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Geundheitsvorsorge

Mit Vorsorge dem Brustkrebs auf der Spur

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Christine Schmid
am Mittwoch, 07.09.2022 - 13:30

Die meisten Frauen entdecken ihn selbst: den Brustkrebs. Sie haben den verdächtigen Knoten bei einer Selbstkontrolle ertastet. Die ärztlichen Untersuchungen bieten die Chance, die Krankheit noch früher zu erkennen.

B rustkrebs tut nicht weh, wenn er klein ist. Das ist trügerisch, deshalb wird er oft erst spät entdeckt. Umso wichtiger ist die Früherkennung. Schätzungsweise 80% aller an Brustkrebs erkrankten Frauen haben einen Knoten oder eine andere Veränderung an ihrer Brust selbst entdeckt. Da jede Frau ihren Körper und seine hormonell bedingten Veränderungen am Besten kennt, sollte jede ihren Beobachtungen vertrauen und gegebenenfalls ihre Ärztin zu Rate ziehen. Spätestens ab 30 sollten Frauen ihre Brust einmal monatlich abtasten. Der beste Zeitpunkt hierfür ist acht Tage nach der Regelblutung, weil das Brustgewebe dann weicher ist als vor der Periode.

Hilfreich ist es, sich von seiner Gynäkologin anweisen zu lassen und alle verbleibenden Fragen zu stellen. Dazu bietet sich die Brustuntersuchung während der jährlichen Krebsvorsorge an. Sie ist Teil des in Deutschland gesetzlichen Programms zur Krebsfrüherkennung. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Jede Frau kann selbst entscheiden, ob sie die Untersuchungen in Anspruch nimmt oder darauf verzichtet, ohne irgendwelche Nachteile fürchten zu müssen.

Die Brustkrebsvorsorge beginnt schon im Arztgespräch

Vor der eigentlichen Untersuchung findet ein Gespräch mit der Ärztin statt. Wichtig für die Einschätzung des individuellen Krebsrisikos sind zum Beispiel Fragen nach dem Monatszyklus oder nach dem Beginn der Wechseljahre, nach bisherigen Schwangerschaften und Geburten. Eine Rolle spielt auch, ob in der Familie schon einmal Krebs aufgetreten ist und in welchem Alter die Betroffenen erkrankt sind.

Die Ärzte fragen außerdem nach dem allgemeinen Gesundheitszustand, nach der Einnahme von Medikamenten, nach Veränderungen oder Beschwerden in der Brust und der gesundheitlichen Vorgeschichte. Bei der Untersuchung tasten sie Brüste und Lymphknoten bis zu den Achselhöhlen sorgfältig ab und untersuchen die Haut und die Brustwarzen. Ist der Patientin selbst eine Veränderung aufgefallen, sollte sie diese unbedingt ansprechen.

Mammographie erkennt auch kleine Knoten in der Brust

Rund um den 50. Geburtstag erhält jede Frau eine persönliche Einladung zur Mammographie. Die Mammographie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust, die bis zum 70. Geburtstag alle zwei Jahre wiederholt werden kann. Diese Methode kann Knoten erkennen, die kleiner sind als die tastbare Größe von einem Zentimeter. Die altersabhängige Regelung erklärt sich rein statistisch. Um das 30. Lebensjahr steigt das Brustkrebsrisiko leicht. Ein deutlicher Anstieg zeigt sich vor allem ab 50.

Die Mammographie ist eine Röntgenuntersuchung mit einer geringen, aber dennoch vorhandenen Strahlenbelastung. Aus diesem Grunde wird die Früherkennungs-Mammographie erst ab 50 Jahren angeboten und insgesamt nur etwa zehnmal wiederholt. Auf Wunsch kann man sich vorher zu einem Arztgespräch im Mammographie-Zentrum anmelden. Auch die Frauenärzte informieren hierzu.

