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Obstgehölzer

Nachbau im Obstgarten: Was wächst nach Apfel?

Ein Obstbaum bricht: Wer nachpflanzen möchte, sollte den neuen Baum nicht direkt an die gleiche Stelle setzen. Im offenen Gelände ist dies noch leicht möglich, aber bei einem Spalierbaum?
Hubert Siegler - Bayerische Gartenakademie
am Donnerstag, 01.09.2022 - 13:00

Immer wieder sind Obstbäume von Krankheiten befallen, sie brechen ab oder man will eine neue Sorte pflanzen. Also: Der Baum muss weg. Wer den neuen Baum wieder an den alten Platz setzen möchte, sollte einiges beachten.

Rodet man im Garten ein älteres Obstgehölz und ersetzt es durch ein neues, so hat der „Nachfolger“ auf derselben Stelle schwierige Startbedingungen. Ein Fruchtwechsel, wie er in der Landwirtschaft betrieben wird, ist bei Obstbäumen schwieriger umzusetzen: Fast alle Obstgehölze gehören der Familie der Rosengewächse an. Doch was ist das Problem?

Altlasten von Obstbäumen immer noch in der Erde

Baut man immer wieder Arten aus derselben Pflanzenfamilie auf dem gleichen Standort an, entsteht im Boden eine Bodenmüdigkeit: Durch jahrelange Wurzelausscheidungen und einseitige Aufnahme von Nährstoffen reichern sich Mikroorganismen, Schaderreger wie Nematoden oder Pilze und Stoffe im Wurzelbereich eines Gehölzes an. Sägt man den Baum nur ab oder entfernt den Wurzelbereich nur teilweise, bleiben Wurzelteile im Boden, die beim Zersetzen weitere toxische Stoffe abgeben können.

Dies wirkt sich nachteilig auf das neue Obstgehölz aus: Der Baum wächst schlechter, hat weniger Ertrag und ist anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Diese Erscheinung nennt man Wuchsdepression. Sie zeigt sich im Profianbau und bei der Anzucht von Obstgehölzen in der Baumschule genauso, wenn ohne Flächenwechsel die gleiche Pflanzenfamilie angebaut wird.

Neue Obstbäume lieber auf frischem Boden pflanzen

Deshalb: Wo immer möglich, sollte man Obstgehölze auf frischen Boden nachpflanzen oder in einem größtmöglichen Abstand vom alten Standort. Muss, wie beispielsweise bei einem Spalier, auf dieselbe Stelle zurückgegriffen werden, so bieten sich folgende Hilfsmöglichkeiten an:

  • Bodenaustausch: Dies ist die wichtigste Maßnahme! Wird ein älteres Gehölz mitsamt Wurzelkörper – z. B. mithilfe von Traktoren – gerodet, so entsteht sowieso ein Loch. Ansonsten entfernt man mit einem Spaten und einer Axt möglichst viele Wurzeln. Dann hebt man eine große Pflanzgrube aus: Sie wird deutlich größer, als wenn man das Obstgehölz auf „frischen“ Boden pflanzen würde. Den Aushub verwendet man nicht. Stattdessen nimmt man für die Pflanzung des Obstbaums Gartenboden aus einer anderer Stelle des Grundstücks und vermischt diesen mit gut ausgereiftem Kompost und fertiger Pflanzerde oder Kultursubstrat. Nach der Pflanzung ist eine jährliche Kompostgabe auf die offen gehaltene Baumscheibe von 3 bis 5 l/m² zweckmäßig. Dafür trägt man den Kompost etwa 3 bis 5 mm dick auf.
  • Wartezeiten einhalten? Früher war man der Meinung, dass der Boden bis zur Neupflanzung am selben Standort ein bis zwei Jahre ruhen sollte. Dieser Auffassung wird heute eher widersprochen. In dieser „Ruhezeit“ bauen sich Wurzeln ab, es reichern sich unerwünschte Stoffe im Boden an und erschweren dem neuen Gehölz das Anwachsen. Wird der Nachfolger sofort gepflanzt, so können seine Wurzeln einwachsen, bevor sich die Wurzelreste des Vorgängerbaumes zersetzen.
  • Wechsel der Obstarten: Falls es nicht wieder der gleiche Baum sein muss, empfiehlt sich ein Wechsel von Stein- auf Kernobst und umgekehrt, oder von Beeren- auf Baumobst.
  • Wechsel der Unterlage von Baumobstarten: War der „alte“ Obstbaum ein Hochstamm mit einer starkwüchsigen Veredelungsunterlage, sollte man danach keinen Baum mit deutlich schwächerer Unterlage setzen. Die großen Exemplare standen meist auf Sämlingsunterlagen und haben einen großen Wurzelkörper ausgebildet. Schwächer wachsende Unterlagen bilden feinere Wurzeln und einen kleineren Wurzelkörper aus, sodass sie sich im Nachbau von alten Bäumen schwertun. Hier tauscht man beim Nachbau den Boden großzügig komplett aus oder wählt eine stärkere Veredlungsunterlage. Umgekehrt funktioniert es besser. Stand der Baum zuvor auf einer schwächeren Unterlage, so hilft im Nachbau eine stärkere, wüchsige Unterlage. Dann ist aber klar: Dieser Baum wird größer als der alte.

Obstbäume pflanzen im Frühjahr oder Herbst?

In Baumschulen werden wurzelnackte Obstgehölze im Herbst und im Frühjahr angeboten. Die günstigsten Zeiträume für die Pflanzung der Gehölze sind wetterabhängig von Ende September bis Anfang Dezember und von etwa von Anfang März bis Anfang April. Generell gilt es, frostfreie Tage zu nutzen, der Boden sollte aufgetaut und abgetrocknet sein. Je nach Standort, Klimagebiet oder bei speziellen Gehölzgruppen kann zum Teil die Herbstpflanzung, zum Teil die Frühjahrspflanzung etwas günstiger sein:

  • Herbstpflanzung: Sie empfiehlt sich in Gebieten mit mildem Winter und trockenem Sommer. Wird das Gehölz im Herbst gepflanzt, kann es bereits neue Wurzeln bilden und die Winterniederschläge nutzen. Im Herbst sind zudem Qualität und Auswahl unter den gewünschten Sorten größer. Der Pflanztermin eignet sich für Gehölze, die nicht frostempfindlich sind, wie Apfel, Birne, Kirsche, Zwetschgen, Quitten und die meisten Beerensträucher.
  • Frühjahrspflanzung: Auf schweren, das heißt lehmigen und tonigen Böden, oder in Gebieten mit stark austrocknenden Winden wie mancherorts in Ostbayern empfiehlt sich je nach Witterung eine Pflanzung im März/April, sobald der Boden aufgetaut und bearbeitbar ist. Die Frühjahrspflanzung ist nicht unproblematisch, da Trockenperioden häufig schon während dieser frühen Pflanzzeit herrschen. Die Dürre macht den frisch gesetzten Pflanzen das Leben schwer – dann ist Gießen angesagt. Aber es gibt frostempfindliche Obstarten, die das Frühjahr als Pflanzzeit bevorzugen. Dazu zählen Pfirsiche, Aprikosen, Feige, Kiwi und Brombeeren.
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