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Aussaat von Gemüse

Gemüse säen: Die häufigsten Fehler

Frühstarter: Paprika kann man bereits Ende Januar ansäen (l.). Bei Gurken (o.) reicht Mitte bis Ende April. Es empfiehlt sich, die Samentütchen nach dem Aussaatmonat zu sortieren.
Bayerische Gartenakademie
am Montag, 06.02.2023 - 12:40

Wie geht man am besten vor beim Kauf von Saatgut? Welches Gemüse sät man wann aus? Damit die Aussaat zum Erfolg wird, sollten Gartler einiges beachten.

Am Ende des Winters wollen viele Gartenfreunde aktiv werden und junge Pflänzchen keimen sehen. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie erklären, worauf man bei der Anzucht der Jungpflanzen achten sollte.

Fehler 1: Altes Saatgut verwenden

Samentütchen sortieren: Mit dieser Methode sieht man, welche Sorten noch vorhanden sind.

Bevor man Saatgut für die Anzucht bestellt, sichtet man am besten zunächst die eigenen Saatgutvorräte und prüft, ob das „Standardprogramm“ noch in ausreichender Menge vorhanden ist. So vermeidet man, dass man noch vorhandene Sorten doppelt kauft.

Ein Tipp: Dazu sortiert man die Samentüten in einer Plastikbox mithilfe von trennenden Kartonstreifen nach dem Aussaatmonat. Alle Samentüten sind versehen mit dem Jahr des Kaufes. Nicht alle tragen auch ein Haltbarkeitsdatum auf der Rückseite. Dann kann man im Angebot suchen nach:

  • den fehlenden Lieblingssorten,
  • Verbesserungen dieser Sorten, insbesondere solche mit Krankheits-Resistenzen,
  • Alternativen oder Neuheiten, die man im Vergleich anbauen kann,
  • kuriosen, andersartigen, andersfarbigen Sorten, um bunte Vielfalt in der Küche zu schaffen.

Der Januar ist zum Aussäen zu früh. Während kurzer Tage und bei trüb-grauem Himmel besteht die Gefahr, dass auflaufende Saaten wegen Lichtmangel lange, dünne, blasse und anfällige Triebe bilden. Selbst am hellsten Fenster bekommen die Pflänzchen auf der Fensterbank nur die Hälfte Licht, im Vergleich zu draußen. Kein leichter Anfang. Eine Heizung unter dem Fensterbrett verschärft die Lage nur noch mehr, denn bei schwachem Licht stehen die Pflanzen lieber kühl.

Fehler 2: Aussaatermin zu früh

Gemächliche Gurken: Es reicht völlig, Gurken erst Mitte bis Ende April auszusäen. Sie keimen schnell und man kann sie bereits zwei bis drei Wochen danach in den Garten setzen.

Oft ist es deshalb besser, den Aussaattermin auf Mitte Februar und später hinauszuzögern, wenn die Tage wieder länger werden.

  • Paprika besitzt eine lange Anzuchtphase, weshalb man ihn schon Ende Januar bis Mitte Februar aussät. Bei späteren Aussaaten verzögert sich sonst die Ernte stark und es reifen nur wenige Früchte aus.
  • Tomaten: Für deren Anzucht ist noch ausreichend Zeit. Bei einer Ansaat im März entwickeln sich schnell kurze und kräftige Pflanzen, die sogar im Laufe des Sommers Tomatenpflanzen im Wuchs einholen, die früher gesät wurden.
  • Zucchini und Kürbis sät man etwa vier bis sechs Wochen vor der Pflanzung in den Garten.
  • Gurken: Bei Gurken geht es besonders schnell, hier reichen zwei bis drei Wochen, bevor man die Jungpflanzen in den Garten setzt. Deshalb kann man mit der Anzucht bis Mitte April warten.

Fehler 3: Zu kalte Temperaturen

Bei der Frage, welche Temperaturen das Gemüse beim Keimen und Heranwachsen möchte, achtet man am besten auf die Temperaturangaben auf den Samenpäckchen. Diese sollten möglichst eingehalten werden, um ein zügiges Keimen und Wachsen der jungen Pflänzchen zu gewährleisten. Zu kühle Temperaturen verzögern das Keimen und es besteht die Gefahr von Fäulnis.