Wer in den zwölf Monaten zuvor bereits eine Mammographie hatte oder den vorgeschlagenen Termin nicht wahrnehmen kann, sollte die Terminvergabestelle anrufen und klären, wie es weitergeht. Beim Termin im Mammographie-Zentrum füllt man zunächst einen Fragebogen aus, der nach der allgemeinen Gesundheit, früheren Erkrankungen oder besonderen Risiken fragt.

Die Untersuchung selbst übernehmen erfahrene Röntgenassistentinnen. Die Brüste werden dazu in das Gerät eingeklemmt. Zwei Fachärzte beurteilen unabhängig voneinander die Aufnahmen. Das Ergebnis erhält man in der Regel einige Tage nach der Untersuchung per Brief. Sollte ein Krebsverdacht bestehen, muss dieser immer durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden. Dazu zählen unter Umständen eine Biopsie und die Untersuchung des entnommenen Gewebes unter dem Mikroskop.

Ausnahmen, etwa bei Krebsfällen in der Familie

Anders verhält es sich, wenn es Hinweise auf ein besonders hohes Risiko gibt, etwa wenn Verwandte an Brustkrebs oder Eierstockkrebs erkrankt sind. In diesem Fall sollte man mit dem Arzt klären, in welchem Alter man mit der Früherkennung beginnt, ob engmaschigere Untersuchungen und eventuell andere als die Mammographie sinnvoll sind.

Frauen, die wegen einer früheren Krebserkrankung schon eine gezielte Bestrahlung im Brustbereich erhalten hatten, haben ein erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, da das Gewebe der Brustdrüse empfindlich gegenüber Strahlenschäden ist. Auch bei manchen gutartigen Veränderungen benötigt man eine regelmäßige Kontrolle, eventuell auch mit anderen Untersuchungsverfahren.

Ein Knoten, ein Größenunterschied, eingezogenes Gewebe oder eine Delle in der Brust sind immer ein Anlass, bald einen Arzttermin zu vereinbaren. Keinesfalls sollte man bis zum regulären Früherkennungstermin warten. Mit einer Ultraschalluntersuchung lassen sich Auffälligkeiten häufig schon klären. Ist dies nicht zweifelsfrei möglich, kann eine Überweisung zur Mammographie folgen. Nicht jedes veränderte Brustgewebe bedeutet Krebs. Das ist einerseits beruhigend, allerdings kann es eine Weile und weitere Untersuchungen dauern, bis sicher ist, was hinter dem Befund steckt.

Chancen, Risiken, Grenzen der Früherkennung bei Brustkrebs

Daten belegen, dass eine wirklich frühe Erkennung von Krebs durch das Abtasten der Brust – ob selbst oder durch die Ärztin – nicht möglich ist. Tastbare Knoten oder andere sichtbare Symptome bedeuten häufig ein fortgeschrittenes Stadium, also größere Tumore. Die Mammographie gilt als gute und ausgereifte Technik, um Krebs in der Brust zu erkennen.

Trotzdem ist die Mammographie als regelmäßige Früherkennung für überwiegend gesunde Frauen nicht unumstritten. Vielen Frauen ist die Untersuchung unangenehm, wenn sie auch nur selten wirklich Schmerzen verursacht. Schließlich kommt die Mammographie als Röntgenuntersuchung nicht ohne Strahlenbelastung aus. Das Risiko von Schäden ist zwar sehr gering, aber nicht gleich Null. Und es bleibt ein kleines Restrisiko, dass Tumore übersehen werden. Ein gewisser Prozentsatz der Untersuchungen führt auch dazu, dass Frauen unnötig beunruhigt werden. Dennoch gilt für Frauen mit durchschnittlichem Risiko ohne erbliche Belastung, dass derzeit die Mammographie die sicherste aller Methode ist.

Mehr unter: Informationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums, täglich von 8 bis 20 Uhr unter Telefon 0800 4203040, www. mammo-programm.de, www.konsortium-familiaerer-brustkrebs.de

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