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Grüne Berufe

Was macht eine Agrartechnische Assistentin?

Ausbildung zur Agrartechnischen Assistentin: Eine junge Frau steht im weißen Kittel in einem Labor und hantiert mit einer Pipette und eine Reagenzglas. Vor ihr stehen verschiedene Röhrchen mit bunten Deckeln.
Anja Kersten
am Mittwoch, 23.02.2022 - 15:35

Auszubildende zum Agrartechnischen Assistent gehen der Frage nach: Was steckt eigentlich in Lebensmitteln? Sie nehmen Lebensmittel im Labor genau unter die Lupe. Wir haben zwei junge Frauen begleitet, was sie an ihrer Ausbildung so begeistert.

Dass bayerische Lebensmittel hochwertig sind, weiß jeder. Wie gut sie aber wirklich sind, das wissen Agrartechnische Assistentinnen und Assistenten (ATA), Fachrichtung Milchwirtschaft und Lebensmittelanalytik in Betrieben und Laboren, ganz genau.

Jeden Tag untersuchen sie Lebensmittel auf ihre Zusammensetzung, prüfen sie auf etwaige Verunreinigungen, Rückstände, Allergene, Antibiotika, Hefen, Pilze und Bakterien und leisten dabei einen wichtigen Beitrag, nur gesundheitlich unbedenkliche Lebensmittel auf den Markt zu bringen.

Agrartechnische Assistenten arbeiten äußerst präzise

Dabei ist praktisches Geschick, korrektes und präzises Arbeiten gefragt. „Ich impfe jetzt Bakterien, die ich aus einem Lebensmittel gewonnen habe, in ein Testmedium“, erklärt Julia Defrancesco an ihrem Arbeitsplatz im Schullabor und hält dazu eine Impfnadel zur Sterilisation über den Bunsenbrenner. Sie stellt mit Hilfe bestimmter biochemischer Parameter fest, um welche Bakterienart es sich handelt: Verfärbt sich die Substanz im Reagenzglas nach gelb, dann weiß sie, dass die Bakterien aus dem Lebensmittel auch ohne Sauerstoff Säure bilden.

Hat sie auch alle anderen Parameter untersucht, kann Julia beurteilen, ob die Bakterienart das Lebensmittel verderben oder sogar gesundheitsschädlich machen würde. Wäre sie jetzt nicht im Labor in der Schule, sondern in einem Lebensmittelbetrieb, dürfte diese Produktion vielleicht nicht in den Handel kommen.

Einen Laborplatz weiter bestimmt Leonie Ettmüller den Fettgehalt von Milch. Das hört sich einfacher an als es ist, denn das Fett muss erst aus dem Lebensmittel herausgelöst werden. Dies erfolgt mit einem Fettextraktionsmittel, das herausgelöste Fett wird dann abdestilliert, getrocknet und gewogen. Da Leonie vor der Untersuchung das Gesamtgewicht der Probe ermittelt hat, kann sie nun den prozentualen Fettanteil berechnen. „Ich mag die praktische Arbeit im Labor“, sagt Leonie auf die Frage, warum sie sich für die Ausbildung zur Agrartechnischen Assistentin entschieden hat.

Die beiden machen ihre Ausbildung zur ATA am Agrarbildungszentrum Landsberg am Lech. Im Sommer sind sie mit der zweijährigen Ausbildung fertig.

Beste Berufsaussichten als agrartechnischer Assistent

Beide haben bereits Zusagen, dass sie in ihrem ehemaligen Praktikumsbetrieb nach ihrem Abschluss eine Festanstellung bekommen. „Die Berufsaussichten sind riesig“, weiß Martin Wiedemann, Lehrer an der Laborschule, auch weil die Bandbreite möglicher Betriebe so groß ist: Lebensmittelverarbeitende Betriebe wie Molkereien, Brauereien, aber auch Labore und Forschungseinrichtungen kommen als Arbeitsplätze in Frage. „Sie schätzen die fachlich gute Ausbildung an der Schule, die sowohl Theorie als auch Praxis beinhaltet“, betont der Lehrer.

