Gerade Menschen mit Vorerkrankungen oder im hohen Alter sollten sich während der Coronakrise an die Ausgangsbeschränkungen halten. Doch was, wenn sie Lebensmittel, Hygienartikel und Medikamente brauchen? Dagegen hat sich in Probstried, einem Ortsteil des Oberallgäuer Marktes Dietmannsried, die Landjugend unter dem Dachverband der Katholischen Landjugend (KLJB) Bayern eine Lösung überlegt.
Der Vorstand, Eric Löffler ist 19 Jahre alt und wohnt eigentlich gerade in Karlsruhe – wegen seines dualen Studiums. Für die Zeit während der Coronakrise ist er zurück in seine Heimat gekommen und arbeitet im Homeoffice. Die Idee für ein Einkaufstaxi in Probstried kam ihm aber noch in Karlsruhe. Dort hat er mitbekommen, dass es in der Stadt schon ähnliche Modelle von Nachbarschaftshilfe gibt.
In drei Stunden umgesetzt
In seinem Heimatdorf angekommen, hat er sich sofort mit den anderen Vorstandsmitgliedern der KLJB ausgetauscht. Die fanden die Idee super und innerhalb von drei Stunden hatte er zusammen mit Franziska Kolbek Plakate und Einkaufslisten erstellt und per E-Mail an alle Ortsvereine verteilt. Dabei hat er gleichzeitig dazu aufgerufen, wer helfen will, solle sich melden. Einige sind dem gefolgt und nun besteht sein Team aus etwa 40 Leuten. Die Altersspanne sei „ganz wild gemischt“, erzählte Löffler. Zwischen 15 und 50 Jahren sei alles dabei.
Auf den Aufruf gemeldet haben sich zum Beispiel der Musikverein und der Pfarrgemeinderat. Auch die Feuerwehr wollte mitmachen, denen wurde aber von der Bundesregierung geraten, sich an solchen Aktionen nicht zu beteiligen. Sie gehören laut Löffler zur „kritischen Infrastruktur“ und müssen fit sein, falls im Dorf oder der Umgebung etwas passiert.
Die Organisation der Gruppe läuft über WhatsApp. Sobald jemand eine Einkaufsliste von einem Dorfmitglied bekommt, schreibt er es in den Chat. Wer gerade Zeit hat, kauft ein und liefert die Lebensmittel bis an die Haustür. Meist wartet laut Löffler dort schon ein Umschlag mit Geld. Dieser wurde oft schon im Vorhinein an die Hauswand neben den Eingang gehängt. So klappt die Übergabe risikofrei und kontaktlos.
Einkaufen im Dorfladen
Derjenige der ausliefert, bringt anschließend das Geld zurück zum Dorfladen – wo die Helfer die Lebensmittel einkaufen. Für den Dorfladen und nicht für einen großen Supermarkt haben sich die Landjugendlichen entschieden, weil er vor Ort ist und „wir den Laden schon als junge Leute unterstützen müssen“, sagt Löffler. Außerdem seien die Produkte im Dorfladen überwiegend von regionalen Zulieferern: „Gerade in solchen Krisenzeiten fällt einem wieder auf, wie wichtig sowas ist“, appelliert Löffler.
Die Rückmeldungen auf den Lieferservice seien bisher nur positiv. Das Helferteam hat auch schon einige Dankeskarten von Personen bekommen, die den Service noch gar nicht in Anspruch genommen haben, aber zur Risikogruppe gehören. Sie schreiben, dass es ihnen noch gut geht und sie nichts bräuchten, aber froh seien, es gäbe „Helfer im Hintergrund“. Löffler hat sich sehr über diese Nachrichten gefreut. Für ihn sei klar, „in dieser Krise müssen wir zusammenarbeiten, Altersunterschiede vergessen und es ist egal ob man sich mag oder nicht“, sagt er.
Falls das Einkaufstaxi auch weiterhin so gut funktioniert und angenommen wird, wollen sie auch nach der Krise damit weitermachen. Auch wenn nur einzelne Personen den Service nutzen wollen, „es ist eine gute Sache und wenig Arbeit“, resümiert Eric Löffler. Außerdem will er sich bei der Landjugend und der tollen Dorfgemeinschaft für die Unterstützung bedanken.