen mit dem Argument: „Die Konsumenten reden immer davon, sie wären bereit, mehr Geld für die Landwirtschaft auszugeben. Machen wir doch die Probe aufs Exempel und schauen, ob sie es wirklich tun.“ Am 1. Advent 2020 startete die Spendenaktion. Und die Konsumenten taten es!
Verbraucher sorgen sich um das Wohl der Bauern
„Das Ganze ist voll explodiert“, berichtet Bachler. Bereits am Montagmorgen fand er auf seinem Paypal-Konto 34 000 €. „Da ist mir das Kaffeehaferl aus der Hand gefallen“, erinnert er sich. Im Sekundentakt stieg die Summe an. In nur 48 Stunden hat er 400 000 € in Kleinstbeträgen von insgesamt fast 13 000 Menschen bekommen. Seitdem ist er schuldenfrei und der Hof gehört wieder vollständig ihm.
„Zu sehen, dass das wirklich vom kleinen Mann kommt, weil die gespendeten Beträge zumeist zwischen einem Euro und 50 Euro lagen, war für mich das Schönste an der ganzen Geschichte “, sagt Bachler. Denn das habe ihm gezeigt, dass die Agrarpolitik unrecht damit hatte, die Verbraucher wären nicht dazu bereit, mehr Geld für das Wohl der Bauern auszugeben. Die Aktion habe ihm das Gegenteil bewiesen: „Für mich ist das die Kernbotschaft des Ganzen.“
Landwirte fragen: "Warum Du und nicht ich?"
Mit dem Geld kamen aber auch zahlreiche Nachrichten von anderen Landwirten, die fragen „Warum Du und nicht ich?“ Er hat immer noch kistenweise Briefe, die er nicht geöffnet hat und auch nicht öffnen will. „Das schaff ich nicht“, sagt er, denn dann würde sein schlechtes Gewissen wieder aufkommen. Denn Bachler ist sich seines „Sechser im Lotto“ sehr wohl bewusst. Ganz glauben kann er es immer noch nicht und beschreibt es als „surreal“.
Er weiß auch, dass es überall Bauernhöfe mit schlimmen Schicksalen gibt. Fast jede Woche ruft bei ihm ein Landwirt an, der kurz davor ist, sich das Leben zu nehmen. Deswegen arbeitet er seither auch eng mit der Suizidprävention in Österreich zusammen. „Gott sei Dank merken immer mehr Menschen, dass es dort Hilfe gibt“, sagt er. Auch wenn es ihm selbst mittlerweile besser geht, wundert es ihn nicht, dass immer mehr Menschen und Landwirte psychisch zerbrechen. „Jeder muss doch mittlerweile die Arbeit von fünf Personen gleichzeitig übernehmen“, schimpft er und fügt hinzu: „Bei Tieren würde man sagen: Da musst Du die Haltungsbedingungen verändern!“ Bachler sieht damit die Politik in der Pflicht. Man dürfe nicht immer noch mehr von den Bauern verlangen.
Kapital der Bauern besteht zur mehr als die Hälfte aus Staatsförderungen
Dass er damals als junger Betriebsleiter auf die Ratschläge seiner Interessensvertretung gehört habe, bereut Bachler noch heute. Denn genau das hat ihn in die Schuldenfalle getrieben. „Ich war wirklich gerne Milchbauer, aber der permanenten Abhängigkeit trauere ich nicht hinterher“. Damit meint er sowohl die zeitliche Abhängigkeit als auch die von den Fördergeldern: Die landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich lebten im Schnitt zu mehr als 60% von öffentlichen Geldern. Im Biobereich sind es nicht selten über 80%.
„Im Prinzip sind wir damit Staatsangestellte“, kritisiert Bachler. Dass das so ist, merke man aber erst, wenn das Geld nicht mehr komme, weil die Förderung ausbleibe, weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben. Das war auch der Grund bei Bachler, warum er es vor etwa 15 Jahren nicht mehr geschafft hat, seine Kredite abzubezahlen. „Ich war früher so dämlich und habe auch so gewirtschaftet, weil ich es genauso von meiner Familie und in der landwirtschaftlichen Ausbildung gelernt habe“, erzählt Bachler.
