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Persönlichkeitsbildung

Reisen, Politik, Bildung: Drei Bayern und ihre Erfahrung beim TOP Kurs

Kulinarisches aus dem Freistaat: Die drei bayerischen Teilnehmer (v. l.), Johanna Schönberger, Johannes Großmann-Neuhäusler und Michael Müller, stoßen mit den anderen Top-Kurslern am Bayern-Themenabend an.
Carmen Knorr
Carmen Knorr
am Donnerstag, 01.06.2023 - 14:19

Johanna, Johannes und Michael haben heuer beim 48. TOP Kurs der Andreas Hermes Akademie teilgenommen. Sie erzählen von ihren prägenden Erfahrungen.

Anfang jedes Jahres absolviert eine Auswahl von angehenden Nachwuchskräften in der grünen Branche, den sogenannten TOP Kurs. Der Kurs wird seit fast 50 Jahren von der Andreas Hermes Akademie, im Bildungswerk des Deutschen Bauernverbandes, ausgerichtet. Die Abkürzung TOP steht für „Team-Orientierte Persönlichkeitsentwicklung“. Die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland reisen neun Wochen durch die Bundesrepublik und verschiedene Länder Eruopas. Dabei steht die Weiterbildung in der Agrar- und Ernährungsbranche im Fokus.

Vielseitiges agrarpolitisches Programm im TOP Kurs

Durch ein vielseitiges agrarpolitische Programm lernen die angehenden Führungskräfte bedeutende Persönlichkeiten aus der grünen Branche kennen. Sie lernen außerdem zu Präsentieren, zu Moderieren und gutes unternehmerisches Handeln.

Aus Bayern waren dieses Jahr zwei Männer und eine Frau dabei. Wir haben mit ihnen über ihre wertvollen und prägenden Erfahrungen während des 48. TOP Kurses gesprochen.

Neues Lernen und Wissen weitergeben im TOP Kurs

Top-Kurs-2023-Johannes-Porträt

Johannes Großmann-Neuhäusler ist 25 Jahre alt und kommt aus dem oberbayerischen Pasenbach (Lks. Dachau). Der ausgebildete Landwirt und Techniker arbeitet auf dem Familien-Bio-Betrieb mit Schwerpunkt Gemüseanbau. Gleichzeitig ist er Betriebsleiter auf dem dazugehörigen landwirtschaftlichen Betrieb in Tschechien. 

Warum hast Du Dich beim TOP Kurs beworben? 
Mein Bruder hat den Kurs genau zehn Jahre vor mir gemacht und auch mein Papa war schon dabei. Während ich letztes Jahr den Grainauer Grundkurs gemacht habe, war ein guter Freund auch im TOP Kurs. Der hat mich dann letztendlich überzeugt, dass ich mich auch bewerben soll – und es hat geklappt. 

Was war das Schönste am Kurs für Dich?
Die vielen verschiedenen Kontakte aus ganz Deutschland, die ich gewonnen habe. Jeder von uns Teilnehmer hat seine Methoden und seine Persönlichkeit mit in den Kurs gebracht. Selbstverständlich aber auch die vielen Erlebnisse, die wir in den europäischen Städten gesammelt haben.

Wie war für Dich die Gemeinschaft in einer Gruppe aus ganz Deutschland?
Für mich war das sehr spannend und wichtig. Jeder hat andere Traditionen und Bräuche und innerhalb der neun Wochen konnte ich viel über die verschiedenen Kulturen in Deutschland lernen. Gleichzeitig habe ich auch mein Wissen weitergeben können und deutschlandweit Freunde gewonnen, die ich ab jetzt immer besuchen kann.

Welches Gespräch hat Dich am meisten beeindruckt?
Das Gespräch, das wir in Paris mit den französischen Junglandwirten geführt haben. Es war sehr offen und persönlich und wir haben uns gut über die Situation und die Probleme in den jeweiligen Ländern ausgetauscht. 

Was hast Du für Dich persönlich gelernt? 
Auf jeden Fall ein gutes persönliches Auftreten. Da gehört vor allem das Sprechen dazu – einerseits im Gespräch und andererseits vor einer Gruppe von Menschen.

Wie setzt Du das Gelernte in deinem beruflichen Alltag um? 
Definitiv im täglichen Gespräch mit meinen Mitarbeitern und auch im Verein. Als Teil des Vorstands in der Jungbauernschaft und des Burschenvereins versuche ich alle Mitglieder mit einzubeziehen, sodass wir gute Ergebnisse erzielen.

Über welchen Moment musst Du immer noch schmunzeln? 
Unser Bayerischer Abend war sehr witzig, weil wir versucht haben den Nicht-Bayern das Schuhplattln beizubringen. Und bei einer Karnevalssitzung, die die Kölner traditionsgerecht organisiert haben, zeigten wir unser Können mit selbstgedichteten Gstanzln, die ich mit meiner Quetschen begleitet habe.

Themenschwerpunkte Ernährung und Landwirtschaft vereint

Top-Kurs-2023-Johanna-Porträt

Johanna Schönberger ist 27 Jahre alt und kommt aus dem oberpfälzischem Schirmitz (Lks. Neustadt an der Waldnaab). Sie arbeitet als Fachlehrerin beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und hat Ernährungs- und Versorgungsmanagement in Triesdorf studiert. Zudem ist sie stellvertretende Landesvorsitzende der Bayerischen Jungbauernschaft. 

