Weiße Arbeitskleidung, weißes Basecap, Würstchen und Schinken begleitet mit einem freundlichen Lächeln – so steht er da, der Playmobil-Metzger. So formuliert es das bayerische Metzgerhandwerk in einer Pressemitteilung. So positiv ist das Bild bei mir nicht angekommen. Denn der kleine Metzger hat die Würste über den Arm, den Schinken in der einen und ein großes Beil in der anderen Hand. Ob das in der aktuellen Diskussion um den Fleischkonsum hilfreich ist, da habe ich meine Zweifel. Die teilt Marketingexpertin Heike Zeller von aHEU nicht.
Modern und realistisch
„Ich finde, da ist dem Metzgerhandwerk wieder mal ein Coup gelungen, die sind da immer ganz wief“, sagt sie. Und sie findet es gut, dass die Figur modern und nicht historisch angestaubt dargestellt sei, zum Beispiel mit sicheren Arbeitsschuhen. Das Beil sei vielleicht etwas groß geraten, aber dem Veganer werde die Figur so und so nicht „schmecken“. Playmobil ist eine weltbekannte Marke, so die Argumentation des Metzgerhandwerks. Fast jeder hatte solche Figuren schon einmal in der Hand und seit Generationen helfen sie auch dabei, Kindern Berufe näher zu bringen.
Werbung für das Handwerk
Diesen Ansatz findet auch Heike Zeller interessant: „Wenn wir zum Beispiel auch darüber diskutieren, wie wir Landwirtschaft gut Kindern vermitteln, dann sind Spielfiguren eine weitere Hilfe.“ Und wenn man sich die anschaue, die auf dem Griller- und Beef-Trip sind, dann passe sogar das große Beil. „Wir suchten eigentlich ein Giveaway für unsere Ausbildungsmessen“, sagt Landesinnungsmeister Konrad Ammon. Ein Mitbringsel sollte es sein, dessen Marke jeder kennt und das Groß und Klein zu den Ständen des Metzgerhandwerks locken wird. Auch das ist nach Heike Zellers Ansicht gelungen. Würde es an jedem Stand so eine Figur geben, wäre es schnell abgenutzt, aber mit der gewissen Exclusivität habe es sofort einen Effekt. Sie kenne eine Firma, die Software mache für Wissenschaftler und die sei auch sehr erfolgreich mit ihrem Logo auf Playmobilfiguren gewesen. „Es hat“, so Zeller, „also auch bei knochentrockenen Wissenschaftlern funktioniert.“
Sogar mit eigenem Karton
Nach ersten positiven Gesprächen mit der Marke Playmobil hat der Fleischerverband Bayern den Auftrag zur Produktion des kleinen Metzgers als Sonderfigur in limitierter Auflage gegeben. Seit Februar ist die Figur erhältlich – und die Nachfrage ist groß. Verbands-Geschäftsführer Lars Bubnick erläutert: „Für uns ist dies nicht einfach nur ein Giveaway, denn die Figur verkörpert positive Emotionen.“ Nach Berichten über die ersten eintausend Promo-Figuren auf den Social-Media-Kanälen hätten die Mail- und Telefondrähte geglüht, so dass mehrere tausend Stück des Sympathieträgers für den Verkauf nachbestellt wurden. Der Fleischerverband erhielt sogar einen eigenen Playmobilkarton – mit Metzgerlogo sowie dem Schul- und Verbandsgebäude in Augsburg als Hintergrund. „Unser Metzgerhandwerk – unsere Schule auf dem Karton einer weltbekannten Marke. Wir sind mächtig stolz“, so Bubnick.
Viele Betriebe und Privatpersonen hätten schon bestellt. Sogar Sammler aus ganz Europa haben angefragt, ob sie originalverpackte Figuren erhalten können. Die Figuren können beim Fleischerverband Bayern erworben werden.
Die Emotionen wecken
Bubick hofft, dass mit Hilfe dieser kleinen Figur das Metzgerhandwerk ein stückweit zurück in die Köpfe der Gesellschaft kommt. Das scheint durchaus möglich, denn mit der Wurstkette, dem Schinken und dem Beil hat die Figur laut Heike Zeller plakative Requisiten erhalten, sodass man gleich weiß, worum es geht. Man könne die 25. Erklärung machen, wie wichtig das Metzgerhandwerk ist, oder man mache eben eine solche Figur und wecke damit die Emotionen. Zeller findet das smart. Für sie bietet die Figur auch Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, zum Beispiel für Social Media, wo der kleine Metzger quasi als Maskottchen zum Beispiel verschiedene Tätigkeiten ausführen könne.