Als Milchbauer stellte er sich erst spät die Frage nach dem Sinn
Am meisten ärgert er sich heute darüber, dass er sich damals nie die Sinnfrage gestellt hat: „Macht das eigentlich Sinn, immer mehr zu machen, größer und größer zu werden, auf Soja als Futtermittel zu setzen, dieses zu importieren?“ Zum ersten Mal hat sich der heute 39-jährige diese Fragen mit 29 Jahren gestellt. Da sei er als junger Betriebsleiter das erste Mal komplett am Boden gewesen. Er ist damals zum Entschluss gekommen, radikal etwas ändern zu müssen und seinen Betrieb komplett umzustrukturieren.
Sein Ziel war es, von nun an nicht weiter in der Quantität zu wachsen, sondern in der Qualität. Zusammen mit seiner damaligen Partnerin hat er deswegen auch auf Mutterkuhhaltung und Direktvermarktung umgestellt.
Die Bauern im Dorf haben ihn anfangs nur belächelt. „Ich war wie der bunte Hund“, erzählt Bachler. Doch als das Ganze dann anfing zu funktionieren, mündete das schnell in Neid. Dieser ging sogar soweit, dass ein benachbarter Bauer zwölf Sauen auf Bachlers Weide vergiftete. Eine Überwachungskamera bewies es.
Auch Bachlers Beziehung zerbrach daran. Wie er erzählt, hat seine damalige Freundin den ständigen Stress und die Angst vor weiteren Angriffen nicht ausgehalten und ist gegangen. Als Bachler davon erzählt merkt man, dass ihn das noch immer schmerzt. Es war für ihn eben eine „große Liebe“.
Der Bergbauer als Einzelkämpfer
Als Einzelkämpfer, zusammen mit seiner Mutter Maria Bachler, will er aber auch in Zukunft sein mittlerweile erfolgreiches Betriebskonzept weiter ausbauen: Der Bergbauer setzt auf den Fleischverkauf seiner Rinder. Insgesamt hat er derzeit knapp 50 Rinder auf seinem Hof und seiner Alm, darunter 20 Yaks. Beim Rest setzt er vermehrt auf alte Rinderrassen. Hinzu kommen 55 Alpen- und Mangalitzaschweine und etwa 50 Stück Geflügel.
Zusätzlich erkannte Bachler, dass die Nachfrage nach pflanzlichen Produkten enorm gestiegen ist und probiert hier verschiedene Produktionen aus. Dieses Jahr zum Beispiel den alpinen Lupinen-Anbau: „Einfach, damit wir es wieder können“, betont er. Zusätzlich pflegt er das „wahrscheinlich höchstgelegene Versuchsfeld der Steiermark.“ Auf einer kleinen Fläche, auf 1550 m Höhe, hat er in Mischkultur Schwarzhafer mit Berglinsen, Buchweizen, Quinoa, Lein/Flachs und die älteste Getreideart Österreichs, Bluthirse, angebaut.
Alte Getreidesorten: Von der Brotfrucht früher zum Unkraut heute

Vor allem bei der Bluthirse fasziniert ihn, dass aus „einer Brotfrucht von früher, nun ein gefürchtetes Unkraut geworden ist“. Das will er wieder ändern. Mit Hilfe der Versuchsfelder testet er, welche Sorten auf dieser Höhe gut wachsen, welche Anbaumethode die richtige ist und nimmt das Saatgut ab. Auch CBD-Hanf hat er schon erfolgreich angebaut. Damit könne er auch auf kleinen Flächen gute Deckungsbeiträge erwirtschaften, die unvergleichlich gut seien. „Die Mickey-Maus-Dimensionen ermöglichen es uns auch, dass wir es händisch ernten und verarbeiten können“, nennt er einen weiteren Vorteil seines Modells. Somit stellt er sein CBD-Öl auch mit „Hausfrauen-Methoden“ in der Bauernküche auf dem Holzofen her. Sein Wissen eignet er sich selbst mit Hilfe von YouTube-Tutorials und Büchern an.
