Blumen und Pflanzen waren von jeher wichtige Attribute des christlichen Volksglaubens. So beschreibt Till Hägele in seinem Buch "Die Welt in voller Blüte" ihre Bedeutung. Diese reichte von einem Talisman bis hin zum Aberglauben und Blumen waren wegen ihrer schützenden Kraft bei den Bauern beliebt, zugleich aber aufgrund ihrer unheilvollen Wirkung gefürchtet. Am stärksten schlägt sich diese ambivalente Sichtweise sprachlich in den weit verbreiteten Trivialnamen nieder, mit denen Pflanzen in Gut und Böse unterteilt werden.
Gute Pflanzen tragen die Namen von Gott, Christus, Engeln oder Heiligen, wie z. B. Gottes-Gnadenkraut (Gratiola officinalis), Christwurzel oder Christrose (Helleborus niger) oder Engelwurz (Angelica archangelica). Giftpflanzen führen hingegen den Namen des Teufels, z. B. Teufelsbeere (Atropa belladonna), Teufelsmilch (Euphorbia lathyris) oder Teufelspeterlein (Conium maculatum).
In Poesie und Lyrik
Auch in der Poesie und Lyrik sind Blumen sprachlich fest verankert. Der Philosoph und Literaturwissenschaftler Franz Thomas Bratranek (1815 bis 1884) sagte einmal, man würde der Blumensprache überall dort begegnen, wo die Phantasie einsetzt. Es sei also eine Sprache, die mit den Sinnen aufgenommen werde und allgemein verständlich sei.
Wie sollte man sonst schwelgerisch den Duft einer Rose beschreiben, wenn nicht in einem Gedicht? Der persische Poet Hafis (1315 – 1390) drückte es so aus: „Hört das Geheimnis der Rosen, wie statt Worte durch Düfte sie kosen.“
Neben unzähligen Blumengedichten nehmen die Blumenspiele von Toulouse, wo sie 1324 erstmals ausgetragen wurden, eine ganz besondere Rolle ein. Die Blumenspiele sind ein bis heute existierender Dichterwettstreit. Besondere Leistungen wurden früher mit einem goldenen Amarant sowie je einem Veilchen, einer Wildrose und einer Ringelblume aus Silber ausgezeichnet.
Heute gibt es zehn jährlich vergebene Preise, die immer noch nach Blumen benannt sind. Die Toulouser Blumenspiele dienten mehreren vergleichbaren Wettbewerben als Vorbild, z. B. in Köln und Baltimore.
Blütenpracht rund um die Welt

Eine botanische Entdeckungsreise zu den schönsten Blütenpflanzen der Welt – der Untertitel dieses Buches trifft den Inhalt auf den Punkt. Till Hägele, Botaniker und Leiter der Gewächshäuser des Botanischen Gartens München, nimmt die Leser mit auf eine Reise in die Ursprungsländer unserer blühenden Zimmer- und Kübelpflanzen. Er erzählt von ihrer Geschichte, der kulturhistorischen Nutzung in den Ursprungsländern und gibt zudem Tipps für ihre Pflege. Auch auf die symbolische Bedeutung von Pflanzen (siehe großer Artikel) und den nachhaltigen Einkauf geht er ein.
Die Welt in voller Blüte – eine botanische Entdeckungsreise zu den schönsten Blütenpflanzen der Welt von Till Hägele, erschienen 2021 im blv Verlag, 288 Seiten, Hardcover, ISBN 9783967470635, 48 €.