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Gesundheitsvorsorge

So gut ist der ärztliche Check-Up ab 35

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Christine Schmid
am Donnerstag, 12.05.2022 - 15:55

Jung, vital, mitten im Leben stehend – wer denkt da schon an verborgene oder spätere Krankheiten? Ohne Beschwerden und mit einem prall gefüllten Tag denkt man nicht an Vorsorge. Doch es macht Sinn, den Check-up ab 35 wahrzunehmen.

Schwangerenvorsorge und Untersuchungen der Kinder nehmen in der Regel alle ernst. Als junger Erwachsener geht man – solange nichts weh tut – eher davon aus, einfach gesund zu sein. Das ist glücklicherweise auch meistens so.

Dennoch gibt es Krankheiten, die sich früh und schleichend entwickeln, lange keine Beschwerden verursachen, aber durch Vorsorgeuntersuchungen so früh entdeckt werden können, dass die Behandlungs- und Heilungschancen gut stehen.

Ein kostenloser Check-up zwischen 18 und 34

Deshalb hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), der darüber entscheidet, welche Vorsorgeuntersuchungen wie aussehen und von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden, den Check-up ab 35 eingeführt. Bei der ärztlichen Untersuchung werden zum Beispiel gesundheitliche Belastungen und Risikofaktoren wie Bewegungsmangel und Übergewicht nun verstärkt erfasst sowie der Impfstatus überprüft.

Anhand der Untersuchungsergebnisse können Ärztinnen und Ärzte den Versicherten Maßnahmen zur verhaltensbezogenen Primärprävention, zum Beispiel Kurse zum Abbau von Bewegungsmangel, zur Ernährung oder Stressregulation, empfehlen und hierzu seit 2017 eine ärztliche Bescheinigung ausstellen.

Wenn Versicherte regelmäßig an der Früherkennung teilnehmen, kann ihre Krankenkasse ihnen dafür einen Bonus gewähren. Zudem sind die Krankenkassen verpflichtet, ihre Versicherten zu Beginn eines Kalenderjahres über alle Früherkennungsmaßnahmen zu informieren.

Seit April 2019 haben gesetzlich Versicherte im Alter zwischen 18 und 34 Jahren einen einmaligen Anspruch auf den kostenfreien Check-up. Für Versicherte ab 35 Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen alle drei Jahre die Kosten. Durch die regelmäßigen Kontrollen lassen sich Herz-, Kreislauf- und Nierenerkrankungen, aber auch Störungen des Stoffwechsels wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder andere Krankheiten frühzeitig erkennen.

Offen sprechen und nachfragen

Blutdruckmessung

Beim Gesundheitscheck soll die ärztliche Beratung im Mittelpunkt stehen. Patient und Patientin berichten von ihrem Gesundheitszustand, der Arzt oder die Ärztin erfragt Lebens- und Ernährungsgewohnheiten: Gibt es berufliche oder familiäre Sorgen? Wie sieht es mit Sport aus? Wie viel Alkohol wird konsumiert? Raucht der oder die Befragte? Außerdem wird der Impfschutz überprüft, weshalb man den Impfpass mitbringen sollte. Wer denkt schon an die Auffrischung von Basisimpfungen, wie die gegen Diphtherie und Tetanus?

Krankenkassen raten, dieses ausführliche Gespräch zu nutzen und offen zu sprechen. Nur so kann der Arzt oder die Ärztin die Weichen einer eventuell notwendigen Behandlung richtig stellen. Dabei sollten Patientinnen und Patienten keine Scheu haben, bei Unverständlichem und medizinischen Fachbegriffen sofort nachzufragen.

Als nächster Schritt folgt eine gründliche Untersuchung des Körpers. Dazu gehören:

  • die Überprüfung von Herz, Lunge, Bauch, Bewegungsapparat, Nervensystem und Sinnesorganen,
  • eine Blutentnahme, mit der ein vollständiges Lipidprofil (Profil der Blutfette) aus Gesamtcholesterin, LDL- und HDL-Cholesterin sowie Triglyceriden erstellt wird; anhand der Blutzuckerwerte kann der Arzt erkennen, ob sich der Verdacht auf Diabetes bestätigt,
  • eine Überprüfung des Impfstatus,
  • eine Messung des Blutdrucks; zusammen mit dem Cholesterinwert kann dieser auf Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) oder einen Herzinfarkt hinweisen,
  • eine Untersuchung des Urins; Anhaltspunkte für Nieren- und Blasenerkrankungen, aber auch eine Zuckerkrankheit lassen sich nach einer Urinprobe auf dem Teststreifen ablesen,
  • einmaliger Test auf Hepatitis B und C; mittels einer Blutprobe lassen sich unentdeckte und anfangs häufig symptomlos verlaufende Infektionen mit dem Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-Virus frühzeitig erkennen. Die akuten Infektionen heilen teilweise wieder spontan, können aber auch chronisch werden und in der Folge zu schweren Leberschäden führen. Zum Schutz vor Hepatitis B gibt es auch eine Impfung, die Säuglinge heutzutage bereits während ihrer Grundimmunisierung erhalten.

Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Sobald alle Befunde des Gesundheits-Check-ups vorliegen, bespricht der Arzt oder die Ärztin die Ergebnisse mit dem Versicherten und berät auf Basis des Lebensstil, der gesundheitlichen Risiken und Belastungen. An oberster Stelle steht dabei die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die nach wie vor die häufigste Todesursache in Deutschland sind.

Anhand der Untersuchungsergebnisse kann der Arzt individuelle Maßnahmen wie Kurse zu Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung, Nichtrauchen oder zum Thema Alkohol empfehlen und als schriftliche ärztliche Bescheinigung ausstellen.

Check-up ab 35 Jahren, alle drei Jahre kostenfrei

Im Alter zwischen 18 und 34 Jahren hat jeder gesetzlich Versicherte ein Recht auf einen einmaligen kostenlosen medizinischen Check. Für Versicherte ab 35 Jahren übernehmen die Krankenkassen alle drei Jahre die Kosten für die Vorsorgeuntersuchung. Sie umfasst unter anderem:

  • Anamnese (z. B. Fragen nach Beschwerden), insbesondere die Erfassung des Risikoprofils (z. B. Rauchen, Übergewicht, familiäre Risiken), Überprüfung des Impfstatus)
  • körperliche Untersuchung (Ganzkörperstatus) einschließlich Messung des Blutdrucks
  • Laboruntersuchung Blut: Lipidprofil (z. B.Cholesterin), Blutzucker
  • Laboruntersuchung Urin: Eiweiß, Glukose, rote und weiße Blutkörperchen, Nitrit
  • Beratung über die Untersuchungsergebnisse und – sofern medizinisch angezeigt –Ausstellen einer Präventionsempfehlung (z. B.Kurse zur Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung)
  • Hautkrebs-Screening kann mit dem „Check-up“ erfolgen
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