Unterwegs auf Bachlers Grünlandterrassen in den Bergen, springt der Bauer gedanklich 50 Jahre zurück in der Zeit. Er erzählt davon, wie auf den Flächen dort früher alles voller Speisegetreide stand, bis hoch auf 1900 m. „Meine Mutter hat das noch gelernt als Kind, wie man das ohne Mähdrescher macht. Ich will das auch können“, plant er mit großem Ehrgeiz. Auch wenn das bedeutet, dass wieder viel mehr Handarbeit anfällt, weil auf den Bergflächen weniger mit Maschinen gemacht werden kann. Doch auch da sieht er Vorteile: „Der Bauernhof war immer schon ein Ort der Begegnung.“ Es kommen immer schon die verschiedensten Leute auf den Hof und „miteinander arbeiten macht mir viel mehr Spaß als gegeneinander“.
Von Mai bis November stellt Bachler daher immer mindestens einen Praktikanten an. Gerade hilft etwa der 18-jährige Lukas aus Baden-Württemberg und macht sein freiwilliges soziales Jahr auf dem Bergerhof. Heuer hilft auch der 67-jährige Gerhard aus Linz, der als Rentner geistig und körperlich aktiv bleiben will. Als gelernten Mechaniker hat ihn Bachler gerne angestellt.
Nebenprodukte aus den Bergen zu hochwertigen Produkten verarbeiten

Auch die Nebenprodukte, die ohnehin in den Bergen wachsen, machen einen Teil seines Umsatzes aus, darunter Wildkräuter wie Johanniskraut, Arnika, Enzian, Schafgarbe oder wilder Thymian. Auch Zirben-Produkte sind in seinem Online-Shop (bergerhof-krakauebene.at) sehr beliebt. „Wir haben die Ressource gratis da und müssen sie uns nur holen“, begründet er.
Naturschutz ist bei den Pflanzen dabei selbstverständlich ein großes Thema. Er ernte nie alles ab und lasse immer genügend Pflanzen stehen, damit sie weiterhin wachsen. „Enzian versuchen wir mittlerweile aber auch in Hofnähe zu kultivieren“, berichtet er. Enorm geschützte Pflanzen wie den Speik (ein Baldriangewächs), lässt aber auch er lieber stehen.
Der Bauer schlachtet seine Tiere selbst
Auch vor dem Thema der Schlachtung schreckt Bachler nicht zurück. Seine Tiere tötet er selbst, direkt auf der Weide. Er sagt einerseits: „Wer das nicht selbst kann, braucht nicht mit der Vermarktung starten“, doch gleichzeitig war und ist das Töten seiner Tiere für ihn hart. Mittlerweile ist der Umgang mit dem Kleinkaliber zwar routinierter, aber Bachler macht deutlich: „Sobald ich merke, dass mir das Töten leichtfällt, hör ich damit auf!“
Erfolgreiches Marketing vom Arsch der Welt

Bei der Vermarktung seiner Produkte setzt er schon immer auf Social Media. Denn als Bergbauer hat er eine Grundproblematik: „Wir sind am Arsch der Welt, auch wenn es ein superschöner Arsch ist“, begründet Bachler in gewohnt flapsiger Manier. Die nächstgrößere Stadt liegt zwei Stunden mit dem Auto entfernt. Zu Beginn seiner Direktvermarktung hat er über Facebookgruppen deshalb auch Liefertouren organisiert. Jetzt verkauft er hauptsächlich über seinen Webshop und kooperiert mit zwei Bäuerinnen, mit denen er sich auch die Verwaltungsarbeit teilt.
Doch nicht nur für die Vermarktung nutzt er seinen Facebook- und Instagram-Account (@bergerhof_krakauebene). „Für die Landwirtschaft hat die Erfindung von Social Media die gleichen Auswirkungen wie die Erfindung vom Traktor“, sagt er. Damit meint er die Möglichkeit, dass Bauern endlich selbst nach außen kommunizieren können.