  • Fruchtgemüse benötigen zum Keimen Temperaturen zwischen 22 und 25 °C. Nach dem Pikieren (Vereinzeln) oder wenn die Pflänzchen eine Höhe von etwa 2 cm erreicht haben, sollten 16 bis 20 °C angestrebt werden. Bei zu warmen Temperaturen werden die Jungpflanzen lang und dünn.
  • Kulturen wie Sellerie, Kohlrabi, Blumenkohl oder Frühkohl reagieren mit Schossen, das heißt sie bilden vorzeitig Blütenstände aus, wenn die Anzuchttemperatur unter 14 °C fällt. Salate dagegen benötigen zum Keimen Temperaturen unter 16 °C.
  • Kopfsalat: Den ersten Satz von Kopfsalat kann man schon Ende Januar in der Saatschale ansäen. Er benötigt eine Keimtemperatur von 18 °C. Die Jungpflänzchen werden anschließend pikiert und bei einer Temperatur von 8 bis 12 °C gezogen. Der Pflanztermin ist dann Mitte bis Ende März.

Wer keine geeigneten Bedingungen hat, sollte auf fertige Jungpflanzen zurückgreifen. Das erspart so manche Enttäuschung und es überwiegen die Vorteile, kräftige, gesunde Jungpflanzen beim Gärtner zu kaufen. In geheizten Glashäusern kann der Fachmann Licht und Temperatur nach Bedarf regulieren. Den Kauf kräftiger Salatjungpflanzen für die erste, frühe Kultur oder einiger zusätzlicher Tomatenpflanzen mit sichtbarem Entwicklungsvorsprung vor der eigenen Anzucht hat bestimmt noch keiner bereuen müssen.

Saat-Tipp: Erprobte und feine Gemüsesorten

Mit folgenden Gemüsesorten hat die Gemüseexpertin Marianne Scheu-Helgert, Leiterin der Bayerischen Gartenakademie, im Laufe der letzten Jahre die besten Erfahrungen gemacht. Sie sind schmackhaft, robust und dürfen bei ihr im Garten in keiner Saison fehlen:

  • Chicorée ‘Zoom F1’ ist die beste für Hobbygärtner erhältliche Sorte, wächst gleichmäßig und zuverlässig.
  • Chinakohl ‘Scarlette F1’ ist ein zarter, im Herbst zuverlässiger Chinakohl, sieht durch seine attraktive purpurne Farbe aus wie Blaukraut.
  • Gartenkresse ‘Mega’ ist großblättrig, auch für die Anzucht am Küchenfenster geeignet.
  • Eichblattsalate aller Sorten, denn sie sind die am schnellsten wachsenden Salate.
  • Feuerbohne ‘Sankt George’ ist robust, ertragreich, hat schicke weiß-rote Blüten.
  • Kartoffel ‘Sieglinde’ ist eine schwäbische Traditionssorte für den Kartoffelsalat mit gutem Geschmack, jedoch wenig ertragreich.
  • Markerbse ‘Progress Nr. 9’ ist eine großkörnige Sorte, dafür gerne mal an der Samentüte fühlen, wie groß die Körner sind. Das Problem: Moderne Züchtungen sind oft kleinkörnig, damit sie den Eindruck junger Erbsen machen.
  • Mini-Gurken aus Hybridsorten bleiben länger gesund und sind daher ertragreicher als alte Sorten.
  • Muskatkürbis ‘Muscade de Provence’ und ‘Futsu Black’ haben beide den besten Kürbisgeschmack.
  • Palerbse ‘Germana’ ist sehr großkörnig und ergiebig.
  • Puffbohne ‘Hangdown Grünkernig’ hat sehr große Körner.
  • Rettiche ‘Ostergruß’ (rosa) und ‘Rex’ (weiß) wachsen frühzeitig und haben einen feinen Rettichgeschmack, auch für den Anbau im Herbst.
  • Romanasalat ‘Forellenschluss’ ist schmackhaft und hat lustig rot getupfte Blätter.
  • Salatgurke ‘Persika’ wächst am längsten ohne Spinnmilben im Gewächshaus.
  • Tomate ‘Primabella’ gedeiht im Freiland gut und ist gegen Krautfäule robust.
  • Zichoriensalat ‘Variegata di Castelfranco’ ist mild im Geschmack, lustig rot getupft.
  • Zuckerhutsalat (Sorte egal) zur Salatversorgung bis Januar.
  • Zuckermais: alle erhältlichen Hybridsorten – frühe und späte zur Ernteverlängerung.
Mit Material von der Bayerischen Gartenakademie