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Gesundheit

Wickel helfen bei vielen Wehwehchen

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Margarete Schreyer
am Dienstag, 07.04.2020 - 10:02

Der Frauennachmittag des vlf Ostallgäu in Marktoberdorf stand unter dem Thema Gesundheit.

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Marktoberdorf/Lks. Ostallgäu Regelmäßig kommt es in den kalten Monaten zu einer Erkältungswelle. Wie man Halsweh, Schnupfen, Fieber und Husten bereits bei den ersten Anzeichen bekämpfen kann, war Thema beim Frauennachmittag des vlf Ostallgäu im Marktoberdorfer Modeon. Ursula Uhlemayr aus Oy-Mittelberg stellte dabei die heilende Wirkung von Wickeln und Umschlägen vor. Diese Heilmethoden gehören seit je her zu den traditionell eingesetzten Hausmitteln und klassischen Naturheilverfahren und ihre Anwendung hat sich aufgrund ihrer sanften Wirkung seit vielen Jahrhunderten bewährt. Ziel der Kneipp-Gesundheitspädagogin und Heilpraktikerin Uhlemayr ist es, diese Heilmethoden durch eine einfache Anwendbarkeit der Wickel und Auflagen jedermann zugänglich zu machen. Ihr Credo lautet: „Traditionelles und Bewährtes bewahren und nutzen was da ist“.

Ohne Nebenwirkungen

Dass ein Wickel funktioniert sei keine Glaubensfrage, denn richtig angewandt kann er durch gezielte Kälte- oder Wärmereize bei zahlreichen Befindlichkeitsstörungen helfen, in dem er entweder Wärme überträgt oder Hitze ableitet. Der Vorteil liegt vor allem darin, dass die Behandlung ohne Nebenwirkungen ist und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden. So habe beispielsweise eine Auflage mit Kohlblättern auf ein schmerzendes Knie mindestens so viel Wirkung wie eine Voltarensalbe.
Besonders bei einem beginnenden Infekt könne mit unterschiedlichen Wickeln gute Erfolge erzielt werden. „Wenn die Nase läuft, kommt meist nach ein paar Tagen der Husten. Damit sich der Schleim nicht festsetzen kann, mach ich gleich einen warmen Brustwickel“, erklärte sie. Da bei Kindern Schleim gerne Richtung Nebenhöhlen und Ohren wandert riet sie, rechtzeitig Ohrkompressen mit Zwiebelauflagen, gepaart mit ein paar Tropfen ätherischen Öles, aufzulegen.

Breite Wirkung

„Ein Wickel wirkt nie nur lokal, denn die Haut ist wie eine offene Türe“, erläuterte Uhlemayr. So kann zum Beispiel eine warme Auflage mit beruhigenden Aroma-Ölmischungen auf den Solarplexus gelegt das Einschlafen fördern oder ein feuchtwarmer Pulswickel mit Apfelessig oder Zitronenwasser den Kreislauf bei Kopfschmerzen oder Fieber stärken.
Mit praktischen Beispielen zeigte Uhlemayr viele unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten von Auflagen. Bei einem fiebersenkenden Wadenwickel dürfe die Temperatur des Wickels immer nur fünf Grad unter der Körpertemperatur des Patienten sein. Warme Zwiebelscheiben auf die Fußsohle gelegt und fixiert, nannte sie als gute Hilfe bei Zahnfieber oder Schnupfen. Ein ansteigendes Fußbad ist für Uhlemayr das beste Hausmittel zur Immunstärkung bei zahlreichen Infekten.
Rechtzeitig angewendet kann durch die Erwärmung des Körpers manche Erkältungskrankheit verhindert werden, „denn schon im Volksmund heißt es, eine Erkältung beginnt mit kalten Füßen“, so die Referentin. Das Fußbad soll mit einer Temperatur von 33 Grad begonnen werden. Nach und nach kommt dann wärmeres Wasser dazu, bis es 39 – 40 Grad erreicht. Nach einer Badedauer von 5 – 20 Minuten, je nach Wohlgefühl, sollen die Füße in warmen Socken und einer Wärmeflasche bis zu einer halben Stunde nachruhen.
Uhlemayr riet den Frauen, bei den Anwendungen immer auf ihr Körpergefühl zu hören. „Wenn Sie bei Halsweh eher Lust auf etwas Kühles haben ist ein Wickel mit Zitronenscheiben das Richtige, wenn Ihnen mehr nach Wärme ist, passen warme, gekochte Kartoffeln oder ein warmer Leinsamenbrei besser als Auflage“.
Gut bewährt habe sich auch ein Bienenwachswickel. Er ist wohltuend, angenehm im Geruch und unkompliziert in der Handhabung. Die milde Wärme der gebrauchsfertigen Bienenwachsplatten aus der Apotheke sollten schon beim ersten Hüsteln aufgelegt werden. „Je früher Sie den Wickel auflegen, desto besser der Heilerfolg“, weiß Uhlemayr. Besonders Kinder mögen den Bienenwachswickel gerne.

Selbst für die Leber gibt es Wickel

Wer seiner Leber etwas Gutes tun will, dem empfahl die Heilpraktikerin einen Leberwickel mit Rosmarin, Schafgarbentee, Johanniskrautöl oder Kartoffeln. „Durch die Auflage auf der rechten Oberbauchseite kann man die Leber sehr gut entgiften“, so ihr Credo. Besonders nach Einnahme von Antibiotika oder nach einer Chemotherapie ist das Organ für eine Entgiftung dankbar. Da auch bei Ärger „eine Laus über die Leber laufen“ kann, sorgt hier ein Leberwickel ebenfalls für Entspannung.

Für die Wirksamkeit und den Wohlfühlfaktor eines Wickels hat die Stoffauswahl einen großen Einfluss. Besonders bewährt haben sich Naturmaterialien wie Leinen, Baumwolle oder Wolle. Es sollten nur Stoffe ohne Synthetikanteil und ohne bedenkliche Druckfarben gewählt werden. Jeder Wickel besteht aus mindestens zwei Tüchern, dem Innen- und dem Außentuch.
Original Kneipp-Wickel werden zusätzlich mit Zwischentuch angelegt um das Außentuch zu schützen. Das Innentuch aus Leinen, Baumwolle oder auch ES-Kompressen ist Träger der Wirksubstanz und sollte so groß sein wie die zu behandelnde Körperfläche. Das Zwischentuch sorgt für einen guten Abschluss des Wirkstofftuches und schützt gleichzeitig das wärmende Außentuch vor Geruch und Schmutz. Es ist vorzugsweise aus Baumwolle oder – um einen Wickel warm zu halten – aus Heilwolle. Das Außentuch aus Wolle, Baumwoll-Molton oder Baumwoll-Plüsch dient nicht nur zur richtigen Befestigung des Wirkstoffes, auch die thermische Wirkung des Wickels wird durch das Material des Außentuches unterstützt.
Um die Anwendung von Wickel besonders praktikabel zu machen hat Uhlemayr fertige Sets für die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten entwickelt und stellt diese in ihrer eigenen Manufaktur unter dem Namen „Wickel & Co“ her. Zudem sind schon mehrere Ratgeber von ihr auf dem Markt, in denen man vieles zu den Themen Wickel und traditioneller Naturheilkunde nachlesen kann.