Auf welche Themen hast Du Dich im TOP Kurs besonders gefreut? 
Für mich gehören das Agrar- und Ernährungssystem zusammen, sie beeinflussen sich gegenseitig. Deshalb sind die Themen, mit denen ich mich in der Ernährungswissenschaft beschäftige, denen sehr ähnlich, die auch in der Landwirtschaft relevant sind. Ich war tatsächlich eine der wenigen Teilnehmerinnen, die kein landwirtschaftliches Studium oder Ausbildung absolviert haben und auch keinen landwirtschaftlichen Hintergrund haben. 

Welchen Menschen würdest Du den TOP-Kurs empfehlen? 
Allen Leuten, die sich selbst weiterentwickeln wollen, die spannende Menschen aus der Landwirtschaft und dem Ernährungssektor kennenlernen und damit ihr Netzwerk erweitern wollen. 

Wie war es neun Wochen mit erst mal fremden Menschen aus ganz Deutschland zu verbringen? 
Das war eine tolle Erfahrung. Wir haben zum Kennenlernen Länderabende veranstaltet. Dabei haben die Teilnehmer jedes Bundeslandes ihre Kultur vorgestellt. Es gab dabei regionaltypisches Essen und wir haben den jeweils anderen unsere Bräuche vorgestellt. Wir drei Bayern haben zum Beispiel geschuhplattlt und ein Weißwurst-Frühstück gemacht.

Über welchen Moment musst Du immer noch schmunzeln? 
Wir haben am Ende ein Theaterstück aufgeführt. Kurz vorher dachte niemand, dass das wirklich etwas wird, aber es war ein Erfolg. Danach waren wir alle so aufgedreht und voller Stolz, dass wir wie ein verrückter Haufen durch die Gegend getanzt sind.

Wer hat Dich am meisten beeindruckt? 
Mir sind zwei Personen in Erinnerung geblieben. Einmal Christine Hermening, sie hat für mich den französischen Begriff „bien-être l‘agriculteur“ (Das Wohl der Bauern) geprägt, es ist das Gegenteil von „bien-être animal“ (Tierwohl). Damit sagt sie, dass das Wohl der Menschen in der Landwirtschaft mindestens genauso wichtig ist wie das Tierwohl. 

An welches Erlebnis denkst Du immer noch gerne zurück? 
Auf jeden Fall die Gruppendynamik und den Zusammenhalt untereinander. Wir alle hatten eine ähnliche Begeisterung für die Themen und Erlebnisse im Kurs, deswegen gab es insgesamt so viel Motivation in der Gruppe. 

Eine Verbindung fürs Leben im TOP Kurs geschaffen

Top-Kurs-2023-Michael-Porträt

Michael Müller ist 26 Jahre alt und kommt aus dem oberfränkischen Kronach. Er arbeitet beim Bayerischen Bauernverband als Fachberater, ist ausgebildeter Landwirtschaftsmeister, Agrar-Betriebswirt und potenzieller Hofnachfolger.

Was hast Du im TOP Kurs gelernt?
Ich bin deutlich stresstoleranter geworden. Ich wurde geschliffen und geformt und habe jetzt ein viel stärkeres Auftreten im Gespräch. Ich habe gelernt mich mit meiner Persönlichkeit zu beschäftigen und zu verstehen, wer ich bin und wie ich auf andere Menschen wirke und damit leichter auf die Wünsche und Bedürfnisse anderer eingehen kann.

Was war Dein Highlight? 
Das war definitiv die Grüne Woche in Berlin. Wir haben dort so viele bedeutende Personen aus Verbänden, Firmen und Politik getroffen. Das war der ideale Türöffner, um mir ein großes Netzwerk aufzubauen. Auch die vielen Auslandsaufenthalten waren beeindruckend. Wir waren in Belgien, Frankreich, Italien, Spanien und im Vatikan. Es war sehr spannend zu sehen, was die Menschen vor Ort in der Landwirtschaft gerade bewegt.

Bei so vielen Reisen, wie wichtig ist da Englisch? 
Es ist schon wichtig, aber man kommt auch gut klar, wenn man nur wenig Englisch kann. Unser Motto war „An den Grenzen wachsen Horizonte“, so war auch die Sprache eine Herausforderung, an der man wächst. Dazu gehörte auch, wenn man etwas nicht versteht, sich Hilfe zu holen.

Wer hat Dich am meisten beeindruckt?
Das war ganz klar Theresa Schmidt die Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend. Es ist erstaunlich wie überzeugend sie sich für die Interessen der jungen Leute im ländlichen Raum einsetzt und gleichzeitig mit viel Leichtigkeit und Charme andere motiviert, sich ehrenamtlich zu engagieren. 

Wie war die Gemeinschaft im Kurs auf Bundesebene?
Ich hätte nicht gedacht, dass man innerhalb von neun Wochen so sehr zusammenwachsen kann. Wir alle sind sehr gut miteinander ausgekommen. Jedem war bewusst, dass uns der Kurs eine einmalige Chance bietet, so konnten wir gemeinsam wachsen. 

Habt ihr alle im Nachhinein noch Kontakt?
Ja, wir haben eine Chat-Gruppe, die immer noch sehr aktiv ist. Ende September haben wir auch schon unser erstes Wiedersehen geplant, auf dem Hof von meinem bayerischen Kollegen Johannes. Und auch die jährlichen Treffen für die nächsten 24 Jahre stehen schon fest. Jedes Jahr darf ein anderer der Gastgeber für ein Treffen sein. Der Kurs schafft damit eine Verbindung fürs Leben. 

Über welchen Moment musst Du immer noch schmunzeln? 
Wir haben uns selbst je eine Zahl zugeteilt, sodass wir bei unserem vollen Programm immer schnell durchzählen konnten, um zu sehen, ob jeder da ist. Außerdem hatte jeder einen festen Platz auf Gruppenfotos – abgestimmt auf die jeweilige Körpergröße.

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