Am Anfang der Ausbildung sind die Schülerinnen und Schüler vier Monate an der Schule, um die Grundlagen der Lebensmittelanalytik zu lernen. Dann vertiefen sie das Gelernte ein Jahr in einem Praktikumsbetrieb. „Der Vorteil für die Praktikumsbetriebe ist, dass die Schülerinnen und Schüler schon Vorkenntnisse haben und schon relativ viel können“, erklärt Wiedemann.

Praxis lernen im Praktikum

„Sehr abwechslungsreich“ sei ihr Praktikum in einem Milchwerk gewesen, sagt Julia, sie hätte alles machen dürfen. Dann zählt sie auf, was sie in dem Praktikum alles gelernt hat: Käse mikrobiologisch untersuchen, die Trockenmasse, den Eiweiß- und Salzgehalt bestimmen. Sie hat moderne Analysegeräte bedient, aber auch viele Sachen wie das Pipettieren von Hand gemacht.

„Es ist toll, wenn man weiß, was in einem Lebensmittel alles drinsteckt“, sagte Leonie, die von einem Milchviehbetrieb in Schwabhausen kommt. Sie hatte einen praxisorientierten Beruf gesucht, bei dem man nicht im Büro sitzen muss. „Einen Bezug zur Milch habe ich ja“, lacht sie, und mögliche Arbeitgeber gäbe es genug. Als sie einen Zeitungsartikel über die Ausbildung zur ATA las, da wusste sie, das ist ihr Beruf, selbstverständlich mit der Fachrichtung Milchwirtschaft und Lebensmittelanalytik.

Agrartechnische-Assistentin-Ausbildung: Eine Junge Frau steht mit weißem Kittel in einem Labor. Sie hantiert mit einer langen Pipette.

Grundlagen der Chemie werden aufgefrischt

Bei Julia waren es gleich mehrere Bekannte, die die Ausbildung an der Schule abgeschlossen hatten und davon begeistert waren. Wie Leonie hat sie, um sich ein eigenes Bild zu machen, an einem Schnuppertag an der Schule teilgenommen. „Ich hatte in der Schule nicht viel Chemie“, schildert Leonie ihre anfänglichen Bedenken. Das müsse sie jetzt in der Ausbildung aufholen. Aber das schaffe man schon, wenn man viel lernt, versichert sie und die Lehrer würden immer für Fragen zur Verfügung stehen. Auch wenn man wenig Chemie in der Schule gehabt hat, wer Interesse an Naturwissenschaften mitbringt, könne das in den ersten Monaten aufholen, beruhigt Wiedemann.

Im Unterricht werden die Grundlagen in Chemie am Anfang im Schnelldurchlauf wiederholt. Mikrobiologie und Hygiene sind ebenfalls Grundlagenfächer. Wer daran und an der praktischen Arbeit im Labor Freude hat, dem stehen mit der Ausbildung zur Agrartechnischen Assistentin viele Türe offen.

Hintergründe zur Ausbildung des Agrartechnischen Assistenten

Dauer: Die Ausbildung Agrartechnische Assistentinnen und Assistenten (ATA) am Agrarbildungszentrum in Landsberg dauert zwei Jahre, davon wird ein Jahr in einem Betrieb absolviert. Die Schule verfügt über einen Pool von Betrieben, sodass jeder einen Praktikumsplatz, möglichst in der Nähe seines Wohnortes, bekommt.

Voraussetzungen: Für den Besuch der Schule benötigt man einen mittleren Schulabschluss, Interesse an Naturwissenschaften, vor allem Biologie und Chemie, und die Fähigkeit, genau zu arbeiten. Die Laborausbildung wird in drei Schwerpunkten angeboten: Milchwirtschaft und Lebensmittelanalytik, Pflanzen- und Umweltanalytik und Biotechnologie. Es fallen keine Lehrgangsgebühren an. Auswärtige können für die Dauer des Schulbesuchs im eigenen Wohnheim wohnen.

Fortbildung: Nach dem Abschluss als ATA kann man sich zum Labormeister weiterbilden. Außerdem ist ein Wechsel an die Berufsoberschule möglich, wo man nach einem Jahr die fachgebundene Hochschulreife erwerben und damit schließlich an einer Fachhochschule studieren kann.

Weitere Informationen gibt es unter www.ata-landsberg.bayern.de.

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