
Sebastian Ortloff hat sich sein Wissen und Können über das Filmen, den Videoschnitt und die Technik selbst beigebracht.
Steckbrief
Wie heißt Du? Sebastian Ortloff
Wie alt bist Du? Ich bin 21 Jahre alt.
Was treibst Du? Ich habe meinen eigenen Youtube-Kanal „Rhöner Landtechnik“, mit 14 300 Abonnenten. Dort lade ich regelmäßig professionelle Videos über Landtechnik hoch. Beruflich arbeite ich als Elektroniker.
Woher kommst Du? Ich komme aus dem unterfränkischen Bastheim im Landkreis Rhön-Grabfeld und wohne auf unserem kleinen Nebenerwerbsbetrieb mit Land- und Forstwirtschaft.
Interview
Wochenblatt: Wie würdest Du Deinen Youtube-Kanal "Rhöner Landtechnik" in zwei Sätzen beschreiben?
Sebastian Ortloff: Von den einfachen, kleinen, alten Maschinen bis zur hochmodernen Technik sieht man bei mir eigentlich alles, was Landwirtschaft betrifft. Von der Rhöner Region bis ins tiefste Thüringen.
Wochenblatt: Was war bisher Dein erfolgreichstes Video?
Sebastian: Das waren „Pleiten, Pech und Pannen in der Landwirtschaft“ aus 2016. Da sieht man Szenen, die zum Glück nicht alltäglich und teilweise sehr unschön sind. Zum Beispiel wenn der Anhänger umfällt, beim Maishäckseln eine Schubkarre oder eine Schaufel daneben gehäckselt wird oder wo ein Maishäcksler über meine Kamera fährt. Das hat knapp 1,6 Millionen Aufrufe.
Wochenblatt: Wie hast Du mit dem Filmen angefangen?
Sebastian: Als Kind habe ich schon mit einer einfachen Fotokamera viele Fotos von Traktoren gemacht. Als ich 13 Jahre alt war, habe ich zum Geburtstag eine Videokamera geschenkt bekommen. Eine GoPro, das ist eine Action-Kamera. Von da an ging es langsam los. Mit der Zeit kamen dann immer mehr Ausrüstung und hochwertigere Technik dazu. Im Endeffekt habe ich mir alles selbst beigebracht.
Wochenblatt: Wie hast Du Dir die Ausrüstung damals als Kind finanziert?
Sebastian: Ich habe immer lange darauf gespart und nebenbei ein bisschen gearbeitet.
Wochenblatt: Wie viel Zeit nimmt eins Deiner Videos durchschnittlich in Anspruch, von der Idee bis zum Upload?
Sebastian: Meistens plane ich erst mal, was ich überhaupt filmen will. Es kommt aber auch vor, dass Leute mit einer Idee bei mir anrufen. Dann filme ich auch mal spontan. Am Drehort bin ich mit dem Filmen locker zwei bis vier Stunden beschäftigt. Das variiert je nach Aufwand und Maschine oder Szenario. Wieder Zuhause, speichere ich zuerst alle meine Aufnahmen auf einer Festplatte ab. Für die komplette Bearbeitung inklusive Schnitt, Farbe und Effekten kann man schon mit fünf bis acht Stunden rechnen.
Wochenblatt: Wie lang ist das fertige Video dann?
Sebastian: Da kommen Clips raus, die zwei bis vier Minuten lang sind.
Wochenblatt: In welchem Rhythmus lädst Du die Videos hoch?
Sebastian: Es wäre schön, wenn ich jede Woche ein neues Video hätte. Aber dafür habe ich leider zu wenig Zeit. Ich versuche, nach Möglichkeit so oft es geht neue Videos zu drehen. Manchmal kommt aber auch einen Monat mal nichts. Dafür gibt es aber auch Zeiten, in denen alle zwei Wochen ein Video kommt. Seit kurzem poste ich zusätzlich auch noch regelmäßig Fotos auf meinem Instagram-Kanal (@rhoenerlandtechnik), die während den Drehs entstehen und bei YouTube keinen Platz finden.
