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Düngung

Energie-Kick für die Pflanzen

Jemand gießt mit einer grünen Gießkanne die Tomatensträucher.
Hubert Siegler - Bayerische Gartenakademie
am Dienstag, 06.07.2021 - 15:20

Viele Gartler düngen ihre Pflanzen bereits beim Säen und Einsetzen im Frühjahr. Doch wie sieht es mit der Düngung im Sommer aus? Während dieser Zeit brauchen einige Kulturen Energie-Nachschub, andere nicht. Wir geben Tipps.

Die Böden der meisten Hobbygartler sind gut mit Humus versorgt. Hat man zum Beispiel Kompost ausgebracht, stehen den dort wachsenden Kulturen im Sommer meist genügend Nährstoffe zur Verfügung. Die im Humus eingebetteten Nährstoffe werden durch Mikroorganismen portionsweise umgewandelt. So entstehen verfügbare, für die Pflanzenwurzeln aufnehmbare Nährelemente wie zum Beispiel Stickstoff, Phosphor, Magnesium oder Kalium. Je wärmer und zugleich feuchter der Boden ist, desto höher ist die Umsetzungsaktivität der zahlreichen Mikroorganismen.

Flüssigdünger bietet schnelle Hilfe

Bei stark zehrenden Gemüsearten wie Kohl, Tomaten oder Kürbis und manchen Blumen macht jetzt eine Ergänzung mit stickstoffhaltigen Düngern Sinn. Diese Gemüse stehen oft noch bis Oktober auf den Beeten und bilden bis dahin reichlich Einzelfrüchte oder große Köpfe aus. Hier empfiehlt sich feines Hornmehl, das in zwei bis drei Wochen von den Bodenorganismen umgesetzt werden kann. Bei der Nachdüngung bringt man 30 bis 40 g Hornmehl pro Quadratmeter aus. Hornspäne eignen sich im Sommer nicht als Dünger, die Freisetzung der Nährstoffe würde zu lange dauern.

Zeigen sich hellgrüne Blätter am Gemüse, kann dies sogar auf einen Sickstoffmangel hinweisen. Entdeckt man solche Mangelerscheinungen an Pflanzenbeständen, muss man schnell reagieren: hier eignet sich Flüssigdüngung am besten. Dabei werden sowohl kristalline wie flüssige Mittel dem Gießwasser in entsprechender Dosis beigemischt. Neben mineralischen Düngesalzen in Flüssigdüngern können auch organische Varianten wie Vinasse eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um eingedickte, vergorene Zuckerrüben-Melasse, die als Folgeerzeugnis nach dem Fermentieren von Melasse entsteht. Wer nichts kaufen möchte, kann mit selbst angesetzten Brennnessel- beziehungsweise Schachtelhalmjauchen düngen.

Kübelpflanzen gut beobachten

Wichtig ist auch, vor allem Pflanzen in Kübeln mit torffreien oder -reduzierten Substraten zu beobachten. Die alternativen Bestandteile in diesen Erden binden oft Stickstoff, der dann den Pflanzen fehlt. So können diese einen gewissen Mangel erleiden. Durch stickstoffbetonte Flüssigdüngung wird der Mangel jedoch rasch behoben.

Jedoch Vorsicht: Man sollte immer die Düngeempfehlung auf der Packung berücksichtigen. Vorsicht ist auch bei langen Trockenphasen und großer Hitze geboten. Hier bringt man Flüssigdünger keinesfalls über den Blätter, sondern im vorher angefeuchteten Bodenbereich und bei niedriger Düngerkonzentration aus.

Im Obstgarten nur Erdbeeren nachdüngen

Jemand verteilt helles Hornmehl mit einer Schaufel aus einem Zinkeimer, auf die Erde.

An Baum- und Strauchobst werden nach Mitte Juli keine stickstoffhaltigen Einzel- oder Volldünger ausgebracht, damit die Gehölze nicht weiter und stark wachsen. Das gilt auch für jegliche Ziergehölze. Das Triebwachstum soll sich bei den Gehölzen beruhigen, die Jungtriebe ausreifen, damit sie abgehärtet Winterfröste gut überstehen können. Bei Immergrünen und Nadelgehölzen kann im August noch eine Gabe an Magnesium, zum Beispiel mit Bittersalz, angesagt sein, damit sie gut versorgt in den Winter gehen.

Lediglich neu von Ende Juli bis Mitte August gesetzte Erdbeergrünpflanzen benötigen jetzt zum Start nach drei bis vier Wochen eine Nachdüngung mit stickstoffhaltigem Dünger. Auch hier eignet sich Hornmehl am besten, in einer Dosierung von 35 bis 40 g Hornmehl pro Quadratmeter. Das gilt ebenso für ertragreiche Erdbeerbestände, die ein weiteres Jahr genutzt werden und deren Laub über dem Herz bis Ende Juli abgeschnitten wurde.

Gründüngung auf frei gewordenen Beeten

Bereits im Sommer verabschieden sich erste Kulturen von den Beeten. Wird die frei gewordene Fläche nicht wieder mit Nutzkulturen bepflanzt, eignet sie sich optimal für eine Gründüngung. Diese Pflanzen binden frei gesetzte Nährstoffe und bewahren diese vor dem Auswaschen ins Grundwasser, zudem schützen sie den Boden vor Erosion und Verschlämmung. Außerdem liefert sie beim späteren Einarbeiten organische Masse, die das Bodenleben fördert und beim Verrotten Nährstoffe freisetzt.

Kommen blühende Gründüngungsarten wie Phacelia, Wicken, Buchweizen, Kleearten zum Einsatz, so freuen sich Insekten über deren Pollen und Nektar: eine wichtige Nahrungsquelle im Herbst. Überwinternde Gründüngung wie Roggen kann bis Oktober ausgesät werden und schützt den Boden bis ins Frühjahr.

Wichtige Tipps:

  • Am besten schon vor der Einsaat überlegt man, welche Kulturen nachfolgend oder im Frühjahr auf den Beeten wachsen sollen. Dadurch stellt man sicher, dass beispielsweise Kreuzblütler wie Senf nicht vor Kohl auf den Beeten wachsen – das fördert die Verbreitung von Kohlhernie.
  • Die Fläche wässert man – wenn nötig – bereits am Vortag der Einsaat mit 20 l je m², verteilt über mehrere Stunden. Dann bringt man das Saatgut aus. Hierbei empfiehlt sich die Saat in Rillen, sodass man mit einer Hacke das Unkraut dazwischen jäten kann. Das Saatgut drückt man mit der Hand fest und füllt die Rillen mit etwas Erde. Angießen braucht man die feuchte Erde nicht, so verschlämmt der Boden nicht.
  • Böden, auf denen wintergrüne oder abgefrorene Einsaaten bis Februar oder März stehen bleiben, erwärmen sich langsamer als umgegrabene Flächen. Will man frühes Gemüse anbauen, braucht man umgegrabene Beete. Einsaaten wie Möhren mit sehr feinen Samen sind nur möglich, wenn man die Gründüngung ausreißt und den empfindlichen Sämereien ein feines Saatbett anbieten kann.
Mit Material von HS/MSH
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