Auch der Journalist Florian Klenk glaubt daran und kritisiert: „Die Welten kommunizieren zu wenig miteinander.“ Der Grund dafür sei, dass sich der Handel dazwischengeschoben habe. Der Meinung ist auch Bachler: „Die Werbebranche hat dem Konsumenten ein Bild von Landwirtschaft vermittelt, das nur wenig der Realität entspricht.“ Bachler ist sich sicher: „Social Media und das Internet sind eine Riesenchance für uns“, und findet: „Jeder Bauer sollte zeigen was er tut!“
Fans und Bauern missachten Grenzen beim Hofbesuch

Wer aber berühmt ist, muss auch mit den Schattenseiten rechnen. Gerade diesen Sommer war Christian Bachler froh um jede helfende Hand auf dem Hof. Fast täglich kommen Menschen, die ihn treffen wollen, weil sie den Film „Der Bauer und der Bobo“ im Kino gesehen haben. „Die meisten kommen, um etwas einzukaufen, das ist super“, erzählt Bachler und freut sich auch, dass er seine Ferienzimmerdamit voll bekommt.Aber er habe auch schon viel Unmögliches erlebt. Viele der Besucher meinen, ihn und seine Mutter vollkommen zu kennen. Für die Bachlers sind die Besucher aber fremde Personen. „Allein der Fakt, dass die Leute nur wegen mir kommen und nicht wegen der Landwirtschaft, finde ich völlig unangebracht“, erzählt er.
Vor kurzem warteten Fans noch um Mitternacht auf Bachlers Hof. Er und sein Team kamen gerade zurück von der Alm. „Wir waren völlig k.o., aber sie wollten unbedingt mit mir sprechen, weil sie nur diesen einen Abend in der Gegend waren“, erzählt er.
Noch schlimmer sei es ihm an einem Sonntagmittag vor einigen Wochen ergangen. Zwei Busse, voll besetzt mit Bauern, besuchten unangemeldet seinen Hof. Sie klopften nicht einmal bei ihrer Ankunft an, sondern starteten auf eigene Faust ihren Rundgang auf Bachlers Hof. „Wir sind ja auch Bauern, wir kennen uns aus“, war die Antwort auf Bachlers Nachfrage, was sie hier machen würden.
Er will andere Landwirte mitreißen
Die passende Lösung, mit solchen Situationen umzugehen, habe der Betriebsleiter noch nicht dafür gefunden. Er bekennt aber, das seien Luxusprobleme.“ Und: Diese Tatsache hält ihn nicht davon ab, weitere Bauern davon zu überzeugen, ebenfalls mit ihrem Gesicht für die eigenen Landwirtschaft einzustehen. „Ich will weitere Spinner mit an Bord holen“, sagt er und träumt davon die Landwirtschaft in großem Sinne neu zu denken.
Sein Motto folgt dem amerikanischen Sprichwort: „farming ist not only a job, farming is a lifestyle!“ (Landwirtschaft ist nicht nur ein Beruf, Landwirtschaft ist eine Lebenseinstellung) Auch deswegen habe er dem Film und dem Buch zugestimmt: „Ich habe gehofft, dass der Film über die Probleme der bäuerlichen und ländlichen Gesellschaft aufklärt und ein realistisches Bild der Landwirtschaft zeigt.“
Bachler: Ein unkonventioneller Bauer, der nicht mehr von Forderungen profitieren mag
Letztendlich haben der Film und auch Florian Klenk mehr getan. Sie haben das Leben von Christian und Maria Bachler nachhaltig verändert. Mit Stolz erzählt der schuldenfreie Betriebsleiter im Gespräch mit dem Wochenblatt: Er ist heute nur noch zu 8% von öffentlichen Geldern abhängig. „Wenn wir die nicht mehr kriegen, halten wir das locker aus“, fügt er hinzu.
Auch wenn ihm weitere Förderungen zustehen würden, verzichtet er im Jahr lieber auf mehrere Tausend Euro, als weiter von dem Förderungssystem in Österreich zu profitieren. Seinen Hof stuft er als „unkonventionell“ ein. Er sieht sich damit weder als konventioneller noch als Bio-Landwirt. Seinen Kunden ist die Definition egal, denn Bachler legt seinen Produktionsprozess lückenlos offen. „Wenn sie sehen, wo und wie ihre Produkte hergestellt werden, bietet das einen zusätzliche Kaufanreiz“, sagt er.
Dieselbe Strategie fährt er auch mit seinem neuen, alten Wissen, das er sich seit geraumer Zeit aneignet: Auf die Frage, wo er all seine Forschungsergebnisse eigentlich festhält, zeigt er nur mit dem Zeigefinger auf seinen Kopf. Dort speichert er sich all seine Erkenntnisse ab: „Wenn es jemand interessiert, fragt er mich schon. Die, die es nicht interessiert, fragen eh nicht.“