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Buchtipp

Was Eltern im Ernstfall wissen müssen

Claudia Bockholt
Claudia Bockholt
am Montag, 12.09.2022 - 15:00

Fieber, Luftnot, Verätzungen: Neuer Ratgeber für den Ernstfall bei Kindern. Kindernotärztin und Buchautorin Dr. Katharina Rieth erklärt, wie Eltern im Notfall mit ihren Kindern richtig handeln sollen und warum das Internet oft ein schlechter Ratgeber ist.

Notarzt

Wer bei der Suchmaschine Google „Fieber Baby“ eingibt, erhält mehr als 7 Mio. Einträge. Wie viele falsche Informationen darunter sind, kann man nur vermuten. Dass es viele sind – die manchmal fatale Konsequenzen haben – weiß Dr. Katharina Rieth, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Für das Deutsche Institut für Katastrophenmedizin in Tübingen ist die 38-Jährige rund 220 Stunden im Monat als Notärztin unterwegs. Sie entdeckt im Internet gelegentlich Dinge, „da schraubt es mir die Zehennägel hoch. Und das Schlimme ist: Solchen Leuten kann man nicht einmal die Approbation entziehen – denn sie haben ja gar keine“.

Gerade weil mit dem Internet eine gewaltige Informationsflut über junge Eltern hereingebrochen ist, hat Rieth ein dickes, zwischen gute alte Buchdeckel gedrucktes Kompendium auf den Markt gebracht: „Fit für den Kindernotfall – von Fieber bis Reanimation“.

Auf rund 280 Seiten und mit vielen ansprechenden Illustrationen von Maren Amini werden in 20 Kapiteln Situationen erklärt, mit denen Eltern sich lieber nicht beschäftigen würden: Schmerzen, Fieberkrämpfe, Ersticken, Ertrinken, Verbrennungen, Vergiftungen … All die furchtbaren Dinge, die Eltern Albträume bescheren. Doch Rieth will vermitteln: Nur wer gut und fachlich fundiert informiert ist, kann im Notfall richtig reagieren und „Erkennen – handeln – Leben retten!“, wie es auf dem Buchcover heißt.

Ein Nachlagewerk für Eltern, wenn das Kind krank ist

Cover-Kindernotfall-Buch-Elternratgeber-Rieth: Buchcover in dunkelblau mit roter und weißer Schrift und grafischen Elementen wie Heftpflaster.

Das Buch, erzählt die Notfallmedizinerin im Wochenblatt-Interview, ist aus dem – kostenpflichtigen – Online-Kurs „Kindernotfall ABC“ entstanden, den sie schon geraume Zeit auf der Plattform mapadoo anbietet. Die Rückfragen und Kommentare der Eltern hätten ihr eindrücklich klargemacht, wie groß die Verunsicherung ist und warum es so ein Nachschlagewerk braucht. Das Elternsein war schon immer von Ängsten begleitet. Doch heute, sagt sie, fehle es den Menschen in steigendem Maße an Gesundheitskompetenz. Und gerade die junge Generation konsultiere lieber das Internet und tausche sich in Chats aus, als die eigenen Eltern um Rat zu fragen.

Doch man braucht solides Wissen, um sein Kind im Ernstfall richtig versorgen zu können. Rieth macht auch auf ein Problem aufmerksam, das möglicherweise nicht allen jungen Eltern bewusst ist: In den Städten ist die kindernotärztliche Versorgung meist gut aufgestellt. Doch auf dem Land kann es lange dauern, bis ein Arzt oder eine Krankenschwester mit der nötigen pädiatrischen Erfahrung alarmiert ist. In der Wartezeit muss das Kind richtig versorgt sein. Und hier gilt die alte Regel, die schon in den meisten Erste-Hilfe-Kursen als Ermutigung vermittelt wird: „Gar nichts tun ist das schlechteste, was man tun kann.“

„Fit für den Kindernotfall – von Fieber bis Reanimation“ von Dr. med. Katharina Rieth, Verlag medhochzwei, Heidelberg, 286 S., 29 €; ISBN 978-3-86216-895-8.