Wochenblatt: Nochmal zurück zum Dreh: Wie muss ich mir das vorstellen: „Es ruft jemand an, der eine Idee hat“?
Sebastian: Mich kennen durch meine Videos schon einige Leute, auch Lohnunternehmen. Wenn die neue Maschinen haben, die selten oder eine Limited Edition sind, zum Beispiel eine Maschine in einer anderen Farbe, dann rufen die mich an und fragen „Hast Du grad Zeit?“. Wenn ich da nicht gerade selbst auf der Arbeit bin und auch daheim nichts zu tun ist, dann sage ich zu.
Wochenblatt: Wie wirst Du sonst auf neue Maschinen aufmerksam?
Sebastian: Ich schaue im Internet, was es für neue Maschinen gibt und überlege dann, wer so eine haben könnte. Oder ich frage im Bekanntenkreis herum. Wenn ich dann etwas Interessantes finde, frage ich an, ob ich sie filmen darf. Im Sommer fahre ich immer einmal nach Thüringen und will dort die große Erntetechnik filmen. Wenn ich da auf dem Weg eine Maschine finde, die nicht geplant war, dann frage ich spontan vor Ort an, ob ich mitfilmen darf.
Wochenblatt: Was filmst Du am liebsten?
Sebastian: Kunterbunte Vielfalt. Aber ich bin Fendt-Fan. Wenn da bei den Fendt-Traktoren mal was Großes dabei ist, dann filme ich das am liebsten.

YouTuber Sebastian braucht vor Ort etwa zwei bis vier Stunden zum Drehen.
Wochenblatt: Was fasziniert Dich an denen?
Sebastian: Ich bin schon, seitdem ich ein kleines Kind bin, Fendt-Fan. Grüne Farbe und rote Felgen, was soll ich da mehr sagen.
Wochenblatt: Auf Deinem Kanal findet man auch ein Video, das den Titel „Frauenpower“ trägt und man eine junge Frau sieht, die einen Fendt 939 fährt. Wie kam es dazu?
Sebastian: Man sieht relativ selten Frauen auf großen Maschinen. Ich will damit zeigen, dass auch Frauen in der Landwirtschaft genauso gut fahren können. Dieses Jahr sind noch mehr solche Videos geplant.
Wochenblatt: Wie waren die Rückmeldungen auf dieses Video?
Sebastian: Es gab viele positive Meinungen. Es waren aber auch unschöne Kommentare dabei, wie „Frau am Steuer, Ungeheuer“. Mein Anliegen ist, mit solchen Videos möglicherweise ein paar Vorurteile zu brechen. Richtig böse Kommentare waren aber nicht dabei, auch bei meinen anderen Videos bisher noch nicht.
Wochenblatt: Wie gehst Du mit Kritik um?
Sebastian: Ich schaue mir erst mal an, was geschrieben wurde. Wenn ich merke, das ist eine gute Anregung, dann versuche ich das natürlich umzusetzen.
Wochenblatt: Kommentare beantworten nimmt neben dem Filmen und Videoschnitt noch zusätzlich Zeit in Anspruch. Wie schaffst Du das zeitlich neben Deinem Job und der Arbeit zuhause?
Sebastian: Es ist schon alles anstrengend. Ich versuche abends nach der Arbeit viel zu schaffen. Auch die Kommentare versuche ich da durchzulesen und diese dann dementsprechend zeitnah zu beantworten.
Wochenblatt: Mit YouTube kann man auch Geld verdienen. Ist es Dein Ziel, irgendwann nur noch von YouTube zu leben?
Sebastian: Das, was ich momentan verdiene, ist sehr wenig. Deswegen sehe ich es nicht als Einnahmequelle an. Man muss auch immer noch die ganze Technik und Co gegenrechnen. Da bin ich noch weit davon entfernt, die Kosten komplett zu decken. YouTube ist mein Hobby und das will ich auch beim Hobby belassen.
Wochenblatt: Was würdest Du Leuten raten, die auch solche Videos drehen wollen?
Sebastian: Der Markt ist groß! Überlegt immer vorher, was ihr aufnehmen wollt und klärt ab, ob man überhaupt filmen darf.